Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Meerbusch stellt sich gegen Rechts
Bei einer Kundgebung in Büderich haben rund 1000 Menschen ein Zeichen gegen Rechtsextremismus und für Demokratie gesetzt.
So voll war der Dr.Franz-Schütz-Platz in Büderich schon lange nicht mehr. Mehr als 1000 Menschen waren am Sonntagnachmittag dem Aufruf des Bündnisses „Meerbusch gegen Rechts“gefolgt, um ein Zeichen für Demokratie und Freiheit zu setzen. „Ich bin überwältigt, denn ich hätte nicht gedacht, dass der Zuspruch trotz des regnerischen Wetters so groß sein wird“, sagte Versammlungsleiter und SPD-Ratsherr HansGünter Focken, der die Kundgebung gemeinsam mit Parteikollege Felix Olbertz und Sarah Winter von den Grünen innerhalb weniger Tage auf die Beine gestellt hatte.
Viele Teilnehmer hatten Plakate angefertigt, die sie während der gut 75-minütigen Veranstaltung in die Höhe reckten. Mit Slogans wie „Demokratie braucht keine Alternative“, „Meerbusch ist bunt“, „Nie wieder ist jetzt! Wir stehen für Freiheit“oder „Extremisten sind NICHT das Volk!“gaben die Ersteller klare Statements ab.
„Gute Laune statt Braune“, hatte Nicole Peter auf ihr Banner geschrieben. „Das Grundgesetz zu schützen, ist unsere Pflicht. Deshalb sollte jeder dafür aufstehen“, sagte die Lank-Latumerin. Bernd Meincke war seit sieben Jahren nicht mehr auf eine Demo, 2017 hatte der Osterather gegen den Bau des Konverters in seinem Stadtteil protestiert. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich noch einmal gegen Nazis demonstrieren muss. Aber jeder Einzelne zählt. Deshalb bin ich hier, um klare Kante gegen Rechts zu zeigen.“
Familie Damen aus Büderich war gemeinsam erschienen. „In meiner Klasse sind viele Kinder, die nicht aus Deutschland kommen. Meine
Freunde sollen alle hierbleiben dürfen“, unterstrich die elfjährige Sarah. Für Karl Theo Wellmann, Vorsitzender des SSV Strümp, stand sofort fest, dass er mitmachen wird: „In unserem Verein haben wir etwa 1000 Mitglieder aus vielen verschiedenen Nationen. Wir sind multikulturell und wollen es auch bleiben.“
Die Büdericherin Gerda Weber war eine der ältesten Teilnehmerinnen der Kundgebung. „Es wäre schrecklich, wenn unsere ausländischen Mitbürger wieder Angst haben müssen. In unserem Land sollen alle in Freiheit leben können“, sagte die 85-jährige.
Bereits seit Wochen demonstrieren in ganz Deutschland Menschen gegen Rechtsextremismus. Auslöser für die Proteste sind die CorrectivEnthüllungen über ein Treffen radikaler Rechter in Potsdam im November vergangenen Jahres, bei denen Pläne diskutiert wurden, Millionen Menschen mit einer Einwanderungsgeschichte aus Deutschland zu vertreiben. Für Meerbusch war zunächst gar keine eigene Kundgebung geplant. „Als dann aber immer häufiger der Wunsch an mich herangetragen wurde, so etwas doch auch im eigenen Stadtgebiet zu machen, haben wir uns dazu entschlossen,
es in die Tat umzusetzen“, sagte Focken.
Auf einer Bühne gab es verschiedene Reden. Den Anfang machte Bürgermeister Christian Bommers. „Ich freue mich sehr darüber, dass trotz des ungemütlichen Wetters so viele Menschen den Weg hierhin gefunden haben, um dieses starke Signal zu senden“, sagte das Stadtoberhaupt. Demokratie sei ein hohes Gut, aber nicht selbstverständlich. Sie müsse, wenn nötig, mit allen verfügbaren Kräften verteidigt werden.
In einer von Felix Olbertz moderierten Talkrunde stellten sich Pfarrer Wilfried Pahlke, Diakon Gerd Krewer
und Dirk Thorand, Vorsitzender von „Meerbusch hilft“gemeinsam gegen Rechtsextremismus. „Wenn wir etwas mitbekommen, was nicht richtig ist, dürfen wir weder im Großen noch im Kleinen schweigen. Wir müssen unseren Mund aufmachen. Wenn das jeder beherzigt, brauchen wir solche Veranstaltungen in der Zukunft hoffentlich nicht mehr“, sagte Krewer.
Pahlke schlug in die gleiche Kerbe: „Die Nächstenliebe kennt keine Grenzen. Wir alle haben die Verantwortung, sie im täglichen Leben konkret werden zu lassen.“Thorand ergänzte: „Lasst uns alle gemeinsam
für Vielfalt und Toleranz einstehen und damit ein klares Zeichen gegen diese unsäglichen rechten Ideologien setzen.“
Najiba Koochi-Richtmann, zweite Vorsitzende des Meerbuscher Integrationsrats, war vor 33 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. In einer bewegenden Rede wandte sie sich an das Publikum. „Die Gräueltaten der Nazizeit sind bekannt. Doch wir alle müssen dafür sorgen, dass sich diese Geschichte niemals mehr wiederholt. Daher sollten wir uns aktiv gegen jede Form von Extremismus und Hass einsetzen. Nur so können wir eine Zukunft gestalten, in der alle Menschen in Frieden und Freiheit leben können“, sagte die 60-Jährige. Zum Abschluss der Veranstaltung sorgte das interkulturelle Bandprojekt „You Shall Rise“für Musik.
Initiator Focken hofft, dass die Kundgebung kein einmaliges Zeichen bleibt: „Wir müssen gerade im Hinblick auf die bevorstehende Europawahl im Juni weiter auf das Thema aufmerksam machen und werden deshalb weitere Aktionen planen.“