Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Johannesson rätselt über sich selbst
Das Auswärtsspiel in Wiesbaden war für die Düsseldorfer eine mühsame Angelegenheit. Mit zwei Toren zum richtigen Zeitpunkt brachte sich der Tabellen-Dritte allerdings auf die Erfolgsstraße. Auch dank des Isländers.
Viel besser als Isak Johannesson konnte man seinen Arbeitstag nicht beenden. Marcel Sobottka stand nach etwas mehr als einer Stunde zwar schon an der Seitenlinie bereit, um den isländischen Nationalspieler im Auswärtsspiel beim SV Wehen Wiesbaden abzulösen. Doch ohne die mehr als 5000 mitgereisten Fortuna-Fans noch einmal in Wallung zu bringen, wollte sich der 21-Jährige nicht verabschieden. Also schlich er sich klammheimlich in den Strafraum der Hessen, ließ sich von Shinta Appelkamp hervorragend freispielen und erzielte mit seiner letzten Aktion den 2:0-Endstand.
Für diesen persönlichen Schlussakkord einer insgesamt ansprechenden Darbietung hatte sich die Leihgabe des FC Kopenhagen den optimalen Zeitpunkt ausgesucht. Denn bis dahin erweckte das Kellerkind aus Wiesbaden trotz seiner Unterzahl den Eindruck, jederzeit den Ausgleich erzielen zu können, weil sich Fortuna vor allem im Aufbau zu viele einfache Fehler erlaubte. „Insgesamt haben wir gar nicht so gut gespielt, deshalb war das 2:0 sehr wichtig“, räumte Johannesson ein. „Wiesbaden hat uns mit zehn Mann vor eine harte Aufgabe gestellt. Das warme Wetter war auch nicht das angenehmste, deswegen war phasenweise wahrscheinlich auch wenig Tempo im Spiel.“So kam es, dass sich die Düsseldorfer erheblich abmühen mussten, ihre Pflicht aber erneut zur vollen Zufriedenheit von Trainer Daniel Thioune und der eigenen Anhängerschaft erledigten.
„Das war wirklich ein kompliziertes Spiel, besonders nach der Roten Karte, als sich Wiesbaden ziemlich zurückgezogen und uns nur wenige Räume gegeben hat“, analysierte Johannesson
weiter. „Aber wir haben es in der Defensive wieder sehr solide gemacht und ein weiteres Mal zu Null gespielt, und vorne sind wir eben immer für Tore gut.“Diesmal zwar nicht in Person von Topscorer Christos Tzolis, der keinen guten Tag erwischt hatte, aber eben wegen Appelkamp und des Isländers selbst.
Dessen Freude über das erst dritte Zweitliga-Tor seiner Karriere war freilich groß. „Es hat sich gut angefühlt, wieder zu treffen“, sagte der 21-Jährige. „Ich war unter der Woche ein bisschen krank, deshalb waren
meine Kräfte nicht zu hundert Prozent da. Trotzdem konnte ich für die Mannschaft in einer schwierigen Phase ein wichtiges Tor schießen.“
Allerdings stellte ihn sein Erfolg auch vor ein gewisses Rätsel. „Es war schon wieder mit rechts“, erzählte der Linksfuß ein wenig fassungslos. „Ich habe drei Tore in der Liga geschossen – und alle mit rechts. Ich weiß auch nicht, warum. Irgendetwas scheint da gut zu klappen, aber ich möchte natürlich auch mit links wieder treffen.“Glücklicherweise gelang ihm das in dieser Saison bereits; seine drei übrigen Tore im DFB-Pokal erzielte er schließlich allesamt mit seinem starken Fuß.
Dort ist die märchenhafte Reise nach dem Halbfinal-Aus in Leverkusen zwar beendet, die BundesligaRückkehr bleibt Fortuna allerdings noch als großes Ziel. Durch den Sieg in Wiesbaden sicherte sie den Relegationsplatz, und trotzdem ließ sich Johannesson nach der Partie nicht aus der Reserve locken, was einen möglichen Direktaufstieg angeht. „Seitdem wir im Januar und Februar ein paar Probleme mit unseren Ergebnissen hatten, fokussieren wir uns nur auf uns, und das klappt ja sehr gut“, betonte er. „Wir haben gerade möglicherweise die stärkste Form der ganzen Liga. Wenn wir auf die anderen Mannschaften gucken würden, wäre unser Fokus nicht richtig gesetzt.“
Vielmehr legte der Isländer sein ganzes Aufstiegsvertrauen in die Qualität der Mannschaft. „Wir wollen im Moment einfach nur gut verteidigen. Vor gar nicht allzu langer Zeit waren wir noch ein bisschen wacklig in der Defensive“, ergänzte Johannesson. „Aber wenn wir unsere Struktur beibehalten und kein Gegentor kassieren, haben wir viele Jungs mit unheimlich viel Qualität wie Shinta oder Christos, um die Spiele zu gewinnen. Das im Moment der Schlüssel.“
Sich selbst mochte der 21-Jährige in all seiner wohltuenden Bescheidenheit freilich nicht in die Aufzählung miteinbeziehen. Allerdings ist auch Johannesson einer dieser von ihm erwähnten „Jungs mit unheimlich viel Qualität, um die Spiele zu gewinnen“. Den entsprechenden Beweis trat er nach auch für ihn etwas schwankungsanfälligen Wochen nicht zuletzt in Wiesbaden wieder an.