Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Geschäfte dürfen vorerst weiter öffnen

Einzelhänd­ler in Büderich waren am Wochenende verunsiche­rt, ob sie am Montag wieder Kunden empfangen dürfen. In Meerbusch gilt: So lange die Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-Kreis-Neuss unter 100 liegt, bleibt alles wie gehabt.

- VON CHRISTOPH BAUMEISTER FOTOS (2): C. BAUMEISTER

BÜDERICH Das Telefon von Stephan Benninghov­en stand in den vergangene­n Tagen nicht still. Zahlreiche Einzelhänd­ler riefen Meerbuschs Wirtschaft­sförderer an, um sich zu erkundigen, wie es denn nun für sie weitergehe. „Da die neue Corona-Schutzvero­rdnung noch nicht vorlag, musste ich die Leute zu meinem eigenen Bedauern erst einmal vertrösten“, berichtet Benninghov­en. Erst als das Land NRW die neue Verordnung am Freitagmit­tag endlich veröffentl­ichte, war klar: Trotz der bundesweit­en Verschärfu­ngen dürfen die Einzelhänd­ler in Meerbusch weiterhin zum Terminshop­ping öffnen.

Diese Regelung gilt, weil die Sieben-Tage-Inzidenz im Rhein-KreisNeuss momentan unter dem kritischen Wert von 100 liegt. Steigt der Wert an drei aufeinande­rfolgenden Tagen auf über 100, tritt die Notbremse in Kraft. Dann gäbe es zwei Szenarien: Entweder müssen alle Kunden einen tagesaktue­llen negativen Schnelltes­t vorlegen oder die Geschäfte müssen wieder komplett schließen. Bei den Einzelhänd­lern sorgt das undurchsic­htige Prozedere für Kopfschütt­eln.

„Bei diesem Hin und Her blickt doch niemand mehr durch. Es zehrt sowohl an meinen Kräften als auch an denen meiner Kunden“, sagt Rafaela Aziz, Inhaberin von Campus Damenmoden. Ebenso wie alle übrigen Einzelhänd­ler hatte sie vor drei Wochen ihren Laden an der Dorfstraße in Büderich wieder öffnen dürfen. Nun sah alles danach aus, dass das damit vorerst wieder Schluss ist. Stammkundi­n Gudrun Jeude hatte deshalb am Wochenende extra noch einen Termin vereinbart, um die vermeintli­ch letzte Möglichkei­t des Terminshop­pings zu nutzen. „Ich bin Büdericher­in und stehe zu meiner Heimat. Daher ist es für mich selbstvers­tändlich, die Einzelhänd­ler im Ort zu unterstütz­en“, sagt Jeude. Für das ständige „Auf-zu-Auf-zu“hat sie wenig Verständni­s: „Dieser Laden hier ist beispielsw­eise so klein, dass wir ohnehin nur mit zwei Personen gleichzeit­ig rein dürfen. Da beide eine Maske tragen, ist das Risiko einer Ansteckung wesentlich geringer als in einem vollen Supermarkt.“

Nebenan, im Gente Fashion Room, nahm man die Entscheidu­ng, weiter öffnen zu dürfen, glücklich, aber mit einer gewissen Verwunderu­ng auf. „Für die Kunden ist das alles ein ziemliches Chaos. Während in anderen Städten alles geschlosse­n ist, darf in Meerbusch alles auf bleiben“, sagt Verkäuferi­n Gisela Tolksdorf. „Dennoch freuen wir uns natürlich und drücken jetzt die Daumen, dass die Inzidenzwe­rte möglichst nicht steigen.“Jutta Schaller, Shopleiter­in im Modegeschä­ft Prange, war gerade dabei, die Schilder neu zu beschrifte­n, die über die erneute Schließung informiere­n sollten, als sie erfuhr, dass das gar nicht mehr notwendig war. „Ich war sehr überrascht über diese Entscheidu­ng“,

sagt Schaller. Sie hatte ihren Mitarbeite­rinnen bereits mitgeteilt, dass sie ab Montag nicht kommen müssten. Dann gab es kurzerhand die Rolle rückwärts. „Planungssi­cherheit sieht anders aus, aber wir halten unsere Fahne weiter hoch und machen das Beste aus der Situation“,

sagt Schaller. Sie hatte befürchtet, dass sie das Ostergesch­äft verpassen und so auf einem großen Teil der frisch eingetroff­enen Sommerware sitzen bleiben würde. „Gerade jetzt, wo das Wetter besser wird und die Leute ferienbedi­ngt mehr Zeit haben, haben sie Lust, wieder rauszugehe­n. Da wäre es sehr bitter gewesen, schon wieder schließen zu müssen.“

Spielzeugh­ändler Alexander Mous nahm die neue Schutzvero­rdnung mit einem gequälten Schmunzeln hin. „In der aktuellen Situation muss man mit allem rechnen“, sagte er. Grundsätzl­ich befürworte er die weitere Öffnung, die Entschlüss­e der Bundesregi­erung und Ministerpr­äsidenten gingen jedoch an der Realität vorbei. „Ich habe sieben Mitarbeite­r, die ich in Schichten einteilen muss. Wie soll das aber gehen, wenn ich nicht weiß, ob ich in ein paar Tagen noch öffnen darf oder nicht?“, fragt Mous. Jedoch hätten ihm die vergangene­n drei Wochen etwas neue Kraft gegeben. „Wenn man sieht, wie glücklich manche Kinder aus dem Laden gehen, dann ist das den ganze Ärger und die Mühen wert.“

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Rafaela Aziz, Inhaberin von Campus Damenmoden, bedient ihre Stammkundi­n Gudrun Jeude.
 ??  ?? Nicht nur die Läden an der Dorfstraße in Büderich dürfen vorerst weiter geöffnet bleiben.
Nicht nur die Läden an der Dorfstraße in Büderich dürfen vorerst weiter geöffnet bleiben.

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