Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Weniger Menschen im Zentrum unterwegs
Viele zog es laut einer aktuellen Studie im Lockdown in grünere Stadtteile, die zentralen Stadtteile verloren deutlich an Besuchern.
DÜSSELDORF Die Düsseldorfer hat es während der Corona-Pandemie weniger in das Stadtzentrum gezogen, dafür aber stärker in die äußeren Bezirke. Im Januar 2021 hielten sich deutlich mehr Menschen in von Grünanlagen oder von Wald geprägten Stadtteilen auf als ein Jahr zuvor, zentrale Bereiche wie beispielsweise die Altstadt und Stadtmitte waren hingegen weniger frequentiert. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung des Immobiliendienstleisters CBRE hervor, der dafür Mobilfunkdaten verschiedener Apps ausgewertet und verglichen hat.
Es werde deutlich, dass „Wald, Wiese, Wasser“die bevorzugten Rückzugsorte der Düsseldorfer seien, hieß es. „Für uns hat sich klar gezeigt, wie wichtig gerade während der Pandemie diese Naherholungsgebiete für die Düsseldorfer sind“, sagt Max Schultheis, City-Lead Düsseldorf bei CBRE.
Das Datenmaterial der Studie erlaubt es den Angaben zufolge nicht, in absoluten Zahlen anzugeben, wie viele Bürger sich zu einer bestimmten Zeit in den Stadtteilen aufgehalten haben – weil nur die Funkdaten bestimmter Smartphone-Apps ausgelesen werden. Man könne aber ablesen, welche Bereiche während der Pandemie von deutlich mehr Menschen besucht wurden als vorher.
Hier gehören Stadtteile wie Angermund im Norden, Gerresheim und Grafenberg im Osten sowie Benrath im Süden zu den großen Frequenzgewinnern. Von Rath bis Wersten formen die stärker besuchten äußeren Stadtteile (rot eingezeichnet; Frequenzanstiege von mehr als 15 Prozent) auf der Karte eine Art Banane. Stadtteile wie Urdenbach oder Wittlaer (orange) verzeichneten einen Anstieg über sieben Prozent.
Teilweise könnten diese Effekte wohl damit zu tun haben, dass die Bürger dort im Homeoffice geblieben sind, statt wie sonst ins Stadtzentrum zur Arbeit zu fahren. Aus Sicht von CBRE haben viele der Stadtteile mit den höheren Frequenzen aber vor allem wegen ihrer Grünflächen oder Wälder zusätzlich Besucher angezogen. „Es scheint, als möchte der Düsseldorfer der städtischen Dichte ein Stück weit entfliehen“, so die Studie.
Mehr als 15 Prozent an Frequenz verloren haben unterdessen zentrale Stadtteile wie die Altstadt und Stadtmitte (auf der Karte dunkelblau), aber auch Stockum (der Standort der Düsseldorfer Messe) und Lohausen (Flughafen). „Viel weniger Menschen sind zum Arbeiten in ihre Büros gefahren, und auch zum Einkaufen sind während des Lockdowns natürlich weniger Menschen in die Stadtmitte gekommen.“Stattdessen habe Düsseldorf auch von seinen gut aufgestellten Stadtteilzentren profitiert.
Auffällig ist aus Sicht der Immobilienexperten, dass im Bereich des Stadtzentrums die Carlstadt eine Ausnahme bildet. „Das mag zum Teil an den Besuchern liegen, die am Rhein spazieren gegangen sind. Vor allem aber liegt es aus unserer Sicht an der Nahversorgung auf und rund um den Carlsplatz, die für viele gerade während des Lockdowns eine wichtige Anlaufstelle war“, sagt Max Schultheis. Aber auch das linksrheinische Niederkassel war im Januar 2021 weitaus besser besucht.
Im vergangenen Jahr hatten bereits GPS-Messungen des Navigationsgerätehersteller TomTom gezeigt, dass etwa die südlichen Erholungsgebiete stärker besucht wurden als vor der Pandemie. Und auch die Bezirksbürgermeisterin im Stadtbezirk 7, Maria Icking, kann für Ludenberg und Gerresheim den Eindruck klar bestätigen: „Die Zahl der Erholungssuchenden ist deutlich gestiegen, am Sonntagvormittag sind schon früh die Parkplätze an der Rennbahn besetzt, von denen man schnell in den Wald gelangt.“Dass es so viele Düsseldorfer in die Gegend zieht, sei schön und verständlich, habe aber aus ihrer Sicht auch eine Kehrseite: „Für die Anwohner kann die Situation zeitweise auch belastend sein.“
Insgesamt hat sich der durchschnittliche Bewegungsradius der Düsseldorfer der Studie zufolge gegenüber Januar 2020 übrigens um gut ein Drittel verringert – von 16 Kilometern pro Tag auf rund zehn Kilometer. Offenbar hätten stadtübergreifende Ziele an Bedeutung verloren, während die Bürger eher die Naherholungsflächen in der eigenen Stadt aufsuchten, hieß es dazu.
Als positiv wertet Max Schultheis die Ergebnisse einer weiteren Messung: Daraus geht hervor, dass die Besucherfrequenzen in der Innenstadt nach dem Ende des ersten Lockdowns 2020 wieder deutlich anstiegen. „Die Attraktivität der Innenstadt
hat also offensichtlich keinen Schaden genommen, sondern sich schnell wieder erholt, es hat sogar klare Nachholeffekte gegeben.“Entsprechend rechnet er damit, dass auch nach dem Ende der aktuellen Beschränkungen wieder mehr Besucher in das Stadtzentrum strömen werden.