Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein halber Profi unter Berufsmusikern
Der Neusser Simon Cohnitz gehört als Bassist zur Band Uncle Remus, die ansonsten aus Profis besteht.
NEUSS Als er studiert hat, in Essen, hat es ihn mal eine Weile weggezogen aus Neuss. Über den Rhein, nach Düsseldorf. Aber geboren ist Simon Cohnitz in der Qurinusstadt, hat dort das Abi gemacht – und wohnt und lebt heute, mit 43 Jahren, wieder in Neuss. Im Stadionviertel mit zwei Kindern und seiner Frau Birgit, die ebenfalls Musikerin ist. Das heißt, eine Weile hatte Simon Cohnitz sogar gedacht, hauptberufliche Gitarre und/oder Klavier spielen zu können. „An der Musikschule habe ich die berufsbegleitende Ausbildung gemacht“, sagt er, „aber meine Handgelenke machten auf Dauer nicht mit.“
Wirtschaftsinformatik hat Simon Cohnitz dann studiert, arbeitet beim Land NRW, hat seine Stundenzahl allerdings im Moment wieder reduziert, um seiner eigentlichen Passion nachzugehen: dem Gitarrespielen. Cohnitz ist Bassist der Erkrather Band Uncle Remus, hat gerade mit dem ersten Album den zweiten Platz beim Rock- und Pop-Preis belegt. Dabei ist er der einzige „Halbprofi“der Band, in diesen Tagen allerdings aber besonders froh darüber, dass er sein Geld als Wirtschaftsinformatiker verdient. Und nicht als feier Musiker wie seine Bandkollegen, denen die Corona-Pandemie derzeit wirklich zusetzt.
„Wir sind eine Live-Band“, sagt Cohnitz kategorisch, „spielen am liebsten vor Publikum, aber sind im Moment auch sehr froh über diese Auszeichnung.“Digitale Werbung sei schwierig, sagt der Bassist, denn alles werde von der Band selbst organisiert. „Blues nicht ganz klassisch, sondern mit Pop und Soul“: So umschreibt Cohnitz die Musikrichtung, in die die Fünf gegangen sind.
„Ganz klassisch“mit der Musikschullaufbahn hatte es schon für den kleinen Simon angefangen, von der Gitarre kam er schließlich zum Bass, hatte als Nebenfach noch Klavier „und am Ende der Schulzeit dann gemerkt, wie stark belastet meine Handgelenke waren“, erzählt er. Während des Studiums habe er wenig gespielt, gibt er zu, „aber als nach ein paar Jahren mein Bruder die Idee hatte, eine Partyweihnacht im Geschwister-Scholl-Haus zu veranstaltet, war ich dabei“. Seine Frau Birgit, eine Sängerin, habe er dort kennengelernt, sagt er, und seit mehr als 35 Jahren ist er der „Partyweihnacht“, die seit 2018 im Kontakt Erfttal stattfindet, treu.
Irgendwann hatte er dann auch den Schlagzeug-Profi Sven Hansen (Joseph Parsons Band) kennengelernt, „und der hat mich gefragt, ob ich bei ihm einsteigen will“. Für Simon Cohnitz war das eine Art Ritterschlag, denn im Gegensatz zu den beiden anderen Musikers des Trios, aus dem später die Band Uncle Remus (benannt nach dem fiktiven Erzähler der Tiergeschichten, der in sieben Bänden ab 1881 von einem amerikanischen Autor veröffentlicht wurden) erwuchs, hatte er keinerlei Profi-Erfahrung. „Die anderen hatten solche“, sagt er, „waren schon mit Pur unterwegs.“Und so sieht er sich auch als Lernender: „Dinge wie Booking oder Promotion konnte ich vorher nicht.“
Das Trio, von Beginn an bestehend aus Frank Herbort (aus Kaarst) an der Gitarre, Simon Cohnitz am Bass und Sven Hansen an den
Drums, vergrößerte sich mit Sänger Jeffrey Amankwa und Tom Plötzer an den Keys zur Band: Uncle Remus war geboren.
Das erste Album haben sie 2019 aufgenommen – und dass „Keep the Devil busy” gleich den zweiten Platz beim Deutschen Rock- und Pop-Preis belegte, freut nicht nur Cohnitz. Virtuell wurde der Wettbewerb des Deutschen Rock & Pop Musikerverbandes und der Deutschen Pop-Stiftung durchgeführt. Dass die Bewerbung überhaupt zustande kam, hat die Band dem Neusser Musiker Udo Klopke zu verdanken. Er hatte Cohnitz und Co. davon erzählt, denn „man kennt sich und man hilft sich“, sagt der Neusser Musiker.