Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Magische Wolken im Malkasten
Elisabeth Brockmann ist neues Mitglied im Künstlerverein. Dort sind ihre Leuchtkasten-Motive zu sehen.
Elisabeth Brockmann ist eine perfekte Technikerin, die auch vor raffinierten Fakes nicht zurückschreckt. Ihre mächtige Wolke hat die ehemalige Meisterschülerin von Gerhard Richter nicht bei irgendeinem Landurlaub entdeckt, sondern bei Autofahrten von Düsseldorf nach Duisburg. „Die Wolken sind nichts anderes als Löschdampf, der alle elf Minuten ausgestoßen wird, wenn der Stahl abgelöscht wird“, sagt sie. Trotz der Flaute in der Stahlindustrie gebe es diesen massiven Dampf noch heute. Nun zeigt sie ihn als neues Mitglied des Künstlervereins in der halbdunklen Bar des Gastronomietrakts.
Brockmann ist bekannt für ihre Großbildpositive in Leuchtkästen, die sie in Innenräumen, häufiger aber in den Fenstern von Gebäuden installiert. Sie bestehen aus bedruckten, lichtdurchlässigen Tüchern, die auf den Leuchtkasten gespannt werden. Das Bild sitzt gleichsam auf einer lichtdurchlässigen Folie und wird von LED-Licht durchleuchtet. Sie benutzt nicht die Cibachrome-Dias des Kollegen Jeff Wall, sondern arbeitet mit einem hitzegesteuerten Verfahren, indem Farben auf die Oberfläche aufgedampft werden. Sie selbst spricht vom „Thermosublimationsdruck“.
Die Motive werden wie bei einer Fotomontage am Rechner zusammengefügt und verarbeitet.
Vor zwei Jahren hatte sie eine Ausstellung im Sinclair-Haus, einem Museum für zeitgenössische Kunst in Bad Homburg. Dort gibt es im benachbarten Schlosspark kleine Skulpturen als Geisterbeschwörungen auf dem Boden, vergleichbar mit den grotesken Wasserspeiern an den französischen Kathedralen, die das Böse abhalten sollen. Nun geistern sie wie Halloween-Masken oder verschwommene Grotesken durch die Malkastenbar und konkurrieren mit der magischen Wolke.
„Bar jeder Schönheit“nennt sie ihren Auftritt. Sie spielt mit Licht und Transparenz, mit Wasserspiegelungen
und Reflexionen. Strahlende, goldene Kugeln verraten ihre Herkunft vom Weihnachtsschmuck, wobei ganz normale Weihnachtskugeln mit Blattgold überzogen wurden. Sie stammen von einem Kunst-am-Bau-Entwurf für das Forschungszentrum Jülich, der allerdings abgelehnt wurde. Die Goldkugeln blieben im Atelier hängen und wurden nun für die Leuchtkästen vergrößert.
Die Künstlerin ist bekannt für ihre Eingriffe in Gebäudestrukturen und Interventionen zwischen Innenund Außenraum. So leuchten seit 2002 an der Fassade des Albertinums in Dresden und seit 2007 an der des Reiss-Engelhorn-Museums in Mannheim ihre Installationen. 2022 bespielte sie den Lichthof des Baukunstarchivs in Dortmund.
Die Ausstellung „Bar jeder Schönheit“läuft bis 5. April im Künstlerverein Malkasten, Jacobistraße 6a (Montag bis Samstag 12 - 23 Uhr, Sonntag 12 - 21 Uhr). Am 26. März um 19 Uhr gibt es ein „Bargespräch“der Künstlerin mit Myriam Thyes vom Vorstand. Außerdem stellt die Bildhauerin Pia Stadtbäumer in der Vitrine „Hand und Katze“aus. Man sieht eine Katze, die mit ihrer Pfote nach einem Seil greift und eine Hand, die mit zwei Fingern den Schwanz der Katze festzuhalten versucht. Ein fragiler Akt der Balance.