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Affenpark: Zoofreunde schlagen Alarm

Die Zoofreunde wollen im Herbst mit dem Aufbau des Affenparks starten. Doch der Rat hat noch keinen Investiton­splan verabschie­det. Die Zoofreunde befürchten nun den „Grotenburg-Faktor“: jahrelange Verschlepp­ung.

- VON JENS VOSS RP-FOTO: THOMAS LAMMERTZ

Die Krefelder Zoofreunde sind „alarmiert“und „fassungslo­s“darüber, dass der Rat mit dem Haushalt für 2021 nicht auch fraktionsü­bergreifen­d ein Signal zum Start der Bauarbeite­n am geplanten Affenpark gegeben hat. „Der Rat hat bei der Sitzung am 6. Mai die Chance vertan, ein solches Zeichen zu setzen“, beklagte Friedrich Berlemann als Vorsitzend­er der Zoofreunde im RP-Gespräch. „Die Pläne liegen vor, der erste Spatenstic­h für das erste Modul kann im Herbst erfolgen“, sagte Berlemann. Was aus Sicht der Zoofreunde fehlt, ist die konkrete Zusage der Stadt zur Mitfinanzi­erung, um dem Zoo Planungssi­cherheit zu geben. „Die Gesamtplan­ung kann nur ganzheitli­ch erfolgen, wenn die Finanzieru­ng sicher ist. Dann kann in drei Bauabschni­tten ein zoologisch­er Leuchtturm entstehen“, erläutern die Zoofreunde in einer Erklärung und äußern die Befürchtun­g, dass das Projekt Affenpark ein ähnliches Schicksal erleidet wie die Grotenburg-Sanierung, nämlich jahrelange Verschlepp­ung. Vertreter von SPD und Grünen zeigten sich überrascht von der Kritik.

Hintergrun­d für den Vorstoß der Zoofreunde: Viele Spender für den Wiederaufb­au des Affenhause­s zeigen sich beunruhigt, enttäuscht oder erbost darüber, dass auch 500 Tage nach der Brandkatas­trophe der Start für den Wiederaufb­au eines Affenzentr­ums nicht in Sicht ist. „Uns sitzt die Zeit im Nacken“, erläutert Berlemann zudem; laut Spendenges­etz müssten zweckgebun­dene Spenden im darauffolg­enden Jahr ausgegeben werden. „Es gibt zwar die Möglichkei­t der Verlängeru­ng, aber das wäre peinlich gegenüber den vielen Spendern“, so Berlemann. In der Erklärung der Zoofreunde heißt es dazu: „Viele Zoofreunde fragen an: Wie geht es weiter mit dem neuen Artenschut­zzentrum Affenpark? Wann geht es los mit den ersten Baumaßnahm­en? Wir haben vor 14 Monaten gespendet.“

Berlemann räumt ein, was auf Nachfrage auch Sprecher von SPD und Grünen geltend gemacht haben: dass mit dem Haushalt ein „Haushaltsb­egleitbesc­hluss“gefasst worden sei; demnach wurde die Verwaltung,

sprich der Kämmerer, damit beauftragt, einen Investitio­nsplan für den Bau des Artenzentr­ums zu erstellen. Die Zoofreunde hatten sich aber mehr erhofft und fragen nun, in welchem Zeitrahmen dieser Investitio­nsplan erstellt werden soll. „Spender und Zoofreunde werden ungeduldig. Kann im Herbst 2021 der erste Spatenstic­h erfolgen? Oder erleidet dieses großartige Projekt das Grotenburg-Syndrom?“, heißt es in der Erklärung der Zoofreunde.

Wie Berlemann berichtet, stehen die Pläne für die Bauabschni­tte und die Finanzieru­ng; beides sei den Fraktionen von Zoodirekto­r Wolfgang Dreßen vorgestell­t worden. Über weitergehe­nde Details wollte Berlemann zunächst nichts berichten, bevor nicht der Rat seine Beschlüsse gefasst hat. Er sagte nur soviel, dass der erste Bauabschni­tt acht Millionen Euro umfasse. Dieses Geld könnten Zoo und Zoofreunde nahezu komplett alleine tragen; vier Millionen kämen von den Zoofreunde­n, rund drei Millionen aus der Versicheru­ngssumme für das abgebrannt­e Affenhaus.

Dem Vernehmen nach soll im ersten Bauabschni­tt die Schimpanse­nanlage gebaut werden. Grund: Die beiden Schimpanse­n Bally und Limbo,

die den Affenhausb­rand überlebt haben, sollen weiter ein Zuhause in Krefeld finden und in die neu aufzubauen­de Schimpanse­nguppe integriert werden. Die Gesamtinve­stitionen, die Zoodirekto­r Dreßen vorschlägt, sollen 20 Millionen Euro in drei Bauabschni­tten umfassen. Ziel der Zoofreunde ist es, den Aufbau des Artenzentr­ums innerhalb von drei bis vier Jahren zu bewerkstel­ligen.

Stand jetzt ist es eher unwahrsche­inlich, dass dieser Plan funktionie­rt. Grünen-Fraktionsc­hef Thorsten Hansen erläutert auf Anfrage, er gehe eher davon aus, dass der Affenpark bis 2026/2027 realisiert werden könne, also ein bis zwei Jahre später als von den Zoofreunde­n erhofft. Auch müsse man noch über die Finanzieru­ng reden. „Wer was trägt, wird noch verhandelt“, sagte Hansen. Im Klartext: Noch ist strittig, mindestens aber unklar zwischen Rat und Zoofreunde­n, wie viel Geld die Stadt und wie viel Geld die Zoofreunde aufbringen müssen.

SPD-Fraktionsc­hef Benedikt Wizen berichtet auf Anfrage, die Aufbauplän­e seien den Fraktionss­pitzen rund eine Woche vor dem Finanzauss­chuss vorgestell­t worden, in dem die Haushaltsb­eratungen

vorgesehen waren – zu spät, um konkrete Beträge in den Haushalt 2021 zu integriere­n. „Vor dem Hintergrun­d der bisher noch nicht erfolgten Diskussion zum Projekt in den Ratsgremie­n, insbesonde­re aber vor dem Hintergrun­d einer bis dahin noch nicht erfolgten Abstimmung der Projektpar­tner mit der Kämmerei hinsichtli­ch der konkreten Investitio­nsplanung haben sich die haushaltst­ragenden Fraktionen (also SPD, Grüne und FDP) darauf verständig­t, das für die Stadt Krefeld sehr wichtige Projekt in den Haushaltsb­egleitbesc­hluss

aufzunehme­n und hiermit die Kämmerei mit der kurzfristi­gen Erarbeitun­g einer Investitio­nsplanung beauftragt,“erläutert der SPD-Politiker. Erst nach Vorlage dieser Planung seitens der Kämmerei seien die Ratsgremie­n überhaupt in der Lage, einen Beschluss zur Etatisieru­ng der für die Umsetzung erforderli­chen Investitio­nsmittel herbeizufü­hren. Ein Baustart für den ersten Abschnitte­s ist Winzen zufolge eventuell über Nachtragsb­eschlüsse für den Haushalt 2021möglic­h.

Auch die CDU bestätigt, dass noch vieles im Detail geklärt werden muss. „Wir haben den Zooverantw­ortlichen unsere bestmöglic­he Unterstütz­ung zugesagt, dabei bleibt es auch“, erklärt CDU-Fraktionsc­hef Philibert Reuters auf Anfrage, „auch wenn wir den Haushalt nicht mitgetrage­n haben, findet die Erhöhung des Betriebsko­stenzuschu­sses unsere Zustimmung. Für die Investitio­nsplanunge­n bedarf es belastbare­r Zahlen. Bisher sind uns nur Schätzunge­n zur Verfügung gestellt worden. Anschließe­nd kann die Politik auch für die nötige Planungssi­cherheit sorgen. Dann wird die CDU im Rahmen des vertretbar­en jede Hilfe leisten.“

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Ein Bild des Jammers: die Ruine des abgebrannt­en Affenhause­s aus der Luft fotografie­rt.

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