Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Vier Sängerinne­n und ein Fensterkon­zert

Die Gesangsgru­ppe „Jam Voices“aus Meerbusch bietet kleine Konzerte an der Haustür an. Mit Abstand können die Bewohner ihrem persönlich­en Ständchen lauschen.

- VON ANGELIKA KIRCHHOLTE­S RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER

STRÜMP Irene Slama schaut voller Vorfreude aus ihrem Wohnzimmer­fenster. Sie hat sich sofort gemeldet, als sie gehört hatte, dass die „Jam Voices“in Kürze mit einem „Window Singing“, also einem kleinen Konzert im Freien, auftreten dürfen. Vor der Haustür, natürlich auf Abstand, aber immerhin.

Nachdem sich die Jam Voices die Zustimmung von Bürgermeis­ter Christian Bommers eingeholt hatten, informiert­en sie Freunde und Nachbarn und hatten schnell für ihren ersten Auftritt am späten Freitagnac­hmittag mehrere Anmeldunge­n beisammen. Bei Irene Slama ist Premiere.

Slama, Mitglied bei der Interessen­gemeinscha­ft Kleene Strömper, ist Fan der Gesangsgru­ppe, seit sie auf dem Strümper Weihnachts­markt beim Glühwein ausschenke­n die jungen Frauen und ihre Musik gehört hat. „Solch ein Konzert direkt bei mir vor dem Fenster finde ich super“, sagt sie und lacht. Freudig winkt sie den Sängerinne­n zu, als diese in die stille Sackgasse an der Dechant-Faßbender-Straße einbiegen. Daniela von Deylen, Sabine Meisner, Birgit Busch und Simone Keusen bilden die derzeitige Besetzung der Gesangsgru­ppe. Ohne großes Equipment, nur mit einer Lautsprech­erbox, die schnell an den Strom angeschlos­sen wird, stellen sich die Sängerinne­n in Position.

Sie singen teilweise a-capella, was ihre Stimmen gut zur Geltung bringt und zudem in der Nachbarsch­aft nicht für zu große Aufmerksam­keit sorgt. Denn natürlich soll dieses kleine Konzert nicht zu einer Ansammlung von Menschen führen. Mit „Oh, happy day“, dem weltbekann­ten Gospelsong der Edwin Hawkins Singers, startet das Konzert sehr schwungvol­l. Irene Slama hat ihr Smartphone gezückt, um ihr ganz persönlich­es Ständchen zu filmen. Gegenüber öffnet sich eine Haustür. Ein Mann guckt, wo der Gesang herkommt, und swingt gleich mit. Mit Mark Fosters

„Und die Chöre singen für dich“treffen die Jam Voices genau den Geschmack ihrer Gastgeberi­n. Sie hat zwar nicht den roten Teppich ausgerollt und wirft mit Konfetti, wie es der Liedtext beschreibt, aber die positive Stimmung, die dieser Song verbreiten will, springt wie ein Funke über. Rhythmisch­es Klatschen unterstrei­cht die Melodie dieses Ohrwurms. Die Nachbarn, die weiter entfernt stehen, freuen sich mit. Es herrscht eine super Stimmung – trotz Corona. Oder vielleicht gerade deshalb.

Nach vier Songs packen die Jam Voices ein. Drei weitere Stationen warten auf sie an diesem Abend. An jeder Haustür bieten die Jam Voices nicht nur einen kleinen Ausschnitt aus ihrem Repertoire, sondern sie sammeln Spenden für zwei Meerbusche­r

Organisati­onen: die Rebecca-Klausmeier-Stiftung in Osterath und die Büdericher Jugendfarm Streichelz­oo Arche Noah.

Die Formation Jam Voices ist aus den legendären Gospelchör­en des Meerbusch-Gymnasiums hervorgega­ngen. In den 1980er und 90er Jahren begeistert­e Wolf-Dieter Bollig mit verschiede­nen Chören sein Publikum. „Nachdem Bollig im Jahr 2000 in den Ruhestand gegangen war, wollten wir aber nicht aufhören und haben uns auf eigene Beine gestellt“, berichtet Daniela von Deylen. Sie und Sabine Meisner sind als Gründungsm­itglieder der Jam Voices von Anfang an dabei. „Unser heutiges Repertoire umfasst nicht nur Gospelsong­s, sondern auch Oldies, Rock und Pop“, so von Deylen.

Bei Gospelkonz­erten in der Versöhnung­skirche, bei Stadtfeste­n, Weihnachts­märkten und privaten Feiern werden sie normalerwe­ise gut gebucht. Konkrete Wünsche werden etwa bei Hochzeitsp­aaren gerne erfüllt. Aber seit dem vergangene­n Jahr ist alles anders. Corona verhindert­e Auftritte der Jam Voices, die als Amateurgru­ppe zwar nicht auf Eintrittsg­elder angewiesen sind, aber ohne Publikum mache es einfach keinen Spaß, so von Deylen. Daher hatte die Gruppe die Idee, statt richtiger Konzerte ein „Window Singing“zu veranstalt­en. Nach der gelungenen Premiere am Freitag können weitere Termine vereinbart werden, die (bis auf Karfreitag) immer jeweils freitags am frühen Abend stattfinde­n sollen.

Wer sich dafür interessie­rt, kann mit Daniela von Deylen unter dani@ jam-voices.de oder 0172 9078642 Kontakt aufnehmen.

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Irene Slama schaut aus ihrem Fenster und lauscht dem Gesang der Band „Jam Voices“.

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