Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Was den Neussern Hoffnung macht
Außengastronomie? Raus aus dem Homeoffice? Urlaub? Die sinkende Inzidenz und steigenden Impfungen lassen derzeit einen Hauch Optimismus aufkommen, dass der Weg zur Normalität in Sichtweite rückt. Ein Stimmungsbild.
NEUSS Eine sinkende Sieben-Tage-Inzidenz in Nordrhein-Westfalen, die Zahl der Impfungen, die immer schneller in die Höhe steigt – angekündigte Lockerungen unter anderem für die Gastronomie bei einer stabilen Inzidenz unter 100. Derzeit scheint Licht am Ende des Tunnels, wenngleich es noch in einiger Distanz leuchtet. Was lässt die Neusser in diesen Tagen Hoffnung schöpfen? Ein Rundumblick.
Reiner Breuer (Bürgermeister) Mir macht Hoffnung, dass sich die Neusser Bürgerinnen und Bürger so gut an die Regeln halten und sich auch nach der langen Zeit meist sehr diszipliniert verhalten. Bundes- und landesweit gehen die Corona-Zahlen zurück. Wenn es jetzt mit den Impfungen schneller vorangeht, glaube ich, dass im Sommer wieder ein kleines Stück Normalität in unser Leben zurückkehrt und wir Schritt für Schritt kontrollierte Öffnungen umsetzten können. Wenn unser Gesundheitssystem nicht mehr so belastet ist, können wir uns alle auch bald wieder draußen zum Beispiel auf ein Kaltgetränk treffen und unsere rheinische Geselligkeit unbeschwerter ausleben.
Hans-Günther Korr (Pfarrer) Ich habe das Gefühl, dass wir auf einen guten Sommer zugehen, in dem Lockerungen möglich sind. Dadurch wird die Wirtschaft auch wieder in Schwung kommen. Unabhängig von Corona habe ich die Hoffnung, dass wir mit den Konflikten und Krisen in der Kirche besser fertig werden und unsere gemeinsame Freude am Glauben wieder erleben können.
Hans-Jürgen Petrauschke (Landrat) Ich hoffe, dass die Zahlen weiter sinken und wir durch mehr Impfstoff früher eine Herdenimmunität erreichen. Da hapert es momentan ein bisschen, weil wir im Impfzentrum gerne mehr verimpfen würden. Ich habe jedoch die Hoffnung, dass wir im Rhein-Kreis Neuss spätestens nach Pfingsten die Außengastronomie öffnen können und die Menschen in den Urlaub fahren können – alles allerdings unter Beachtung der Hygienevorschriften. Ich würde mich zudem freuen, wenn die jungen Menschen die Ausbildungsmöglichkeiten mehr nutzen und Betriebe verstärkt ausbilden würden. Denn: Corona ist irgendwann vorbei, aber der Fachkräftemangel wird uns weiterhin begleiten.
Nina Hüttemann (examinierte Krankenschwester, Stationsleiterin der C2 des Lukaskrankenhauses) Hoffnung? Ja, ich habe Hoffnung. Vor allem, weil es mit den Impfungen vorangeht. Im Privaten hoffe ich, dass wir so langsam an unsere „alten“
Freiheiten anknüpfen können. Und Hoffnung habe ich auch für die Arbeit meines Teams auf der C2. Zu Jahresbeginn hatten wir allein hier bei uns 16 Corona-Kranke, jetzt sind es „nur noch“einige Verdachtsfälle. Das betrifft natürlich nur unsere Station. Also: Ich habe die Hoffnung, dass wir nun wirklich Luft holen können.
Christoph Napp-Saarbourg
( Vorsitzender Zukunftsinitiative Innenstadt) Die zuletzt getroffenen Maßnahmen erwecken – zumindest derzeit – den Eindruck, dass sie zu sinkenden Zahlen führen. Das macht Hoffnung! Positiv finde ich, dass derzeit im Gespräch ist, einen Corona-Test 48 statt 24 Stunden gelten zu lassen. Man muss allerdings weiterhin Respekt vor der Situation haben. Wichtig für den Handel wären auch weitere Lockerungen in der Gastronomie. Denn wir haben gemerkt: Wenn die Cafés, Gaststätten und Co. geschlossen sind, haben die Menschen weniger Lust, in der Stadt einzukaufen.
Kerstin Rapp-Schwan (Gastronomin) Was mir Hoffnung macht, ist das Gefühl der Freude, das wir erleben werden, wenn wir wieder Mitarbeiter und Gäste in unseren Betrieben begrüßen dürfen – dass wir endlich wieder unserer Berufung nachgehen können. Die Sparquote in Deutschland ist derzeit so hoch wie nie. Heißt: Die Menschen wollen in die Restaurants, viele haben Geld dafür über und werden das nutzen. Die Hoffnung ist allerdings verbunden mit der Sorge, dass es im Herbst eine vierte Welle geben könnte. Eine Bitte der Gastronomen an die Gäste: Seien Sie nachsichtig mit unserem Personal. Viele haben Monate nicht gearbeitet und brauchen Zeit, sich wieder einzugewöhnen.
Tilman Latzel (Leiter Gymnasium Marienberg) Wir sind gerade in den Vorbereitungen für die Abitur-Feiern – und ich hoffe, dass sie den Schülern aufgrund der sinkenden Inzidenz-Zahlen irgendwie ermöglicht werden können. Das wäre auch ein Akt der Wertschätzung den jungen Menschen gegenüber, die in dieser Zeit ein vollwertiges Abitur machen mussten. Sie haben einen schönen Abschluss verdient – inklusive Feier, Gottesdienst und feierlicher Übergabe der Zeugnisse. Ich habe die Hoffnung, dass sie die Schule nicht nur mit schlechten Gedanken an Corona verlassen.
Christiane Zangs (Kulturdezernentin) Wegen des sinkenden Inzidenzwerts habe ich die Hoffnung, dass das Shakespeare-Festival („Shakespeare Garden“) stattfinden wird. Da bin ich aktuell sehr zuversichtlich. Aber: Es wird weiterhin zweigleisig geplant, sodass das Event auch digital umgesetzt werden kann, sollten wir wider Erwarten nicht Open Air spielen können. Hoffnungsvoll stimmt mich zudem die Tatsache, dass unsere Kunden uns trotz aller Einschränkungen immer treu geblieben sind. Sei es in der Stadtbibliothek, im Archiv oder in der Volkshochschule. Alle ziehen an einem Strang und verhalten sich solidarisch.