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Henkel verschärft den Sparkurs
Obwohl der Konzern höhere Gewinne meldet, rutscht die Aktie ab. Der Vorstand setzt auf Zukäufe.
Der Dax-Konzern Henkel legt beim Konzernumbau eine Schippe drauf. Die Zusammenlegung der zwei früher getrennten Sparten Kosmetik/Haarpflege rund um Schwarzkopf sowie Waschmittel rund um Persil zur neuen Sparte Konsumgüter soll nun rund 525 Millionen Euro einsparen statt der früher avisierten rund 400 Millionen Euro. Das verkündete Vorstandschef Carsten Knobel bei der Vorlage der Bilanz. Eigentlich war geplant, rund 2000 Bürojobs zu streichen, jetzt werden es wohl mehr. Bei der Zusammenlegung von Fabriken und von Logistikarbeiten sollen 250 Millionen statt 150 Millionen Euro gespart werden. „Der Zusammenschluss läuft besser, als wir erwartet haben“, so Knobel. Er sagte aber auch, es bleibe dabei, dass in Deutschland rund 300 Bürostellen von dem Programm betroffen seien.
Obwohl das betriebliche Ergebnis um 10,2 Prozent auf 2,6 Milliarden
Euro stieg, rutschte der Aktienkurs zeitweise um fünf Prozent ab. Ein Grund war der nur vorsichtige Ausblick: Das organische Umsatzwachstum (ohne Zukäufe oder Desinvestments) soll nur bei zwei bis vier Prozent liegen. Die operative Marge (Ebit) soll sich von 11,9 auf 12,0 bis 13,5 Prozent erhöhen.
Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) ist wenig begeistert. „Henkel scheint wieder auf Kurs zu sein, zumindest was das Thema Kosteneinsparung angeht“, lobt sie zwar. Aber sie hätte gehofft, dass die Ebit-Marge schon 2023 bei mindestens zwölf Prozent gelegen hätte. Enttäuschend sei auch, dass die Dividende mit 1,85 Euro pro Aktie stabil geblieben sei, obwohl der Gewinn pro Aktie um 20 Prozent gestiegen sei. „Eine entsprechende Anpassung nach oben wäre ein positives Zeichen an die Aktionäre gewesen, die die nicht zufriedenstellende Entwicklung des Aktienkurses hätte ausgleichen können.“
Tatsächlich ging die Notierung der Henkel-Aktie in den letzten zwölf Monaten leicht nach unten, während sich der Dax 40 der führenden großen deutschen Unternehmen um rund 14 Prozent nach oben entwickelte. Das Henkel-Zahlenwerk hat darunter gelitten, dass der Familienkonzern das traditionsreiche Russland-Geschäft mit einem Umsatz von früher rund einer Milliarde
Euro vergangenes Jahr verkauft hatte. Auch dies führte dazu, dass der Konzernumsatz um 3,9 Prozent auf 21,5 Milliarden Euro abrutschte. Nach Abzug von Sondereffekten wie Firmenverkäufen ist der Umsatz aber um 4,2 Prozent gestiegen. Vorrangig höhere Preise für Produkte wie Persil und Somat haben die Kasse gefüllt.
Für die Zukunft gaben Knobel und Finanzvorstand Marco Svoboda das Ziel aus, durch Zukäufe wieder zu wachsen. Allein für drei Akquisitionen in den vergangenen Monaten gab der Vorstand rund 1,5 Milliarden Euro. Die Nettoschulden lagen Ende 2023 bei null. Knobel sagte: „Wir wollen Boden gutmachen. Wir haben eine extrem gesunde Bilanz.“
Henkel steht stabil da. Der Free Cashflow, also der Geldeingang nach Abzug aller laufenden Kosten, lag 2023 mit 2,6 Milliarden Euro so hoch wie nie zuvor. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital lag bei zwölf Prozent. Der Belegschaft geht es gut: Ihre durchschnittliche Vergütung lag 2023 bei 98.070 Euro pro Kopf.