Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Eine Klavierschülerin des großen Franz Liszt
Klassik Aus der vermeintlichen Provinz kommen manchmal besonders schöne Kulturangebote. So am Ostermontag, 5. April, ab 20 Uhr aus der Festhalle in Viersen, die wegen ihrer phänomenalen Akustik berühmt ist. Auf dem festlichen Programm eines Osterkonzerts steht „Tempesta di Mare“mit Werken von Händel, Vivaldi und Telemann, online zum „Eintrittspreis“von zehn Euro, dargeboten vom Freiburger Barockorchester unter Leitung von Konzertmeisterin Leila Schayegh an der Violine und mit dem Blockflötisten Maurice Steger als Solist. Steger gilt als einer der weltweit führenden Virtuosen seines Instruments. Das Konzert wird weltweit über QChamberstream.com übertragen. Genaue Informationen zum Programm und zu den Tickets gibt es unter www.viersen.de/de/ veranstaltung. w.g.
Justin Bieber feiert die Langeweile
Pop Das letzte Album von Justin Bieber erschien 2020, es hieß „Changes“und ließ darauf hoffen, dass der heute 27-Jährige seinen Stil gefunden hat. Das war eine R&B-Platte, auf der Produzent Poo Bear Vorlagen lieferte, die Bieber gut aussehen ließen. Er ist ja stimmlich nicht gerade das, was die Amerikaner ein Powerhouse nennen, aber er ist ziemlich gut in der Mittellage, er kann grooven und den Zuhörer einspinnen. Das gelang auf „Changes“, und man dachte, da würde er weitermachen.
Bieber entschied sich anders. Das neue Album heißt „Justice“und kommt ohne die Unterstützung von Poo Bear aus. Bieber probiert verschiedene Stile, er wirkt an allen interessiert, wenn auch nur ein bisschen. Genres werden anprobiert wie Kleider. Vielleicht kann man das Album so zusammenfassen: Justin Bieber hat seinen Spaß an der Langeweile entdeckt.
„Die For You“verbreitet 80erJahre-Flair, „As I Am“klingt nach Ed Sheeran, und in „Off My Face“liefert Bieber zur akustischen Gitarre eine seiner besten Vokal-Performances. Mit Ausnahme von „Peaches“und eventuell „Holy“fehlt ein Hit. Überhaupt
Sachbuch Die Fachwelt schätzt ihn als einen der führenden Mahler-Experten. Nun hat Helmut Brenner, der in Meerbusch lebt und seit vielen Jahren auch musikpublizistisch arbeitet, ein faszinierendes Buch über Charlotte Blume-Arends (1857–1930) geschrieben, die aus Nordfriesland stammte. Sie war eine der wenigen Klavierschülerinnen von Franz Liszt und machte später als Pianistin und Klavierpädagogin Karriere. Das Buch erzählt von der bannenden Kraft des großen Lehrers, vom Selbstbewusstsein einer aufstrebenden Künstlerin, die Kunst und Familie aufopferungsvoll verbinden musste. Beeindruckend ist, wie Brenner mit hoher Schlagzahl historische Dokumente einblendet, ohne dass die Fülle etwa von Zitaten das Buch wie eine Dissertation wirken lässt. Viele Abbildungen machen das Buch zu einem auch optisch höchst ansprechenden Werk. w.g. fällt auf, dass die meisten Songs einfach durchlaufen: ereignislos und ohne Haken. Die „goose bumps“, um die es in „Love You Different“geht, spürt man nicht. Das heißt nicht, dass das ein schlechtes Album wäre. Jede
Note ist hochwertig produziert, in „Ghost“gibt es sogar so etwas wie einen Grime-Rhythmus. Aber irgendwer verkleistert alle Kanten, sodass alles nach halb geschlossenen Lidern klingt.
Es gibt zwei längere Ausschnitte einer Rede von Martin Luther King. Das ist rätselhaft, weil sie keine Verbindung zum restlichen Album haben. In Biebers Texten geht es neuerdings ausschließlich um die Rettung durch den Glauben und das Glück der Ehe. Man weiß oft gar nicht, ob er über Gott oder Hailey Baldwin singt.
Das ist Musik, zu der man ein bisschen mit dem Kopf wackelt. Viel mehr geht ja gerade ohnehin nicht. Philipp Holstein