Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Stadt verhängt Ausgangssp­erre ab Montag

- VON NORBERT STIRKEN

Der Sieben-Tage-Inzidenzwe­rt für Krefeld liegt bei 208,9. Die Situation auch in den Krankenhäu­sern wird eng. Vor allem die Mutationen des Corona-Virus sind auf dem Vormarsch. Die Stadt reagiert mit nächtliche­r Ausgangssp­erre, Distanzunt­erricht und Ausweitung der Maskenpfli­cht. Ferner beklagt sie die völlig unzureiche­nde Belieferun­g mit Impfstoffe­n.

Die Corona-Lage in der Stadt ist richtig ernst. Das betonte Oberbürger­meister Frank Meyer am Freitag im Rathaus. Der Krisenstab tagte an zwei aufeinande­r folgenden Tagen, um ein umfangreic­hes Pakte zur Eindämmung der Neuinfekti­onen zu schnüren. Ab Montag gilt in der Zeit zwischen 21 Uhr und 5 Uhr eine nächtliche Ausgangssp­erre. „Die Entscheidu­ng haben wir uns nicht eicht gemacht. Sie bedeutet einen schwerwieg­enden Eingriff in die Demokratie“, sagte Meyer gestern.

Ferner werde die Maskenpfli­cht für die Zeit von 5 bis 21 Uhr in weiten Teilen des Stadtgebie­ts ausgeweite­t. Neben den bekannten Quartieren wie Innenstadt und Haltestell­en kommen nun Grünfläche­n wie Stadtwald, Stadtpark, Elfrather See und das Rheinufer hinzu. Die Flächen würden in einer rechtlich bindenden Allgemeinv­erfügung präzise aufgeführt, berichtete der Verwaltung­schef.

Für den Einzelhand­el ziehe die Kommune die Notbremse. Das bedeutet, das Geschäft darf auch für negativ getestete Kunden nicht geöffnet werden. Allein das Prinzip online bestellen und stationär abholen bleibe unter Beachtung von Hygieneund Abstandsre­geln gestattet.

In den Schulen werde es mit Ausnahme der Abschlussk­lassen keinen Wechselunt­erricht geben, betonte

Meyer. Für die Klassen eins bis sechs gebe es eine Notbetreuu­ng und für die Kindertage­sstätten einen eingeschrä­nkten Regelbetri­eb. „Wir wollen die Verwirrung nicht größer machen als nötig“, sagte Stadtdirek­tor Markus Schön und verweist darauf, dass Land und Bund sich zur Thematik beraten wollen. „Wir warten diese Regelung gab“, sagte er. „Wir als Stadt möchten eigentlich in den Notbetrieb wechseln“, informiert­e Schön.

Die Kultureinr­ichtungen bleiben ab Montag geschlosse­n. Der Zoo behalte seine eigene Zuständigk­eit, sagte Meyer. Angekündig­t seien Maskenpfli­cht auf dem Gelände des Zoos und eventuell ein eigenes Testzentru­m am Eingang.

„Wir werden alle Vorgaben stärker kontrollie­ren und dafür mehr Personal einsetzen“, kündigte der Oberbürger­meister an. Dazu zähle auch die Überwachun­g der angeordnet­en Quarantäne. „Der Kommunale Ordnungsdi­enst wird Hausbesuch­e machen“, sagte Meyer.

Die Schritte zur Eindämmung der Neuinfekti­onen sei eine „Breitbanda­ntwort“auf die sich zuspitzend­e Lage. „Wir können nicht lokal gleichsam mit dem Skalpell agieren, weil es keine lokalen Hotspots mit Neuinfekti­onen gibt“, erklärte Meyer. Die Ausbreitun­g des Corona-Virus sei über das ganze Stadtgebie­t verteilt. Allenfalls in der Innenstadt gebe es eine leicht überdurchs­chnittlich­en Zunahme der Fälle.

Auffällig ist die Verbreitun­g der Corona-Mutationen und der Anteil bei den Neuinfekti­onen. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt inzwischen bei 208,9. Die Labore hätten zuletzt bei fast zwei Drittel aller Neuinfekti­onen die britische beziehungs­weise die südafrikan­ische Mutation des Corona-Virus identifizi­ert, berichtete Gesundheit­sdezernent­in Sabine Lauxen. Allein die südamerika­nische Variante sei in Krefeld noch nicht entdeckt worden.

Die Beigeordne­te machte ihren Unmut über die unzulängli­che Versorgung des Impfzentru­ms und der

Hausärzte mit Impfstoff deutlich. „Ich bin gerade dabei, mich in Rage zu reden“, sagte sie. Geplant sei gewesen, im Krefelder Impfzentru­m täglich 1400 Menschen zu impfen. Für die nächste Lieferung sind 4000 Impfdosen angekündig­t, mit denen die Über-70- und die Über-80-Jährigen geschützt werden sollen. „Das ist nix“, schimpfte Lauxen. Weitere 1100 der Marke Moderna seien für die Impfung von Mitarbeite­rn in Krankenhäu­sern angekündig­t. Ferner 700 für Beschäftig­te etwa im Heilpädago­gischen Zentrum. Hochrisiko­patienten und andere gefährdete Personen müssten weiter warten, berichtete die Beigeordne­te.

Unterdesse­n spitze sich die Lage in den Krankenhäu­sern zu. Die Leitungen seien aufgeforde­rt, Behandlung­en und Operatione­n zu verschiebe­n und eine zehnprozen­tige Aufnahmere­serve für Corona-Fälle zu schaffen. „Im Moment ist nur ein Krankenhau­s in der Lage, weitere Covid-Betten zur Verfügung zu stellen“, berichtete der Oberbürger­meister. Aktuell werden 44 Corona-Patienten stationär behandelt. 14 davon liegen auf der Intensivst­ation. Sieben müssten künstlich beatmet werden. Derzeit seien in der Stadt 649 Personen an Covid 19 erkrankt, berichtete die Gesundheit­sdezernent­in.

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Das Impfzentru­m auf dem Sprödental­platz wird durch fehlende Mengen an Impfstoff ausgebrems­t.

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