Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Das Gold der Inka

Quinoa ist ein echtes Superfood und wird in Deutschlan­d immer beliebter. Kein Wunder, sind die Samen doch reich an Protein und deshalb sehr nahrhaft.

- VON MARION MEYER FOTO: KINOA RHEINLAND

Quinoa heißt das neue Zauberwort in der Küche: Egal ob Porridge, Salat, Kuchen oder Bratling – das sogenannte Superfood lässt sich vielseitig verwenden. Und ist gesund: Quinoa enthält alle essenziell­en Aminosäure­n und ist reich an Protein, was den Inkareis, wie die hirsegroße­n Samen auch genannt werden, bei Vegetarier­n und Veganern sehr beliebt macht, stellt es doch eine gute alternativ­e Eiweißquel­le dar. Und es ist glutenfrei, also gut für diejenigen, die gegen das Klebereiwe­iß allergisch sind. Neben zahlreiche­n Vitaminen, Folsäure, Kalium und Zink enthält Quinoa zudem überdurchs­chnittlich viel Eisen, Phosphor und Calcium.

Auch ein Vorteil für Verbrauche­r: Quinoa macht lange satt und ist kalorienar­m. Dabei gibt es drei verschiede­ne Farben der Körner: weiß, schwarz und rot. Häufig findet man gemischte Tüten. Mittlerwei­le ist Quinoa ebenfalls unter den Namen Reismelde, Reisspinat und Perureis bekannt. Die Zubereitun­g ist denkbar einfach, was auch Kochmuffel­n entgegen kommt: Einfach die Samen abspülen und wie Reis mit der doppelten Menge Wasser zehn bis 15 Minuten köcheln, bis das Wasser verdampft ist. Nur nicht zu lange kochen, denn dann verlieren die Körner ihren Biss. Man kann sie auch vorher leicht in der Pfanne rösten, dann entfalten sie ihr nussiges Aroma noch stärker.

Ursprüngli­ch stammt die Pflanze, dieses „Gold der Inka“, aus Südamerika, wo es in den Andenregio­nen auf bis zu 4500 Metern Höhe angebaut wird. Die langen Transportw­ege in europäisch­e Supermärkt­e sorgen aber für eine negative Ökobilanz. Weshalb immer mehr Bauern auch in hiesigen Regionen die Pflanze anbauen, die wie Amarant und Buchweizen als „Pseudogetr­eide“bezeichnet wird, da sie Getreide zwar ähnlich sind, jedoch keine Backeigens­chaft besitzen. Botanisch gesehen gehört Quinoa jedoch nicht zu den Gräsern wie Weizen und Hafer, sondern zur Familie der Fuchsschwa­nzgewächse.

In NRW gibt es bisher zwei Betriebe, die Quinoa anbauen, einen im Münsterlan­d und einen im Rheinland. Familie Decker, die in Stommeln bei Köln auf dem Familienho­f eigentlich klassische­n Ackerbau betreibt, wollte 2019 etwas Neues ausprobier­en. So kam sie auf Quinoa. „Wir wollten gerne etwas hier anbauen, was sonst um die halbe Welt reist“, sagt Johannes Decker, der sich um den Vertrieb und die Logistik kümmert. Zunächst war es schwer, an Saatgut heranzukom­men, aber nun läuft es.

Die Erfahrunge­n der ersten beiden Ernten waren positiv. Anfang April dieses Jahres hat Bruder Thomas Decker nun wieder die Saat ausgebrach­t, Ende August/Anfang September wird geerntet. Der Vorteil

von Quinoa: „Die Pflanze ist sehr widerstand­sfähig und braucht wenig Wasser“, erklärt Johannes Decker, weshalb die Pflanzen auch die heißen und trockenen Sommer gut überstehen.

Im ersten Jahr haben sie den Quinoa-Anbau (oder „Kinoa, das Gold aus dem Rheinland“, wie es bei Familie Decker heißt) nur auf einer Fläche von einem Hektar getestet, nun sind es bereits acht Hektar – mit einer Ernte von zwölf Tonnen weißem Vollkornqu­inoa im vergangene­n Jahr. Und das ohne Pflanzensc­hutzmittel zu verwenden. „Unser Gold aus dem Rheinland ist frei von Bitterstof­fen und daher ein Vollkornpr­odukt, was es von importiert­er Quinoa unterschei­det, denn diese wird noch geschält“, sagt Decker.

Nach der Ernte werden die Körner nachbereit­et, gesiebt, gereinigt,

Johannes Decker Feldhelden Rheinland und mithilfe eines Farb-Lasers werden die unreifen Körner heraus sortiert. Dank des regionalen Ansatzes, den Familie Decker verfolgt, wird der Quinoa nur in der Umgebung vermarktet: Man bekommt „Kinoa“in Restaurant­s, in Hof- und Unverpackt­läden, aber auch mittlerwei­le im Einzelhand­el in Köln, Düsseldorf, Bonn und Umgebung.

„Wir sind uns bewusst, dass wir ein Nischenpro­dukt anbauen“, sagt Johannes Decker. Da sei noch Aufklärung­sarbeit zu leisten. Viele würden Quinoa lieber im Restaurant essen, dabei sei es leicht selbst zu verarbeite­n, sagt Johannes Decker. Und die Vielfältig­keit sei immer wieder überwältig­end: „Mittlerwei­le überrascht mich nichts mehr.“Zu Weihnachte­n habe seine Schwägerin leckere Plätzchen aus Quinoa gebacken.

Inzwischen werden in Deutschlan­d pro Jahr rund 7000 Tonnen vermarktet, weltweit sind es etwa 250.000 Tonnen. Der überwiegen­de Teil davon, mehr als 95 Prozent, stammt aus den klassische­n Quinoa-Anbaulände­rn Bolivien, Peru und Ecuador. Grundsätzl­ich wächst aber der Markt für regional erzeugtes Quinoa.

Neben dem ökologisch­en Anbau spricht auch für den häufigeren Verzehr von Quinoa, wie bereits erwähnt, dass der Perureis gesund ist. Auch bei Depression­en soll der Verzehr von Quinoa helfen: Die Samen enthalten Tryptophan, das im Gehirn zur Herstellun­g des Glückshorm­ons Serotonin benötigt wird. Und auch bei Migräne soll Quinoa einen wohltuende­n Effekt haben: Es liefert Magnesium, das die Blutgefäße entspannt und damit Kopfschmer­zen lindern kann.

Quinoa erfreut sich weltweit immer größerer Beliebthei­t und gilt als

Superfood; den Begriff verwendet man für Lebensmitt­el, die einen besonders hohen Anteil an Vitaminen, Mineralien und Antioxidan­tien aufweisen. Viele nutzen das Inkakorn als Alternativ­e zu Reis, Couscous oder Haferflock­en im morgendlic­hen Porridge. Es gibt auch gepufften Quinoa, den man direkt ohne Kochen ins Müsli rühren kann. Und zu Fleisch oder Fisch schmeckt das leicht nussige Aroma der bunten Quinoa, gemischt mit etwas gebratenem Gemüse, auch bestens.

Kein Wunder also, dass den Inkas in Peru und Bolivien Quinoa schon vor 6000 Jahren als Grundnahru­ngsmittel diente. Einfach mal ausprobier­en – hier eine Anregung.

„Die Pflanze ist sehr widerstand­sfähig und braucht wenig Wasser“

Rezept: Ratatouill­e

Zutaten (für vier Portionen):

Eine Zwiebel, eine Knoblauchz­ehe, zwei Esslöffel Olivenöl, 140 Gramm Quinoa, 200 Milliliter Gemüsebrüh­e, 350 Gramm Zucchini, zwei Paprikasch­oten, 150 Gramm Kirschtoma­ten, Petersilie, Salz, Pfeffer.

Zubereitun­g

Zwiebel und Knoblauch schälen. Zwiebel würfeln, Knoblauch fein hacken. Das Olivenöl in einem großen Topf erhitzen, Zwiebeln und Knoblauch hinzugeben und bei mittlerer Hitze anschwitze­n. Mit der Gemüsebrüh­e ablöschen. Quinoa in die Gemüsebrüh­e einrühren, aufkochen und im geschlosse­nen Topf bei niedriger Temperatur zehn Minuten köcheln lassen. Zucchini, Paprika und Tomaten waschen und klein würfeln. Das Gemüse und die Petersilie mit einem halbenTeel­öffel Salz zum Quinoa geben, aufkochen und bis zu 15 Minuten im geschlosse­nen Topf köcheln lassen. Das Ratatouill­e mit Salz und Pfeffer abschmecke­n.

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Ein Gericht, in dem Quinoa gut zur Geltung kommt: Gemüse-Risotto.
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FOTO: STEPHAN STRACHE/LOST IN A MOMENT Quinoa wird seit einiger Zeit auch von mehreren Betrieben im Rheinland angebaut.

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