Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Mal wieder Facebook
Das riesige Datenleck ist eine Katastrophe, die Reaktion des Konzerns unverschämt.
Wir müssen über Facebook reden. Schon wieder. Über Ostern wurde bekannt, dass es bei dem Freunde-Netzwerk ein gigantisches Datenleck gegeben hat.
Die privaten E-Mail-Adressen, Handynummern und Geburtstagsdaten von 533 Millionen Menschen in 106 Ländern, darunter Deutschland, ungeschützt im Netz zum Gratis-Download. Ein digitaler Super-Gau.
Warum ist diese Lücke bei an sich harmlosen Daten so fatal? Weil sie Hackern dazu dienen kann, im großen Stil Identitäten zu stehlen. Exakt diese Daten ermöglichen es Fremden, bei Online-Shops oder Banken in unserem Namen einzukaufen oder Geschäfte zu tätigen. Durch die Kombination
von E-Mail-Adresse und Telefonnummer ließe sich dabei sogar die bewährte Zwei-Stufen-Authentifizierung aushebeln.
Und Facebook? Wie reagiert dieser Monster-Konzern, zu dem auch die „Volks-Apps“Whatsapp und Instagram gehören? Redet die Katastrophe klein, spricht davon, das Leck sei alt und schon lange geschlossen, und wälzt die Schuld sogar noch auf die Opfer ab: „Es ist immer gut zu prüfen, ob die eigenen Privatsphäre-Einstellungen mit dem übereinstimmen, was man öffentlich teilen möchte.“Als ob das diesen klar von Facebook verursachten Fehler verhindert hätte! Spannend ist, ob Politik und Datenschutzbehörden jetzt endlich aufwachen. Nach all den Skandalen und offenkundigen Datenschutz-Verstößen der vergangenen Jahre ist Facebook in Europa bislang ungestraft davongekommen. Aber wer weiß? Vielleicht hat der Internetkonzern den Bogen diesmal dann doch überspannt. Unter den Betroffenen des aktuellen Datenlecks befinden sich Dutzende Bundestagsabgeordnete. Auch die persönliche Handynummer von Didier Reynders ist dabei. Der mächtige Kommissar der Europäischen Union ist in Brüssel zuständig für Justiz und Datenschutz.
Unser Autor ist Blogger und Digitalexperte. Er wechselt sich hier mit der Start-up-Gründerin Felicia Kufferath ab.