Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Spanien kämpft gegen Drogenschmuggel aus Marokko
„Wir sind machtlos”, bekannte dieser Tage ein Fahnder, der an der südspanischen Küste Jagd auf Drogenschmuggler macht. „Die Mafia ist viel besser ausgerüstet als wir.” Gerade erst mussten die Beamten zwei Kollegen beerdigen, die bei der Verfolgung eines Schmugglerbootes umkamen. Die Polizisten waren im Atlantikhafen Barbate in einem kleinen Schlauchboot auf Patrouillenfahrt. Sie hatten in ihrem Schlauchboot keine Chance gegen das sehr viel größere Schmugglerschiff, von dem sie in der Hafenausfahrt gerammt und versenkt wurden.
Spaniens Sicherheitsbehörden sprechen inzwischen von einem Krieg der Drogenmafia. Immer größere Mengen an Haschisch werden von Marokko, dem wichtigsten Cannabisproduzenten für Europa, übers Mittelmeer nach Südspanien transportiert. Die Schmuggler reagieren, wenn sie entdeckt werden, zunehmend mit brutaler Gewalt.
Es ist ein ungleiches Katz- und Mausspiel, bei dem die Drogenbarone
meistens gewinnen. Ihre Schiffe sind mit Motoren ausgestattet, die ihre Boote auf über 100 Stundenkilometer beschleunigen. Auch mit mehreren Tonnen Cannabisharz an Bord sind sie schneller als die Polizei. Die Schmuggler operieren vor allem in der Nähe der Meerenge von Gibraltar, die Südeuropa von Marokko trennt. Dort ist das Mittelmeer an seiner schmalsten Stelle nur knapp 14 Kilometer breit. Nahezu täglich kommen Schiffe mit Drogen aus Nordmarokko in Südspanien an. Meistens im Schutz der Nacht.
Manchmal tauchen sie sogar am Tag auf und laden ihre heiße Ware an den spanischen Stränden der Costa de la Luz oder der Costa del Sol ab.
Dass die Schmuggler wenig Angst haben, liegt noch an einem anderen Grund: „Sie haben auch Polizisten auf ihrer Gehaltsliste und kontrollieren jede Bewegung der Sicherheitskräfte”, berichtet der Journalist Nacho Carretero, der die Drogenmafia seit Jahren beobachtet und einer der besten Kenner der Szene ist. Und die Schmuggler profilieren sich in manchen Orten der strukturschwachen
Region als Wohltäter. Einer dieser Drogenorte im Süden heißt La Línea de la Concepción. „Wir haben hier im Schnitt 30 Prozent Arbeitslosigkeit”, sagt Bürgermeister Juan Franco. In einigen Wohnvierteln seien sogar 60 und bei den jungen Leuten bis zu 80 Prozent ohne Job.” Solange man für diese soziale und wirtschaftliche Krise keinen Ausweg finde, werde man auch das Drogengeschäft nicht unter Kontrolle bekommen.
Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska setzt derweil im Kampf gegen den Haschischschmuggel
auf Härte. Er will die Drogenfahnder an Spaniens Südküste weiter aufrüsten. Mit mehr Personal und mit größeren und vor allem schnelleren Patrouillenbooten. Seine Beamten haben rund um die Meerenge von Gibraltar in den vergangenen fünf Jahren nahezu 20.000 Drogenschmuggler erwischt, erklärt er. Und sie hätten dabei rund 1500 Tonnen Haschisch sichergestellt. Nach Einschätzung von Experten ist dies nur ein geringer Teil jener Cannabismenge, die in Spanien in dieser Zeit übers Meer kam.