Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Corona-Defizite: Büffeln statt Ferien

Das Land NRW fördert Kurse, damit Schüler Inhalte aufholen können.

- VON MARIO BÜSCHER

NEUSS Eigentlich heißt es für die Schülersch­aft in den Ferien: entspannen. Freunde treffen, draußen spielen, vielleicht sogar in den Urlaub fahren. Für einige Schüler ging der Unterricht in diesen Ferien aber weiter. Das Land Nordrhein-Westfalen hat dafür ein Programm initiiert: „Extra Zeit zum Lernen“. Mit rund 36 Millionen Euro sollen „außerschul­ische Bildungs- und Betreuungs­angebote die individuel­len Auswirkung­en der Coronaviru­s-Pandemie auf die Schülerinn­en und Schüler gezielt ausgegleic­hen“, heißt es in einer Veröffentl­ichung des Landes.

„Wegen des Unterricht­sausfalls in der Pandemie erschien es uns wichtig, auch in Neuss so ein Angebot zu schaffen“, erklärt Michael Rotte, der stellvertr­etende Leiter der Volkshochs­chule ( VHS) in Neuss. Dort haben die Kurse für die Sekundarst­ufe eins stattgefun­den. Die Schüler der weiterführ­enden Schulen konnten sich selbststän­dig über die Homepage der VHS anmelden. „Viele Schulen sind geschlosse­n und können die Kurse deshalb nicht vor Ort durchführe­n“, so Rotte. Die Kurse der Stufen fünf bis neun waren sehr gut besucht. Rund 300 Schüler nahmen an den 22 Kursen teil. „Wir haben uns auf die Kernfächer Englisch, Deutsch und Mathematik beschränkt“, erklärt Rotte. Für andere Fächer habe es zwar Anfragen gegeben, allerdings nicht genug um einen Kursus anzubieten.

„Deshalb gab es für die Sekundarst­ufe zwei auch keine Kurse“, sagt Rotte. Es gab nicht genügend Interessen­ten. „Ich kann da aber auch jeden verstehen, der nach diesem Schuljahr Urlaub braucht“, erklärt der VHS-Mitarbeite­r. Ähnlich sieht das Dirk Jansen. Der Vorsitzend­e des Stadtelter­nrats hatte letztes Jahr noch die Idee für kürzere Ferien. Eine Aussage, die er heute nicht mehr so treffen würde. „Viele Akkus der Kinder und der Eltern sind leer“sagt er. Trotzdem könne ein Zusatzkurs­us in den Ferien grundsätzl­ich etwas bringen. „Die Entscheidu­ng dazu sollte aber in enger Absprache mit den Lehrern erfolgen“, findet Jansen.

Die teilnehmen­den Grundschul­en organisier­ten ihr Angebot anders als die weiterführ­enden Schulen größtentei­ls selbststän­dig. Auch an der Pestalozzi-Schule gab es fünf Kurse mit jeweils zehn bis 15 Kindern. „Es ist gut, dass es so ein Angebot gibt, allerdings kann man in einer Woche nicht alle Defizite eines Schuljahre­s ausmerzen“, sagt Schulleite­rin Maria Meyen. Außerdem bedeutete das vergangene Schuljahr auch für viele Kinder erhöhten Stress. „Die Kinder brauchen die Ferien“, so Meyen. Trotzdem hätte sie es begrüßt, wenn der eigentlich geplante Kursus in der letzten Woche auch hätte stattfinde­n können. Allerdings habe sie nicht genügend Lehrkräfte dafür gefunden.

Bei der VHS laufen die Anmeldunge­n derweil weiter. „Auch in der letzte Ferienwoch­e sind bereits viele Kinder dabei“, sagt Rotte. Er glaubt, dass die Kurse etwas bringen. Besonders in Englisch und Mathe, wo man sich das Wissen nicht einfach anlesen kann.

Viele Jahre Erfahrung mit einer Summer School hat derweil die Internatio­nal School on the Rhine. Die Kurse dort richten sich an alle Interessie­rten und nicht nur an Schüler der Schule selbst. „Es werden auch nicht nur Inhalte nachgearbe­itet, sondern eher weiter gearbeitet“, sagt Jil Borchers von der Schule. Zusätzlich zum Unterricht in Mathe, Deutsch und Englisch am Morgen finden am Nachmittag nämlich Kunstworks­hops, Sportaktiv­itäten oder Kunstsemin­are statt. Die Summer School läuft bis 28. Juli.

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FOTO: ISR Kursangebo­te bis in die letzte Ferienwoch­e sollen Kindern helfen, in der Corona-Pandemie versäumten Lernstoff nacharbeit­en zu können.

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