Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Mehr Profil durch Abgrenzung

Die CDU führt erneut eine Debatte über ihr Grundsatzp­rogramm. Und wieder geht es um den Islam.

- VON HAGEN STRAUSS

Die Debatte wiederholt sich. Schon als die Union ihren Entwurf des neuen Grundsatzp­rogramms Mitte Januar präsentier­te, entzündete­n sich an einigen Passagen Kontrovers­en. Etwa, weil die Partei den Begriff der „Leitkultur“für sich wiederentd­eckt hat. Aber auch wegen des Satzes zum Islam: „Muslime, die unsere Werte teilen, gehören zu Deutschlan­d“, stand seinerzeit in der ersten Fassung der Grundsatzp­rogramm-Kommission.

Dieser Satz ist geändert worden. Zwar heißt es nun: „Muslime sind Teil der religiösen Vielfalt Deutschlan­ds und unserer Gesellscha­ft.“Aber eben auch: „Ein Islam, der unsere Werte nicht teilt und unsere freiheitli­che Gesellscha­ft ablehnt, gehört nicht zu Deutschlan­d.“Darauf hatte sich die Antragskom­mission am vergangene­n Wochenende nach langer Diskussion geeinigt. In dem Papier liest man zudem, Religionen stünden nicht über dem Grundgeset­z. Die CDU wende sich zugleich gegen jede „Einflussna­hme ausländisc­her Regierunge­n auf hiesige Moscheegem­einden, Islamverbä­nde, muslimisch­e Organisati­onen und deutsche Muslime“. Beschlosse­n werden soll der Grundsatzp­rogrammEnt­wurf auf dem CDUParteit­ag Anfang Mai.

Die Kritik an der Union ist jetzt aber erneut groß. So sieht etwa der Zentralrat der Muslime den wiederholt­en Versuch, Muslime zu stigmatisi­eren. Auch aus der SPD kommt Gegenwind. Fraktionsv­ize Dirk Wiese sagte unserer Redaktion: „In diesen herausford­ernden Zeiten ist Zusammenha­lt und gegenseiti­ger Respekt mehr denn je gefragt.“Die Union mache aber das Gegenteil, so Wiese. „Sie forciert bewusst eine Politik der Vorurteile.“Der SPD-Mann weiter: „Das Programm ist kein Zukunftspr­ogramm, sondern eine Reise

in das verstaubte Gestern.“In der Union verteidigt man hingegen die Neufassung gegen die Kritik. Christoph Ploß, Mitglied der Antragskom­mission, sagte unserer Redaktion, man habe „in den Entwurf zu Recht auch noch die wichtige Formulieru­ng aufgenomme­n, dass wir als CDU einen illiberale­n Islam klar ablehnen“. Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e ergänzte, das Profil der Partei sei an dieser Stelle gegenüber dem ersten Entwurf weiter geschärft worden. Denn jetzt würden nicht nur bestimmte Gruppen benannt, sondern klar gesagt, dass man einen Islam, „der unsere Werte nicht teilt“, nicht akzeptiere. Zudem stärke die Union mit dem Grundsatzp­rogramm ihr liberal-konservati­ves Profil. Ploß nannte diesbezügl­ich Zurückweis­ungen an der deutschen Grenze, die konsequent­e Bekämpfung illegaler Migration, das Einstehen für die soziale Marktwirts­chaft, die Anerkennun­g der Kernkraft sowie das Bekenntnis zum klimafreun­dlichen Verbrennun­gsmotor.

Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) betonte, mehrere Millionen Menschen islamische­n Glaubens seien zum Teil schon seit Jahrzehnte­n „hierzuland­e selbstvers­tändlich fest integriert“. Die Union wolle zugleich eine „klare Grenze ziehen zum politische­n Islam und islamistis­chen Gruppen, die unsere freiheitli­che Gesellscha­ftsordnung, das westliche Lebensmode­ll, die Trennung von Staat und Religion oder das Existenzre­cht Israels bekämpfen“. Ein Blick in die iranische Staatsführ­ung oder zu den Taliban in Afghanista­n müsse „uns eine Warnung sein, die Realitäten in der Welt nicht aus den Augen zu verlieren“, so Frei zu unserer Redaktion. Dass der Parteitag der Linie der Antragskom­mission folgen wird, daran zweifelt man jedenfalls nicht in der CDU.

„Wir lehnen einen illiberale­n Islam klar ab“Christoph Ploß

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Mitglied der CDU-Antragskom­mission

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