Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Affenpark: Zoofreunde schlagen Alarm
Die Zoofreunde wollen im Herbst mit dem Aufbau des Affenparks starten. Doch der Rat hat noch keinen Investitonsplan verabschiedet. Die Zoofreunde befürchten nun den „Grotenburg-Faktor“: jahrelange Verschleppung.
Die Krefelder Zoofreunde sind „alarmiert“und „fassungslos“darüber, dass der Rat mit dem Haushalt für 2021 nicht auch fraktionsübergreifend ein Signal zum Start der Bauarbeiten am geplanten Affenpark gegeben hat. „Der Rat hat bei der Sitzung am 6. Mai die Chance vertan, ein solches Zeichen zu setzen“, beklagte Friedrich Berlemann als Vorsitzender der Zoofreunde im RP-Gespräch. „Die Pläne liegen vor, der erste Spatenstich für das erste Modul kann im Herbst erfolgen“, sagte Berlemann. Was aus Sicht der Zoofreunde fehlt, ist die konkrete Zusage der Stadt zur Mitfinanzierung, um dem Zoo Planungssicherheit zu geben. „Die Gesamtplanung kann nur ganzheitlich erfolgen, wenn die Finanzierung sicher ist. Dann kann in drei Bauabschnitten ein zoologischer Leuchtturm entstehen“, erläutern die Zoofreunde in einer Erklärung und äußern die Befürchtung, dass das Projekt Affenpark ein ähnliches Schicksal erleidet wie die Grotenburg-Sanierung, nämlich jahrelange Verschleppung. Vertreter von SPD und Grünen zeigten sich überrascht von der Kritik.
Hintergrund für den Vorstoß der Zoofreunde: Viele Spender für den Wiederaufbau des Affenhauses zeigen sich beunruhigt, enttäuscht oder erbost darüber, dass auch 500 Tage nach der Brandkatastrophe der Start für den Wiederaufbau eines Affenzentrums nicht in Sicht ist. „Uns sitzt die Zeit im Nacken“, erläutert Berlemann zudem; laut Spendengesetz müssten zweckgebundene Spenden im darauffolgenden Jahr ausgegeben werden. „Es gibt zwar die Möglichkeit der Verlängerung, aber das wäre peinlich gegenüber den vielen Spendern“, so Berlemann. In der Erklärung der Zoofreunde heißt es dazu: „Viele Zoofreunde fragen an: Wie geht es weiter mit dem neuen Artenschutzzentrum Affenpark? Wann geht es los mit den ersten Baumaßnahmen? Wir haben vor 14 Monaten gespendet.“
Berlemann räumt ein, was auf Nachfrage auch Sprecher von SPD und Grünen geltend gemacht haben: dass mit dem Haushalt ein „Haushaltsbegleitbeschluss“gefasst worden sei; demnach wurde die Verwaltung,
sprich der Kämmerer, damit beauftragt, einen Investitionsplan für den Bau des Artenzentrums zu erstellen. Die Zoofreunde hatten sich aber mehr erhofft und fragen nun, in welchem Zeitrahmen dieser Investitionsplan erstellt werden soll. „Spender und Zoofreunde werden ungeduldig. Kann im Herbst 2021 der erste Spatenstich erfolgen? Oder erleidet dieses großartige Projekt das Grotenburg-Syndrom?“, heißt es in der Erklärung der Zoofreunde.
Wie Berlemann berichtet, stehen die Pläne für die Bauabschnitte und die Finanzierung; beides sei den Fraktionen von Zoodirektor Wolfgang Dreßen vorgestellt worden. Über weitergehende Details wollte Berlemann zunächst nichts berichten, bevor nicht der Rat seine Beschlüsse gefasst hat. Er sagte nur soviel, dass der erste Bauabschnitt acht Millionen Euro umfasse. Dieses Geld könnten Zoo und Zoofreunde nahezu komplett alleine tragen; vier Millionen kämen von den Zoofreunden, rund drei Millionen aus der Versicherungssumme für das abgebrannte Affenhaus.
Dem Vernehmen nach soll im ersten Bauabschnitt die Schimpansenanlage gebaut werden. Grund: Die beiden Schimpansen Bally und Limbo,
die den Affenhausbrand überlebt haben, sollen weiter ein Zuhause in Krefeld finden und in die neu aufzubauende Schimpansenguppe integriert werden. Die Gesamtinvestitionen, die Zoodirektor Dreßen vorschlägt, sollen 20 Millionen Euro in drei Bauabschnitten umfassen. Ziel der Zoofreunde ist es, den Aufbau des Artenzentrums innerhalb von drei bis vier Jahren zu bewerkstelligen.
Stand jetzt ist es eher unwahrscheinlich, dass dieser Plan funktioniert. Grünen-Fraktionschef Thorsten Hansen erläutert auf Anfrage, er gehe eher davon aus, dass der Affenpark bis 2026/2027 realisiert werden könne, also ein bis zwei Jahre später als von den Zoofreunden erhofft. Auch müsse man noch über die Finanzierung reden. „Wer was trägt, wird noch verhandelt“, sagte Hansen. Im Klartext: Noch ist strittig, mindestens aber unklar zwischen Rat und Zoofreunden, wie viel Geld die Stadt und wie viel Geld die Zoofreunde aufbringen müssen.
SPD-Fraktionschef Benedikt Wizen berichtet auf Anfrage, die Aufbaupläne seien den Fraktionsspitzen rund eine Woche vor dem Finanzausschuss vorgestellt worden, in dem die Haushaltsberatungen
vorgesehen waren – zu spät, um konkrete Beträge in den Haushalt 2021 zu integrieren. „Vor dem Hintergrund der bisher noch nicht erfolgten Diskussion zum Projekt in den Ratsgremien, insbesondere aber vor dem Hintergrund einer bis dahin noch nicht erfolgten Abstimmung der Projektpartner mit der Kämmerei hinsichtlich der konkreten Investitionsplanung haben sich die haushaltstragenden Fraktionen (also SPD, Grüne und FDP) darauf verständigt, das für die Stadt Krefeld sehr wichtige Projekt in den Haushaltsbegleitbeschluss
aufzunehmen und hiermit die Kämmerei mit der kurzfristigen Erarbeitung einer Investitionsplanung beauftragt,“erläutert der SPD-Politiker. Erst nach Vorlage dieser Planung seitens der Kämmerei seien die Ratsgremien überhaupt in der Lage, einen Beschluss zur Etatisierung der für die Umsetzung erforderlichen Investitionsmittel herbeizuführen. Ein Baustart für den ersten Abschnittes ist Winzen zufolge eventuell über Nachtragsbeschlüsse für den Haushalt 2021möglich.
Auch die CDU bestätigt, dass noch vieles im Detail geklärt werden muss. „Wir haben den Zooverantwortlichen unsere bestmögliche Unterstützung zugesagt, dabei bleibt es auch“, erklärt CDU-Fraktionschef Philibert Reuters auf Anfrage, „auch wenn wir den Haushalt nicht mitgetragen haben, findet die Erhöhung des Betriebskostenzuschusses unsere Zustimmung. Für die Investitionsplanungen bedarf es belastbarer Zahlen. Bisher sind uns nur Schätzungen zur Verfügung gestellt worden. Anschließend kann die Politik auch für die nötige Planungssicherheit sorgen. Dann wird die CDU im Rahmen des vertretbaren jede Hilfe leisten.“