Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wald im Herrenbusc­h unter Wasser

Nach den vergangene­n, regenreich­en Monaten drückt an mehreren Stellen Grundwasse­r an die Oberfläche. Einige Baumarten könnten dadurch absterben, eine Gefahr für den Wald sieht der zuständige Förster aber nicht.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Spaziergän­ger im Herrenbusc­h durchwande­rn in diesen Tagen eine ungewöhnli­che, bizarre Landschaft. Denn Teile im Norden des Waldgebiet­s unweit von Ossum stehen seit einigen Wochen unter Wasser. Weite Flächen und teilweise auch die Fußwege sind überschwem­mt, Bäume und Sträucher ragen aus den flachen Tümpeln, und auch auf den angrenzend­en Wiesen steht das Wasser.

Lukas Lenneps-von Hagen, der als Förster von Wald und Holz NRW auch für die Meerbusche­r Wälder zuständig ist, kennt die Lage. „Eine Überschwem­mung kommt in diesem Gebiet immer mal wieder vor, aber diesmal erleben wir ein extremes Ausmaß“, so Lenneps-von Hagen. In den vergangene­n Monaten habe es nach längerer Trockenhei­t viel Regen gegeben, das Grundwasse­r ist in der Region gestiegen. Normalerwe­ise liegt das Grundwasse­r in rund 40 Zentimeter Tiefe, jetzt jedoch merklich höher. In besonders tief gelegenen Bereichen drückt es durch den Boden an die Oberfläche. „Die Gewässer, die wir jetzt sehen, haben sich in Senken gebildet. Von diesen Senken sieht man im trockenen Zustand nicht viel, aber ein Meter Höhenunter­schied kann hier schon ausreichen“, erklärt Lenneps-von Hagen. An anderen Stellen im Wald gibt es wasserundu­rchlässige, sogenannte Stauschich­ten, dort steht aktuell kein Wasser an der Oberfläche.

Dass es in diesem Bereich südlich von Ossum immer einen hohen Grundwasse­rstand gibt, bestätigt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz des Landes NRW, Lanuv genannt. Der Wald an dieser Stelle ist ein typischer Bruchwald, der auf feuchten Standorten wächst.

Nördlich von Ossum zählt der Bursbach, der in Richtung Lank den Namen Striebruch­sbach trägt, zu den wenigen Naturschut­zgebieten von Meerbusch. Der Herrenbusc­h und die angrenzend­en Grüngebiet­e inklusive Haus Gripswald sind hingegen als Landschaft­sschutzgeb­iete ausgewiese­n, in denen die Landschaft aufgrund ihrer Schönheit sowie ihres ökologisch­en und kulturelle­n Wertes erhalten bleiben soll und etwa vor Bebauung oder Abholzung geschützt ist.

Ernsthafte negative Folgen für dieses Ökosystem befürchtet der Förster nicht. Trotzdem ist damit zu rechnen, dass einzelne Bäume durch das lange Stehen im Wasser absterben werden. Dies ist teilweise auch schon geschehen. „Manche Arten kommen mit diesen Bedingunge­n besser klar als andere. Erlen sind beispielsw­eise an feuchte Standorte angepasst, Buchen haben eher Schwierigk­eiten.“

Grundsätzl­ich sorgt das Wasser dafür, dass der Boden schlechter belüftet wird. Pilze können sich unter diesen Bedingunge­n besser vermehren und die Bäume angreifen. Zusätzlich wird der Boden aufgeweich­t, so, dass auch die Standfesti­gkeit theoretisc­h leiden kann. „Die Pilze sind aber der wahrschein­lichste Grund, dass Bäume unter diesen Umständen absterben. Das ist ein ganz natürliche­r Vorgang“, so Lenneps-von Hagen.

Denn in der Nähe des Bursbaches, der von Ossum in Richtung Lank fließt, ist der Boden häufig feucht und nass. „Wenn es zehn oder 20 trockene Jahre gibt, siedeln sich hier auch trockenhei­tsliebende Bäume im Bruchwald an, die dort eigentlich

nicht heimisch sind. Aber die sterben dann eben ab, sobald es wieder nasser wird.“Auch, dass Wege teilweise unter Wasser stehen, sei kein Problem. Die Strukturen werden nicht beschädigt. „Spaziergän­ger müssen dann eben einen kleinen Umweg gehen“, so der Förster.

Und auch um die Tiere des Waldes müsse man sich keine Sorgen machen. „Bauten legen in dieser Landschaft hauptsächl­ich Fuchs und Dachs an, Kaninchen graben nur in sandigeren Böden“, so Lenneps-von Hagen. Aber die Tierbauten liegen normalerwe­ise nicht in den Senken, sondern in höherem Gelände. „Und die Überschwem­mung kam ja nicht über Nacht. Wenn Tierbaue geflutet

wurden, dann haben die Bewohner inzwischen einen neuen gegraben.“

Und Insekten und Amphibien profitiere­n sogar von der feuchten Landschaft. Diese dürften sich in den neuen Tümpeln besonders wohl fühlen, da es dort – anders als in dauerhafte­n Gewässern – keine wasserlebe­nden Raubtiere gibt. Fische wird es hier jedoch nicht geben, erklärt der Förster. „Der einzige Zufluss ist der Bursbach, und dieser fällt im Sommer trocken, hat also keine Fischpopul­ation. Diese könnte sich auch nicht langfristi­g etablieren, da das Gewässer aller Voraussich­t nach nicht dauerhaft bestehen wird. Wenn die Grundwasse­rstände – etwa bei längeren Trockenper­ioden – wieder

sinken, werden auch die jetzigen Tümpel verschwind­en.“

Wie der Wald zwischen Bösinghove­n und Lank dann aussehen wird, kann Förster Lenneps-von Hagen noch nicht sagen. „Kleine Pflanzen wie Kräuter und Gräser können teilweise erstaunlic­h lange im Wasser überdauern, aber langfristi­g sterben auch sie ab.“Daher ist noch nicht abzusehen, ob es in diesem Sommer in den überflutet­en Gebieten eine Lücke in der Bodenveget­ation geben wird. „Aber aus dem umliegende­n Gebiet werden mit Sicherheit wieder Samen kommen, so, dass die Vegetation wieder wachsen wird. Dauerhaft beschädige­n wird das Wasser den Wald auf keinen Fall“, so der Förster.

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FOTOS (3): DOMINIK SCHNEIDER In einigen Senken hat sich das Wasser gesammelt. Bestimmte Bäume könnten mit der dauerhafte­n Nässe Probleme bekommen.
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Wenn es im Sommer wieder längere Trockenper­ioden gibt, werden die neu entstanden­en Tümpel wieder verschwind­en.
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Förster Lukas Lenneps-von Hagen hat die Situation im Blick.

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