Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Premiere in der Ausweichstätte
„Biografie“heißt das Stück, das das Erwachsenen-Ensemble der Alten Post in Holzheim zeigt. Es fußt auf Max Frischs Buch „Stiller“und wird von Stefan Filipiak inszeniert.
Ein Klassenzimmer in der früheren Realschule Holzheim ist der Ort, an dem das ErwachsenenEnsemble der Alten Post seine Einstudierung des Stücks „Biografie“zeigt. „Eine neue und ungewohnte Situation für uns“, sagt Stefan Filipiak, der die Regie führt. Und er ergänzt: „Ursprünglich wollten wir das Stück schon im Oktober zeigen.“
Im Mai 2023 hatten die Proben begonnen, gedacht war damals noch an die Premiere an der Neustraße in Neuss, sagt Filipiak. Doch dann schloss die Alte Post früher als gedacht ihre Türen für die notwendige Renovierung, sodass eine Premiere von „Biografie“im Januar ins Auge gefasst wurde.
„Im November habe ich zum ersten Mal die Ausweichstätte gesehen“, sagt Filipiak lachend, „da sahen die Klassenzimmer noch aus, wie Klassenzimmer eben aussehen.“Mit Tafel und Waschbecken zum Beispiel, aber noch war Zeit, das Konzept zu überdenken und die Klassenzimmer einzubinden. „Wir haben einen Raum mit einem Podest bestückt, sodass der Zuschauer erhöht sitzt“, sagt der Regisseur, „wir nutzen die Fenster und das Waschbecken, und wir haben die Tafel verkleidet.“
Klaus Richter, der frührere stellvertretende Leiter der Alten Post, der auch selbst als Künstler arbeitet, hat dafür das Bühnenbild und die Kostüme geschaffen. Er hat die Wände streichen lassen, die Bühnenelemente geschaffen, überhaupt beziehen er und auch Filipiak das ganze Gebäude mit ein, um den Zuschauern – mehr als 60 sind nicht drin, sagt der Regisseur – „den Gang durch die langen Flure“zu ermöglichen.
Zum „Institut Stiller“führt der Weg. Um Jochen Kürmann zuzuhören, der hofft, dass das Institut ihm dabei hilft, einen Wendepunkt in seinem Leben zu finden. Er möchte nämlich seine Frau nicht kennenlernen und geht allerlei Wege, um sie nicht nach einer Party einzuladen...
Nicht von ungefähr kommt der Name. Denn Filipiak nimmt damit Bezug auf Max Frisch und sein Buch „Stiller“. Das handelt von einem Menschen namens James Larkin
White, der sich weigert, ein Bildhauer namens Anatol Ludwig Stiller zu sein. Das hält noch an, als seine Frau Julika Stiller-Tschudy in ihm ihren Ehemann erkennt.
„Sie möchten frischen Wind
in Ihr Leben bringen? Ohne Ihre Ehefrau oder Ihren Ehemann ein glücklicheres Dasein führen? Dann sind Sie richtig im Institut Stiller. Optimieren Sie Ihre Biografie in 90 Minuten – wenn Sie dazu in der
Lage sind. Denn der eigene Schatten ist oft die höchste Hürde.“So heißt es in der „Werbung für das Institut Stiller“, die und das sich Filipiak ausgedacht hat. Denn es gehe darum, Einfluss auf die eigene
Biografie zu nehmen, sagt Filipiak, „es geht um Wendepunkte und Entscheidungen“. Eine „Institut Stiller“gebe es aber nicht, fügt er unter Lachen hinzu.
Mit dem Erwachsenen-Ensemble hat Stefan Filipiak sein Stück einstudiert. „Zwei sind neu“, sagt er, „die anderen sind schon seit zehn oder gar seit 15 Jahren dabei.“Und so gehören Frank Gärtner, Ernst Geesmann, Karin Gunasegaran, Petra Wucherpfennig, Birgit Meyer, Traudel Pothen-Salvati, zum Ensemble für die „Biografie“.
Sie werden die „Bühne“durch eine Extratür, die zu einem Garderobenraum führt, betreten, sagt Filipiak und ergänzt: „Es gibt eine Spielleitung von vier Schauspielern.“Klaus Richter hat ihnen Alltagskleidung angezogen, denn das Stück spielt im Hier und Jetzt.