Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Jahr Homeoffice
Corona lehrt: Es braucht stabiles Internet, gute Bildung – und Freunde.
Wissen Sie noch, damals, als wir alle ins Büro gingen? Damals, vor der Pandemie, war die Welt noch in Ordnung. Fast 90 Prozent der abhängig Beschäftigten in Deutschland fuhren Tag für Tag brav zur Arbeit. Heute, ein Jahr nach Beginn des ersten Lockdowns, arbeitet jeder Zweite von zu Hause aus.
Ein Jahr der Online-Konferenzen zwischen Homeschooling und Waschmaschine. Ein Jahr wie eine Ewigkeit. Pünktlich zum Jahrestag hat die Bundesregierung eine Studie vorgelegt, die dokumentiert, was dieses Jahr Homeoffice mit uns gemacht hat. Ich kann es kurz machen: nichts Gutes. Die allgemeine Lebenszufriedenheit ist deutlich gesunken. 42 Prozent aller
Befragten empfinden ihr Leben heute als „anstrengend“. Vor allem Frauen scheint die Arbeitssituation zu Hause zu belasten.
Dabei ist es weniger die technische Ausstattung, an der es mangelt. 85 Prozent aller Befragten haben vom Arbeitgeber einen Laptop, ein Smartphone oder einfach nur Software für den eigenen PC gestellt bekommen. Woran es offenbar häufiger fehlt, sind geeignete Büromöbel. Vor allem vermissen die Menschen aber den persönlichen Kontakt mit den Kollegen aus dem Büro.
Gewinner der Pandemie sind Beschäftigte mit höherer Bildung. Nicht nur, dass es für sie leichter wäre, ihrer Arbeit von zu Hause aus nachzugehen. Menschen mit Abitur oder Hochschulabschluss müssen im Homeoffice deutlich weniger Arbeitszeit aufwenden als schlechter Gebildete, um ihr ohnehin überdurchschnittliches Einkommensniveau zu halten. Wenn wir die Pandemie als Orakel für die Arbeitswelt der Zukunft begreifen, so lautet mein Fazit: Wer sich selbst oder seine Kinder krisensicher machen möchte, sollte weniger in die Technik, sondern vor allem in die Ausund Weiterbildung investieren, in eine stabile Internetverbindung und in gute Freunde.
Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.