Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Currenta steckt 50 Millionen Euro ins Kraftwerk
Es ist die erste Riesen-Investition seit der neue Eigentümer Macquarie Infrastructure and Reals Assets (Mira) die Currenta als Chempark-Betreiber von der Bayer AG und der Lanxess AG übernommen hat. Die Currenta kündigte am Freitag an, das Kraftwerk (N230) im Uerdinger Chempark für 50 Millionen Euro zu modernisieren. Das Kraftwerk soll bis zum Jahr 2025 umfassend erneuert werden und stelle einen wichtigen Zwischenschritt auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität dar, erklärte gestern ein Unternehmenssprecher. Der Genehmigungsantrag werde voraussichtlich noch in diesem Monat bei der Bezirksregierung Düsseldorf gestellt.
Im Zuge der Arbeiten sollen dann zwei veraltete Kohlekessel durch moderne, ressourcenschonende Gaskessel ersetzt werden. Diese seine auch für den Einsatz von Wasserstoff geeignet, so dass perspektivisch auch eine klimaneutrale Energieerzeugung möglich sei. Durch die Modernisierungsmaßnahme
könnten die CO2-Emissionen um rund 180.000 Tonnen im Jahr verringert werden.
Die geplante Sanierung folge der Currenta-Nachhaltigkeitsstrategie für die Energiewende. „Wir wollen und werden im Zuge dieser Strategie weitere substanzielle Beiträge zur Transformation der europäischen Industrie hin zur Treibhausgasneutralität bis 2050 leisten. Die Kraftwerks-Modernisierung in Uerdingen stellt dabei einen wichtigen Zwischenschritt dar“, sagt Currenta-Chef Frank Hyldmar. „Wir wissen: Das ist ein ambitioniertes Ziel, das ein Unternehmen unserer Größenordnung nicht von heute auf morgen erreichen kann, sondern nur schrittweise. Wir werden deshalb weiter konsequent in Nachhaltigkeit und Umwelt investieren – an allen drei Chempark-Standorten Krefeld, Dormagen und Leverkusen“, so Hyldmar weiter.
Die großen Unternehmen im Chemparkverbund – wie Covestro und Lanxess – werden mit dem Betrieb des modernisierten Kraftwerks ebenfalls Einsparungen in ihren
CO2-Bilanzen vorweisen können. So liegt die Einsparung für Covestro bei etwa 61.000 Tonnen, Lanxess spart etwa 59.000 Tonnen Kohlendioxid. Auch bei den anderen Unternehmen führten die Maßnahme zu CO2-Einsparungen, berichtete der Currenta-Sprecher.
Die modernisierte Anlage werde nach dem Konzept der Kraft-Wärme-Kopplung betrieben. Somit werde neben Dampf auch Strom erzeugt. Mittels dieser dezentralen Stromerzeugung direkt in der Nähe großer Stromnutzer leiste Currenta einen Beitrag zur Entlastung und Stabilisierung der Stromnetze.
Gestern erklärte Currenta, bislang hätten sie beabsichtigt, gemeinsam mit dem Aachener Energieversorgungsunternehmen Trianel im Chempark Krefeld-Uerdingen ein Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk zu bauen. Das ist seit Jahren aber kein Thema mehr gewesen. Mit der Energiewende sei ein Verlust an Planungssicherheit entstanden, der es nahezu unmöglich mache, heutzutage einen Investor für das seit Jahren diskutierte und benötigte Gasund
Dampfkraftwerk zu finden, sagte Chempark-Chef Lars Friedrich schon vor Jahren. Dampf werde aber nach wie vor in hohem Maße im Chempark benötigt.
Das geplante neue Gas- und Dampfkraftwerk (GuD) muss laut Erneuerbare-Energie-Gesetz immer dann heruntergefahren werden, wenn genügend Strom aus Wind- und Sonnenenergie ins Netz gespeist wird. Die Industrie kritisiert diese Regelung von Beginn an, weil so ein Kraftwerk kaum noch wirtschaftlich zu betreiben sei und die Dampferzeugung teurer werde. Nun mache Currenta mit der Kraftwerksmodernisierung einen wesentlichen Schritt zu einem nachhaltigen Versorgungskonzept, betonte der Sprecher gestern.
Wer ist der Currenta-Eigentümer? Die Macquarie Group ist ein weltweit tätiges Investmentbankingund Wertpapierhandelsunternehmen mit Sitz in Sydney. Mira wurde vor 50 Jahren in Australien gegründet und eröffnete vor 30 Jahren eine Niederlassung in Deutschland. Nach eigener Aussage arbeitet Mira seit mehr als zwei Jahrzehnten mit seinen Kunden, Regierungen und Kommunen zusammen, um Infrastrukturunternehmen zu führen, zu entwickeln und zu verbessern. Heute sei Mira einer der weltweit führenden Investoren mit einem Portfolio von Infrastruktur-Gesellschaften, auf die täglich mehr als 100 Millionen Menschen vertrauten – sei es auf Straßen, in Flughäfen, Häfen, Versorgungsunternehmen, im Energiesektor oder im Bereich Telekommunikation.
Mira habe große Erfahrung im Management vergleichbarer Unternehmen wie Currenta, dazu gehörten Strom- und Gasnetze, Müllverbrennung, Deponien, Kläranlagen, Schienen- und Hafeninfrastruktur Zudem befasse das Unternehmen sich mit Lagerung und Handling von sensiblen Materialien für die petrochemische und chemische Industrie in Deutschland, Spanien, Polen, Japan, China, Singapur, Korea und auf den Philippinen, teilte Mira mit. Das Team von gut 800 Mitarbeitern verwalte Kapital im Auftrag langfristiger Investoren wie Pensionsfonds oder Versicherungen.