Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Endlich wieder ins Museum
Mit Terminreservierung und unter Beachtung der Corona-Regeln sind Besuche im Clemens-Sels-Museum möglich.
NEUSS Das Ich zum Schweigen bringen, die Sehnsucht nach Phantasie und Inspiration, und schließlich auch die Lust auf ein Zwiegespräch – das vereinigte die Besucher des Clemens-Sels-Museums in Neuss am Sonntag. Seit Dienstag hat das Museum wieder geöffnet und ist auf die durch Corona bedingten Einschränkungen optimal vorbereitet. Stringente Wegeführung gehört dazu, und ohnehin dürfen nur 50 Besucher am Tag ins Museum gelassen werden. Sie müssen ihre Teilnahme vorher buchen und erhalten ein Zeitfenster von maximal zwei Stunden.
Trotz dieser wenig motivierenden Einschränkungen war das Museum am Sonntag nahezu ausgebucht. Eine der ersten Besucherinnen war Barbara Otten (59). Sie hatte ein sehr persönliches Anliegen, denn ihr Lehrer war Helmut Hahn. Ihm ist die aktuelle Ausstellung gewidmet: „Inspiriert! Helmut Hahn im Dialog mit Max Ernst, Elisabeth Kadow und Otto Steinert“.
Rund 100 Exponate zeigt das Museum des „Tausendsassa“Helmut Hahn, der 1928 in Mönchengladbach geboren wurde und 2017 in Korschenbroich verstarb. Barbara Otten bewundert vor allem sein Werk „Schwarzes Tabernakel und siebenmal Asche sein“von 1984. Es ist in Futterseide gearbeitet. „Das ist das Unterfutter von hochwertigen Kleidern“, erklärt die einstige Schülerin. Sie wird von Sabine Meyer begleitet, die „einfach nur froh ist, mal wieder ins Museum zu dürfen“.
Ganz ähnlich ergeht es Tini Chehab (35), die vor einem Jahr zuletzt in einem Museum war. „Ich gehe gerne zu solchen Exkursionen mit meiner Schwiegermutter. Dabei gibt es immer Neues, Inspirierendes zu entdecken.“Die Schwiegermutter ist Claudia Chehab (65), die Helmut Hahn mit seinen groß dimensionierten Wandbehängen aus dem Kreismuseum
Zons kennt und neugierig war, „was Neuss daraus macht“. Sie wollte eigentlich eine Führung buchen, die corona-bedingt noch nicht stattfindet, und vertraute Uta Husmeier-Schirlitz, der Leiterin des Neusser Museums, die versicherte: „Wir halten ein vielseitiges kulturelles Programm vor, weil wir Kunst und Kultur für eine wichtige Bereicherung allen Lebens halten.“
Wegen Helmut Hahn war auch Katrin gekommen. „Was der alles gemacht hat“, staunt sie nach ihrem Besuch und meint dabei auch die Objektkästen im Eingangsbereich des Museums. „Offensichtliche Absurditäten“nennt Helmut Hahn eine Arbeit von 1984. Die Eheleute
Silke und Benedikt sind eigentlich alte Museumshasen, freuen sich aber, immer wieder Neues zu entdecken.
Das war gestern auch so, als sie eher zufällig auf Arbeiten der Reihe „Unterricht am Original“trafen. Was Silke als „phantastisch und beeindruckend“empfand, waren persönliche Eindrücke von Schülerinnen der Kunstleistungskurse des Erzbischöflichen Gymnasiums Marienberg, die sie in der Auseinandersetzung mit Kunstwerken der aktuellen Ausstellung geschaffen haben. In einer kleinen Sonderausstellung sind die Bildwelten, Collagen und sogar Skulpturen noch bis zum 28. März zu bestaunen.
Die Beschäftigung mit dem Surrealismus, mit Max Ernst, Francisco de Goya und schließlich Helmut Hahn führte zu überraschend kreativen Einfällen, gelegentlich auch zu kuriosen Titeln: Eine Porträtsammlung zu Max Ernst‘ Selbstdarstellung als „König der Vögel“trägt als Merkmal: „Hässliche Porträts wider den ordinären Geschmack“. Genau solche Einmaligkeiten suchte auch Corinna Rulfs (59), sachkundige Bürgerin im Kulturausschuss der Stadt Neuss. Sie war heilfroh, dass die Museumstüren wieder geöffnet sind. „Ich habe die Eröffnung von ‚Inspiriert‘ digital begleiten dürfen und bin nun sehr gespannt, alles Gesehene nun vital erleben zu können.“