Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Orgelmusik in all ihren Facetten

Das Ido-Festival bietet 48 Konzerte an 26 Spielorten – nicht nur Kirchenmus­ik. Das Motto, frei nach Loriot: „Ein Leben ohne Orgel ist möglich, aber sinnlos.“

- VON NORBERT LAUFER FOTO: IDO-FESTIVAL

DÜSSELDORF Was haben Anhänger der Orgelmusik in Düsseldorf schon alles gehört und gesehen in den vergangene­n 15 Jahrgängen von Ido! Diese Abkürzung steht für das Internatio­nale Düsseldorf­er Orgelfesti­val, gegründet von Herbert H. Ludwig, der bis heute Intendant ist. Die Konzerte hatten von Anfang an guten Zuspruch, Ido stand stets für Qualität. Zum Leitungste­am gehören heute der Organist und Orgelprofe­ssor Wolfgang Baumgratz von der künstleris­chen Seite sowie seit 2018 die vielseitig­e Pianistin und Musikwisse­nschaftler­in Frederike Möller als Festivalle­iterin vor Ort.

So gibt es stets viele Konzerte wichtiger, virtuoser und bekannter Organisten aus Düsseldorf und aller Welt zu hören. Doch ist den Festivalma­chern auch die Begegnung der Orgel mit anderen Künstlern und Künsten wichtig: mit Solound Chorgesang, Ensembles von der Blockflöte bis zum Saxofon, Instrument­alsolisten und Orchestern, Tanz und Text. Bei Ido hat man keine Berührungs­ängste mit Stilen jenseits der barocken und klassisch-romantisch­en Epochen. Auch Musik, die andere Vorlieben bedient, hat hier ihren Platz, etwa Operette, Jazz und Pop – alles auf der Orgel.

Auch im 16. Jahr setzt man darauf, Orgeln nicht nur im Stadtzentr­um, sondern in allen Stadtteile­n erklingen zu lassen. Was vor etlichen Jahrzehnte­n Oskar Gottlieb Blarr in seinem Standardwe­rk „Orgelstadt Düsseldorf“beschrieb – hier wird es zum klingenden Erlebnis.

Das Programmhe­ft des diesjährig­en Zyklus zeigt, wie hochrangig das Festival von der Politik angesehen wird: Schirmherr­en sind Ministerpr­äsident Armin Laschet und Oberbürger­meister Stephan Keller, die Grußworte beisteuern. Im bewährten Din-A5-Format gibt es einen sehr informativ­en Überblick über die Termine, über Programme und ihre Ausführend­en.

Diesmal gibt es zwischen Ende September und Anfang November 48 Einzelvera­nstaltunge­n an 26 Spielorten. Wie bereits in den Vorjahren wird jedes Konzert einer der Kategorien zugeordnet: Classic,

Modern, Jazz, Cross und Family – Vielseitig­keit ist garantiert.

Liebhaber der klassische­n Musik werden etwa bei der allwöchent­lichen Sonntagsor­gel in der Andreaskir­che um 16 Uhr fündig. Am 3. Oktober hat man die Qual der Wahl, denn Wolfgang Baumgratz spielt in Urdenbach ein Programm zwischen Sweelinck und Strawinsky, der junge Victor-Antonio Agura spielt Reger, Alain und eigene Kompositio­nen in St. Andreas, außerdem ist Francesco Finotti aus Padua in St. Margareta, Gerresheim, mit Bach und Brahms zu hören. Schon am Tag darauf gastiert Ute Gremmel-Geuchen zusammen mit der Barockviol­inistin

Annegret Siedel in St. Lambertus mit einem Bach-Programm.

„Classic“umfasst aber auch ein Orchesterk­onzert am Abend des Eröffnungs­tages, 25. September, mit Beethovens Fünfter und SaintSaëns’ „Orgelsymph­onie“mit Thorsten Andreas Pech an der Orgel und dem Orchester der Ruhr-Universitä­t Bochum unter der Leitung von Nikolaus Müller in der Unterrathe­r Petruskirc­he.

Dort findet am Nachmittag desselben Tages bereits ein Jazzkonzer­t mit der Big Band der Hochschule Düsseldorf unter der Leitung von Martin Reuthner und mit Gero Körner an der Hammondorg­el statt.

Für die Jüngsten gibt es ein Herbstferi­enprojekt. Markus Belmann studiert mit Kindern ab dem dritten Schuljahr das Musical „Das Goldene Kalb“ein. Das findet am 15. Oktober in St. Maximilian mit der Aufführung seinen Abschluss.

Martin Schmeding, einst Organist an der Neanderkir­che, spielt am 1. Oktober „Orgelnews“unter dem Stichwort „Modern“. Die Kategorie „Cross“versammelt schließlic­h verschiede­ne Stile von Popmusik bis hin zu den Wadokyo-Trommlern mit ihren japanische­n Großinstru­menten. Sie haben seit Jahren ihren Stammplatz im Programm.

Am 30. Oktober wird auch wieder eine Orgel-Exkursion durch das Ruhrgebiet stattfinde­n. Seinen Abschluss findet das Festival dann am 1. November, wie immer in St. Lambertus, unter dem Motto „Requiem of Hope“, und bringt Kompositio­nen aus England aus den vergangene­n 150 Jahren für Chor, Orchester, Orgel und Sopran zu Gehör.

Eine solche Vielfalt kann es möglicherw­eise wirklich nur in der Orgelstadt Düsseldorf geben. Im Grußwort der Veranstalt­er heißt es jedenfalls frei nach Loriot: „Ein Leben ohne Orgel ist möglich, aber sinnlos.“

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Martin Schmeding spielt am 1. Oktober musikalisc­he Neuheiten.

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