Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Rhein-Kreis sucht die „Kita mit Biss“
Löcher in den Zähnen sind schon bei Kleinstkindern gar nicht so selten. Um das zu ändern, setzt der Rhein-Kreis auf die Kindertageseinrichtungen und ein in Frankfurt/Oder entwickeltes Präventionsprogramm. So wird es umgesetzt.
Vor dem Schlafen, nach dem Essen: Zähneputzen nicht vergessen. Mit diesem Slogan wurde schon früher versucht, Kindern die Bedeutung der Mund- und Zahnhygiene zu vermitteln. Mit zweifelhaftem Erfolg. Denn statistisch haben nach wie vor 13,7 Prozent der Dreijährigen Karies – und immer auch gleich in mehreren Zähnen Löcher. Und im Einschulungsalter hat fast jedes zweite Kind schadhafte Zähne. Damit ist Karies die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalter. Ein Umstand, den der Rhein-Kreis ändern will.
Mit Start des Kindergartenjahres Anfang August will der Zahnärztliche Dienst im Kreisgesundheitsamt deshalb die Prophylaxe-Kampagne „Kita mit Biss“starten. Alle Kindertageseinrichtungen sind eingeladen, sich anzuschließen. Kitas, die das tägliche Zähneputzen unterstützen und zahngesunde Rahmenbedingungen schaffen, werden besonders unterstützt, teilt der Kreis mit. Geld ist damit aber nicht gemeint.
In vielen Kitas gehört das Zähneputzen nach einer der Mahlzeiten schon heute ganz selbstverständlich zum Tagesablauf, berichtet der Kreis. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Verunsicherung im Hinblick auf Hygiene und Infektionsschutz wurde aber in vielen Einrichtungen das Zähneputzen abgeschafft. Und weil die Mitarbeiter des Zahnärtlichen Dienstes bei ihren Kita-Besuchen immer danach fragen, so erklärt Kreissprecher Andreas Buchbauer, „wissen wir, dass viele das Zähneputzen noch nicht wieder in den Alltag aufgenommen haben“. Deshalb will der Kreis auch zum Wiedereinstieg motivieren.
Das Modell „Kita mit Biss“wurde 2004 in Frankfurt an der Oder entwickelt und ist heute ein echter Exportschlager des Landes Brandenburg. Mit „Kita mit Biss“arbeiten schon Behörden, Träger und Einrichtungen in Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und natürlich in Brandenburg, wo sich schon Hunderte Kitas angeschlossen haben und zertifizieren ließen. Alleine in Frankfurt/Oder sind 29 von 30 Kitas bei diesem Aufklärungs- und Ernährungsprogramm dabei, berichtet Dolores Hübner vom Zahnärztlichen Dienst der Stadt. In Frankfurt/Oder sei das inzwischen ein Qualitätsmerkmal.
Dass sich der Anteil frühkindlicher Kariesfälle in teilnehmenden Kitas innerhalb weniger Jahre deutlich reduziert hat, dokumentiert die
Koordinierungsstelle Brandenburger Gruppenprophylaxe in der Landeshauptstadt Potsdam. Dort verweist die Leiterin Bettina Bels auch gerne auf den Präventionspreis der Bundeszahnärztekammer für „Kita mit Biss“. Er bescheinigt, dass das Projekt wissenschaftlich fundiert, überall einsetzbar und geeignet ist, „Eltern, Erziehungsberechtigte und Betreuer für ein verbessertes Ernährungs- und Mundhygieneverhalten zu sensibilisieren und zur Umsetzung zu motivieren“.
Für „Kita mit Biss“wurden in den vergangenen Jahren Materialien in unterschiedlichen Sprachen entwickelt, um auch die Eltern einzubinden, sagt Dolores Hübner. Denn das Zähneputzen in der Kita ersetze nicht die häusliche Zahnpflege. Da müssen die Eltern schon mitziehen und auch ein Auge darauf haben.
Lange schon waren Fachkräfte dahinter her, dass einheitliche Handlungsempfehlungen zur Kariesprävention im Säuglings- und frühen Kindesalter entwickelt werden. Die
hat das Netzwerk „Gesund ins Leben“, das bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) angesiedelt ist, nun vorgelegt. Es betont den Anspruch auf zahnärztliche Früherkennungsuntersuchungen ab dem sechsten Monat und gibt Eltern Tipps, wie sie ihrem Kind das Zähneputzen ab dem ersten Lebensjahr vermitteln können. „Das natürliche Bedürfnis des Säuglings, Gegenstände mit dem Mund zu erkunden, soll genutzt werden. Keinesfalls darf gegen den Widerstand des Kindes geputzt
werden“, sagt Burkhard Lawrenz vom Berufsverband Kinder- und Jugendärzte. Dass Eltern ihren Kindern einen echten Dienst erweisen, wenn sie auf Zahngesundheit achten, auch das betont das BLE: Kariöse Milchzähne können Schmerzen verursachen, beim Essen Schwierigkeiten machen und so die körperliche Entwicklung verlangsamen.