Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Tanztheate­r über Sorgen der Jugend

Premiere des Jugendstüc­ks „Exit“in der Alten Post.

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NEUSS (ubg) Es ist einiges los im Kulturforu­m Alte Post: Die Zuschauerr­eihen in dem Aufführung­ssaal sind gut gefüllt. Erwachsene, Kinder und Jugendlich­e haben es sich dort bequem gemacht und wundern sich, was es mit dem Spielgeld auf ihren Sitzen auf sich hat (dazu später mehr), vor allem aber sind sie gespannt darauf, die Premiere des Jugendstüc­ks „Exit“zu sehen. Das haben Affy Malemba und Tomasz Piatkowski in den vergangene­n Monaten mit mehreren Jugendlich­en im Alter von 8 bis 18 Jahren einstudier­t – die Produktion ist ein Gemeinscha­ftsprojekt des Geschwiste­r-Scholl-Haus und der Alten Post. Entstanden ist ein Tanztheate­rstück mit Hip-Hop-Elementen, das es in sich hat.

Zunächst ist da ein stiller Beobachter (Tomasz Piatkowski), der sich bedacht über die Bühne bewegt und das Geschehen verortet: In einem Parallelun­iversum werden Kinder, die traurig oder wütend sind, in „Camps“weggesperr­t. „Aus den Augen aus dem Sinn“, so das Motto. Davon sind auch sieben Mädchen betroffen, die widerwilli­g ins Camp „Exit“geschickt werden. Schon beim Kennenlern­en legt sich J.D. mit dem Campleiter und Busfahrer „Terry“(Affy Malemba) an, Influencer­in

Britney ist nur an Selfies interessie­rt und ein Mädchen will überhaupt nicht sprechen. Doch Terry lässt sich von ihnen die Laune nicht verderben: Er täuscht scharfe Kurven an, die für einige Lacher im Publikum sorgen.

Angekommen im Camp begegnen die Erwachsene­n ihnen dort mit Geduld und Verständni­s – behandeln sie auf Augenhöhe, stärken sie in ihren Talenten und Fähigkeite­n. Nach und nach beginnen die Jugendlich­en, sich zu öffnen. Sie fangen an, von ihren Sorgen zu erzählen: den geschieden­en Eltern, der Vernachläs­sigung oder der Überforder­ung.

Man kann sich gut vorstellen, dass dies auch Erfahrunge­n sind, die Jugendzent­ren in ihrer alltäglich­en Arbeit machen. Es wird auch Kritik am System geübt: In den Akten, die die Behörden über die Kinder schreiben, wird nämlich deutlich, dass sie diese überhaupt nicht kennen. Und als dann noch das Camp wegen Geldmangel geschlosse­n werden soll, organisier­en die Jugendlich­en ein Konzert und sammeln Spenden. Nun wird auch den Zuschauern klar, was das Spielgeld auf ihren Plätzen bedeutet – eine schöne Idee, um auch das Publikum einzubezie­hen. Das dankt am Ende mit lautem Beifall für die Vorführung.

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