Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Schloss Benrath glänzte bei Staatsbesuchen
genannt wurde. Als sie das Hotel zur Abfahrt nach Benrath verließ, verharrte sie laut eines enthusiastischen Reporters auf dem roten Läufer der Freitreppe. „Im Haar glitzerte ein Brillant-Diadem, um die Schultern trug sie das sagenhafte weiße Nerzcape, das ihr Stalin geschenkt hatte, darunter ein cremefarbenes, nerzbesetztes Dior-Abendkleid. Der begeisterte Aufschrei der Menge mischte sich mit dem hochtourigen Motorengeräusch der Polizeimaschinen.“
Benrath profitierte vom vielfachen hohen Besuch, aber das Schloss, eigentlich nicht geeignet für Besuche und Dinners mit mehr als 300 Personen, wurde mächtig in Mitleidenschaft gezogen. Der Bahnhof des Stadtteiles wurde beispielsweise renoviert, bevor der Sonderzug der Queen einrollte, auch am Schloss wurde neu angestrichen, Wege, Beete und Rasenflächen wurden aufgehübscht. Die Staatsbesuche waren aber aus Sicht des Denkmalschutzes oft eine Zumutung. 1987 beschwerte sich Irene Markowitz,
die Kustodin des Schlosses, nach dem Honecker-Besucher bei der Landesregierung darüber, dass der Salon des Kurfürsten unabgesprochen als Getränkeküche genutzt worden sei. Die Teppiche seien durch das Bierzapfen und Öffnen der Sektflaschen durchnässt worden und zu guter Letzt sei die Klimaanlage zusammengebrochen, da die Tür des Kuppelsaals zum Garten geöffnet worden sei. Kein Einzelfall. Wenn in der Nähe der Festtafel Champagnerflaschen geöffnet oder Bierfässer angeschlagen wurden, schossen zuweilen Fontänen gegen Wandpaneelen und Türen.
Die Stöckelschuhe der Damen ramponierten das Parkett, Möbel sowie Stuck- und Marmorverkleidung wurden nicht nur durchs Rangieren beschädigt, sondern auch durch das starke Aufheizen und Abkühlen des Schlosses. Es bildeten sich Risse und Verformungen, auch die Gemälde litten. Der aufsteigende Dampf der warmen Speisen erzeugte im Gartensaal Kondenswassertropfen an den Deckengemälden. Wenn es nach dem Essen Mokka gab, waren damit auch Schnäpse und Zigarren gemeint, die vom Personal gleich kistenweise dargereicht wurden, wie beispielsweise beim Schah-Besuch 1967. Bis 1971 war das Rauchen im Schloss erlaubt, Brandflecken sind stumme Zeugen. Wer an Johannes Rau und Helmut Schmidt denkt, ahnt es schon: Für sie wurde auch später eine Ausnahme gemacht, dezent wurden kleine Aschenbecher platziert. Damit ist es wie mit den Staatsbesuchen heute vorbei.
„Schloss Benrath macht Staat! Glanzvolle Empfänge in der Landeshauptstadt Düsseldorf 1950-1989“, 184 Seiten, 223 Abbildungen, erhältlich für 14,90 Euro im Shop des Schlosses