Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Was wird aus Industriepark Edelstahlwerke?
Denkmalwerte Industriegebäude in Krefeld sind vom Abriss bedroht. Die Initiative „wirstadt.org“macht sich Sorgen um die Zukunft des Areals. Statt die Flächen einem Logistiker anzudienen, wäre eine Nutzung nach dem Vorbild Böhler-Stahlwerke in Meerbusch de
Aus dem riesigen Industriegelände von Thyssen-Krupp in Krefeld ist nur ein Kern für die Stahlbranche übrig geblieben. Auf einem Großteil der Fläche entlang der Autobahn 44 haben namhafte Logistikunternehmen ihren Standort aufgeschlagen. Doch auch das rund 100 Hektar große Areal von Outokumpu und den Deutschen Edelstahlwerken sowie seit Kurzem der Essener Thelen-Gruppe, die 45 Hektar erworben hat, wird in ihrer Gesamtheit für die Stahlverarbeitung nicht mehr benötigt.
Doch was soll auf dem historischen Industriegelände mit einigen denkmalgeschützten Gebäuden geschehen? Die Akteure lassen die Katze nur ansatzweise aus dem Sack herauslugen. Soll heißen: Outokumpu, Deutsche Edelstahlwerke und Thelen-Gruppe als Eigentümer und Nutzer des ehemaligen ThyssenKrupp-Industrieareals zwischen Gladbacher-, Anrather- und Gladbacher Straße bis an die Grenzen des Südparks entlang der Hückelsmaystraße lassen sich nicht wirklich in die Karten schauen. Insbesondere der Erhalt denkmalgeschützter Hallen und Verwaltungsgebäude scheint bedroht.
Die Entscheidung will die Stadtgesellschaft weder den Eigentümern noch der Stadtverwaltung und Politik alleine überlassen. Die Initiative „wirstadt,org“plant deshalb eine große Informationsveranstaltung mit bekannten Referenten und anschließender Diskussion am 28. April von 14 bis 16 Uhr im Alten Klärwerk in Uerdingen am Rundweg.
„Wir begrüßen es, dass viele bauliche Anlagen der ehemaligen Edelstahlwerke unter Denkmalschutz gestellt wurden. Sie stellen einen hohen Wert dar für die Industriekultur Krefelds, und bilden mit der Hauptverwaltung und der langen Halle des Elektrostahlwerks I und II einen spektakulären, identitätsstiftenden Stadteingang. Zugleich ist der Standort eines der wenigen Krefelder Industriegebiete, dessen Nutzung als Solches es zu schützen und mit innovativen Unternehmen weiter zu entwickeln gilt“, erklärte Barbara Schweikart für „wirstadt. org“.
Schon heute seien auf dem gut 100 Hektar großen Gelände rund 1300 zum Teil hoch qualifizierte Industriearbeitsplätze vorhanden. Ein großer Teil des Geländes sei von der Thelen-Gruppe gekauft worden, um einen Logistikstandort zu realisieren. Logistik sei in der Regel flächenintensiv und schaffe
nur wenige, oft gering qualifizierte Arbeitsplätze. Zusätzlich werde eine Menge Frachtverkehr produziert. Möglicherweise erziele die Stadt durch die Logistik kurzfristig hohe Gewerbesteuereinnahmen. Der langfristige Verlust qualifizierter Arbeitsplätze an einem der wenigen Industriestandorte in der Stadt und der Verlust des baukulturellen Erbes am Stadteingang sei dahingegen unermesslich viel höher, betonte wirstadt.org.
Die Veranstalter des Themenabends haen auch gleich eine Idee für eine künftige Nutzung des Teilgeländes: Eine Verknüpfung der Sportund Grünflächen des CSV Marathon – mit ebenfalls denkmalgeschützter Sportanlage – und einem grünen Sport- und Freizeitpark zwischen Gladbacher Straße und dem langen Elektrostahlwerk I und II wäre denkbar. Das ikonische Gebäude könne mit Gastronomie, Veranstaltungen, Sport- und Freizeitangeboten eine
Schnittstelle zwischen der Stadt und dem Industriestandort werden, die sowohl für die Mitarbeiter der dort ansässigen Unternehmen als auch für die Bürger der Stadt ein einzigartiger, identitätsstiftender Ort würden, so wirstadt.org, das sich als Labor für Stadtkultur versteht.
Zur Vorbereitung der Diskussion sprechen Christoph Becker (Verein Rheinische Industriekultur) zum Thema „was sind die Krefelder Edelstahlwerke und warum sind sie ein
Denkmal-Wert?“Claudia Schmidt (MIR Architects Amsterdam) fragt, „brauchen wir für eine nachhaltige Stadtentwicklung erst mal Bilder im Kopf?“, und Jochen Usinger (UKWInnenarchitekten) möchte wissen „haben Umgestaltungen Wirkung und wie kann ein Designprozess darauf Einfluss nehmen? Sind die Böhler-Stahlwerke in Meerbusch Blaupause für Krefeld?“. Die Referenten wollen nicht nur Fragen stellen, sondern auch Antworten geben.