Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Nachtfrost und Kälte bedrohen die Ernte der Bauern
Das Aprilwetter macht Landwirten zu schaffen. Die niedrigen Temperaturen zerstören die ersten Blüten der Obstbäume. Auch der Spargel hat es schwer.
RATINGEN Noch vor Ostern war das Wetter in Nordrhein-Westfalen beinahe sommerlich. Inzwischen sind die Temperaturen niedriger, in der Nacht liegen sie zum Teil unter null Grad. Für die Landwirte in der Region wird das zum Problem. Frost im Frühling ist zwar einkalkuliert, derzeit gefährden die Temperaturen dennoch die Ernte.
Jürgen Benninghoven baut als Landwirt aus Ratingen im Kreis Mettmann unter anderem Obstbäume, Beeren und Spargel an. Besonders letzterer ist um diese Jahreszeit
beliebt. Noch ist Benninghovens Angebot des Frühlingsgemüse jedoch begrenzt. „Die Ernte läuft sehr schleppend, weil der Spargel durch den Frost nicht wachsen will“, sagt er. „Der weiße Spargel braucht Temperaturen zwischen acht und zwölf Grad, momentan sind wir eher bei vier Grad. Dem ist es zu kalt, genau wie uns Menschen.“Auch der grüne Spargel sei momentan noch nicht vermarktbar, vielen Stangen würde der beliebte Kopf fehlen.
„Die richtige Spargelsaison wird erst nächste Woche starten“, vermutet Benninghoven. Da sie in jedem Jahr am 24. Juni endet, mache sich das in der Bilanz bemerkbar. „Von den 100 Tagen, in denen wir Spargel verkaufen können, sind 20 schon weggefallen.“Im Vergleich zu früheren Jahren sei so ein Verlust um 20 Prozent bemerkenswert.
Dass es im Frühjahr friert, sei nicht ungewöhnlich, heißt es von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen. Auch im Mai wird noch einmal mit Frost gerechnet. Problematisch könne es jedoch im Bereich der Obstbäume werden, so die Kammer. Die fangen seit einigen Jahren deutlich früher an zu blühen.
Die warmen Temperaturen vor Ostern haben auch die Kirsch- und
Pflaumenbäume von Jürgen Benninghoven schon blühen lassen. „Durch den Frost sind sehr viele offene Blüten kaputtgegangen. Ich schätze, über 50 Prozent sind bei uns betroffen.“Da die Bäume nur einmal im Jahr blühen, sei der Verlust der Blüten relevant für die Ernte später im Jahr. Optimistischer blickt Benninghoven auf die Äpfel. „Da ist es bei uns im Betrieb noch gut gegangen, weil noch nicht viele Blüten geöffnet waren.“Auch Beerenpflanzen wie Johannisbeeren oder Himbeeren haben den Frost seiner Einschätzung nach überstanden. Genau könne er das aber erst in den kommenden Tagen sagen, wenn die Temperaturen steigen und die Pflanzen wachsen.
„Wir Landwirte kalkulieren das Wetter natürlich immer ein“, sagt Benninghoven. Trotzdem seien die Verluste problematisch. Die Landwirtschaftskammer verweist darauf, dass die Landwirte sich in bestimmtem Maß gegen den Frost schützen können, beispielsweise indem sie Pflanzen mit Planen oder Vlies abdecken oder durch bestimmte Verfahren wie die Frostschutzberegnung. Dabei werden Pflanzen mit Wasser bespritzt, das zu Eis gefriert und dadurch Kristallationswärme freisetzt, die Blüten und Blätter vor Frostschäden schützen kann.
Solche Maßnahmen seien jedoch aufwändig und kostenintensiv, betont Benninghoven. Das schlage sich auch auf den Verkaufspreis der Produkte nieder. „Die Bevölkerung interessiert sich zum Glück seit einiger Zeit für regionale Produkte und ist bereit, dafür zu zahlen. Aber wenn das Geld nicht reicht, greifen die Menschen zu Produkten aus dem Ausland, die nicht den hohen Vorgaben entsprechen müssen, die für deutsche Lebensmittel gelten.“Das sei auch ein politisches Problem, sagt Benninghoven.