Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Eine neue Ehrenbürge­rin mit Plänen

Rita Süssmuth wünscht sich als erste Ehrenbürge­rin der Stadt, dass alle zwei Jahre ein Preis für junge Neusser ausgelobt wird, mit dem gute Ideen gesucht und auszeichne­t werden. Dieses Projekt will sie persönlich begleiten.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

NEUSS Während die Innenstadt zur geschäftig­en Samstagsro­utine erwacht und sich am Markt die Cafés mit ersten Gästen füllen, wird ein paar Meter davon entfernt StadtGesch­ichte gemacht. 150 geladene Gäste erheben sich im Stefanie Thywissen-Dorsemagen-Saal des Rathauses und applaudier­en Bundestags­präsidenti­n a.D. Professori­n Rita Süßmuth, der ersten Ehrenbürge­rin in der Geschichte von Neuss. Die stellt im Beisein poitischer Freunde wie Ministerpr­äsident a.D. Armin Laschet, Bundesbild­ungsminist­erin a.D. Annette Schavan oder auch Hermann Gröhe MdB knapp zwei Sachen fest: „Verdient habe ich diese Ehrung nicht – aber jetzt will ich was draus machen.“Davor, fügt die Frauenanwä­ltin, wie sie sich selbst sieht, fast schelmisch hinzu, müsse aber niemand Angst haben.

Die 85-Jährige spricht eine halbe Stunde ohne Manuskript über das, was sie im Herzen bewegt. Über die Dialogbere­itschaft als Voraussetz­ung, um etwas zu erreichen: „Ich halte nichts von Sätzen wie: Mit dem werden wir nie wieder reden.“Sie spricht vom gelebten Zusammenha­lt in „diesen verworrene­n Zeiten, in denen man in Depression versinken könnte“und von Tugenden. Dazu zählt Süssmuth die Fähigkeit, nach Niederlage­n die Kraft zum Aufstehen und Weitermach­en zu finden, die sie als eigenen Wesenszug beschreibt. Eine Tugend ist für sie aber auch, Haltung zu zeigen und durchzuhal­ten – gerade in einer Zeit, in der hinter das Modell der parlamenta­rischen Demokratie Fragezeich­en gemacht würden. Haltung verbinde sie mit dem Namen Armin Laschets, sagt Süssmuth, dem sie „höchste Anerkennun­g“dafür zolle.

Als Ehrenbürge­rin formuliert Süssmuth an kommunale Adressaten einen Appell und eine Bitte. Sie würde sich wünschen, beginnt sie mit der Bitte, dass die Stadt alle zwei Jahre einen Preis füf junge Menschen in Neuss ausschreib­t, der generation­enübergrei­fende Ideen für die Stadt sucht und auszeichne­t. Dieses Vorhaben werde sie gerne persönlich begleiten. „Ich habe nichts zu tun mit dem Schützenkr­ieg gegen die Frauen“, stellt Süssmuth fest, als sie danach an die Schützen appelliert: „Findet gescheite Lösungen.“Die Männer müssten keine Angst haben, dass ihre Sitten verloren gingen, betont sie.

Bürgermeis­ter Reiner Breuer versichert, die Bitte als Auftrag zu verstehen und mit Süssmuth gemeinsam die Jugend zu einer Diskussion über die Frage einzuladen: „Was braucht die Zukunft der Stadt?“Dem Appell schließt er sich an, da er die Debatte um die Rolle der Frau im Schützenwe­sen selbst „wie aus der Zeit gefallen“empfindet. Annemarie Renger (SPD), als Bundestags­präsidenti­n eine Amtsvorgän­gerin Süssmuths, habe sich ihren Platz im Schützenwe­sen einfach genommen, erinnerte Breuer, als die Abgeordnet­e für Neuss zur Schützenpa­rade einfach einen Stuhl für

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FOTO. A. WOITSCHÜTZ­KE Hermann Gröhe (l.), der auch die Laudatio auf Rita Süssmuth hielt, hatte gemeinsam mit Bürgermeis­ter Reiner Breuer (r.) diese Auszeichnu­ng angeregt. Beide sind auch die ersten Gratulante­n.
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FOTO: C. GRÖHE Annette Schavan, Axel Stucke, Susanne Laschet, Jörg Geerlings, Armin Laschet, Herrmann Gröhe (v.l.) sowie (v.r.) Katharina Reinhold und JanPhilipp Büchler gratuliert­en der Ehrenbürge­rin.
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FOTO: BUNDESTAG Rita Süssmuth nimmt 1988 die Wahl zur Bundestags­präsidenti­n an. Bundeskanz­ler Helmut Kohl (l.) sei der festen Überzeugun­g gewesen, sagt Süssmuth in ihrer Rede: „Die kann das nicht“.
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FOTO: STADT Nach der Urkundenve­rleihung trug sich Rita Süssmuth noch ins Goldene Buch der Stadt ein.

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