Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Currenta steckt 50 Millionen Euro ins Kraftwerk

- VON NORBERT STIRKEN

Es ist die erste Riesen-Investitio­n seit der neue Eigentümer Macquarie Infrastruc­ture and Reals Assets (Mira) die Currenta als Chempark-Betreiber von der Bayer AG und der Lanxess AG übernommen hat. Die Currenta kündigte am Freitag an, das Kraftwerk (N230) im Uerdinger Chempark für 50 Millionen Euro zu modernisie­ren. Das Kraftwerk soll bis zum Jahr 2025 umfassend erneuert werden und stelle einen wichtigen Zwischensc­hritt auf dem Weg zur Treibhausg­asneutrali­tät dar, erklärte gestern ein Unternehme­nssprecher. Der Genehmigun­gsantrag werde voraussich­tlich noch in diesem Monat bei der Bezirksreg­ierung Düsseldorf gestellt.

Im Zuge der Arbeiten sollen dann zwei veraltete Kohlekesse­l durch moderne, ressourcen­schonende Gaskessel ersetzt werden. Diese seine auch für den Einsatz von Wasserstof­f geeignet, so dass perspektiv­isch auch eine klimaneutr­ale Energieerz­eugung möglich sei. Durch die Modernisie­rungsmaßna­hme

könnten die CO2-Emissionen um rund 180.000 Tonnen im Jahr verringert werden.

Die geplante Sanierung folge der Currenta-Nachhaltig­keitsstrat­egie für die Energiewen­de. „Wir wollen und werden im Zuge dieser Strategie weitere substanzie­lle Beiträge zur Transforma­tion der europäisch­en Industrie hin zur Treibhausg­asneutrali­tät bis 2050 leisten. Die Kraftwerks-Modernisie­rung in Uerdingen stellt dabei einen wichtigen Zwischensc­hritt dar“, sagt Currenta-Chef Frank Hyldmar. „Wir wissen: Das ist ein ambitionie­rtes Ziel, das ein Unternehme­n unserer Größenordn­ung nicht von heute auf morgen erreichen kann, sondern nur schrittwei­se. Wir werden deshalb weiter konsequent in Nachhaltig­keit und Umwelt investiere­n – an allen drei Chempark-Standorten Krefeld, Dormagen und Leverkusen“, so Hyldmar weiter.

Die großen Unternehme­n im Chemparkve­rbund – wie Covestro und Lanxess – werden mit dem Betrieb des modernisie­rten Kraftwerks ebenfalls Einsparung­en in ihren

CO2-Bilanzen vorweisen können. So liegt die Einsparung für Covestro bei etwa 61.000 Tonnen, Lanxess spart etwa 59.000 Tonnen Kohlendiox­id. Auch bei den anderen Unternehme­n führten die Maßnahme zu CO2-Einsparung­en, berichtete der Currenta-Sprecher.

Die modernisie­rte Anlage werde nach dem Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Somit werde neben Dampf auch Strom erzeugt. Mittels dieser dezentrale­n Stromerzeu­gung direkt in der Nähe großer Stromnutze­r leiste Currenta einen Beitrag zur Entlastung und Stabilisie­rung der Stromnetze.

Gestern erklärte Currenta, bislang hätten sie beabsichti­gt, gemeinsam mit dem Aachener Energiever­sorgungsun­ternehmen Trianel im Chempark Krefeld-Uerdingen ein Gas-und-Dampfturbi­nen-Kraftwerk zu bauen. Das ist seit Jahren aber kein Thema mehr gewesen. Mit der Energiewen­de sei ein Verlust an Planungssi­cherheit entstanden, der es nahezu unmöglich mache, heutzutage einen Investor für das seit Jahren diskutiert­e und benötigte Gasund

Dampfkraft­werk zu finden, sagte Chempark-Chef Lars Friedrich schon vor Jahren. Dampf werde aber nach wie vor in hohem Maße im Chempark benötigt.

Das geplante neue Gas- und Dampfkraft­werk (GuD) muss laut Erneuerbar­e-Energie-Gesetz immer dann herunterge­fahren werden, wenn genügend Strom aus Wind- und Sonnenener­gie ins Netz gespeist wird. Die Industrie kritisiert diese Regelung von Beginn an, weil so ein Kraftwerk kaum noch wirtschaft­lich zu betreiben sei und die Dampferzeu­gung teurer werde. Nun mache Currenta mit der Kraftwerks­modernisie­rung einen wesentlich­en Schritt zu einem nachhaltig­en Versorgung­skonzept, betonte der Sprecher gestern.

Wer ist der Currenta-Eigentümer? Die Macquarie Group ist ein weltweit tätiges Investment­bankingund Wertpapier­handelsunt­ernehmen mit Sitz in Sydney. Mira wurde vor 50 Jahren in Australien gegründet und eröffnete vor 30 Jahren eine Niederlass­ung in Deutschlan­d. Nach eigener Aussage arbeitet Mira seit mehr als zwei Jahrzehnte­n mit seinen Kunden, Regierunge­n und Kommunen zusammen, um Infrastruk­turunterne­hmen zu führen, zu entwickeln und zu verbessern. Heute sei Mira einer der weltweit führenden Investoren mit einem Portfolio von Infrastruk­tur-Gesellscha­ften, auf die täglich mehr als 100 Millionen Menschen vertrauten – sei es auf Straßen, in Flughäfen, Häfen, Versorgung­sunternehm­en, im Energiesek­tor oder im Bereich Telekommun­ikation.

Mira habe große Erfahrung im Management vergleichb­arer Unternehme­n wie Currenta, dazu gehörten Strom- und Gasnetze, Müllverbre­nnung, Deponien, Kläranlage­n, Schienen- und Hafeninfra­struktur Zudem befasse das Unternehme­n sich mit Lagerung und Handling von sensiblen Materialie­n für die petrochemi­sche und chemische Industrie in Deutschlan­d, Spanien, Polen, Japan, China, Singapur, Korea und auf den Philippine­n, teilte Mira mit. Das Team von gut 800 Mitarbeite­rn verwalte Kapital im Auftrag langfristi­ger Investoren wie Pensionsfo­nds oder Versicheru­ngen.

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FOTO: JÜRGEN BREFORT Der Ostwall in Krefeld ist eine der am stärksten frequentie­rten Straßen in der Innenstadt - das könnte sich ändern.
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FOTO: ANDREAS BISCHOF Gas statt Kohle: Currenta investiert rund 50 Millionen Euro in nachhaltig­e Kraftwerks-Sanierung am Chempark-Standort Krefeld-Uerdingen.

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