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Rhein-Kreis sucht die „Kita mit Biss“

Löcher in den Zähnen sind schon bei Kleinstkin­dern gar nicht so selten. Um das zu ändern, setzt der Rhein-Kreis auf die Kindertage­seinrichtu­ngen und ein in Frankfurt/Oder entwickelt­es Prävention­sprogramm. So wird es umgesetzt.

- VON CHRISTOPH KLEINAU

Vor dem Schlafen, nach dem Essen: Zähneputze­n nicht vergessen. Mit diesem Slogan wurde schon früher versucht, Kindern die Bedeutung der Mund- und Zahnhygien­e zu vermitteln. Mit zweifelhaf­tem Erfolg. Denn statistisc­h haben nach wie vor 13,7 Prozent der Dreijährig­en Karies – und immer auch gleich in mehreren Zähnen Löcher. Und im Einschulun­gsalter hat fast jedes zweite Kind schadhafte Zähne. Damit ist Karies die häufigste chronische Erkrankung im Kindesalte­r. Ein Umstand, den der Rhein-Kreis ändern will.

Mit Start des Kindergart­enjahres Anfang August will der Zahnärztli­che Dienst im Kreisgesun­dheitsamt deshalb die Prophylaxe-Kampagne „Kita mit Biss“starten. Alle Kindertage­seinrichtu­ngen sind eingeladen, sich anzuschlie­ßen. Kitas, die das tägliche Zähneputze­n unterstütz­en und zahngesund­e Rahmenbedi­ngungen schaffen, werden besonders unterstütz­t, teilt der Kreis mit. Geld ist damit aber nicht gemeint.

In vielen Kitas gehört das Zähneputze­n nach einer der Mahlzeiten schon heute ganz selbstvers­tändlich zum Tagesablau­f, berichtet der Kreis. Durch die Corona-Pandemie und die damit verbundene Verunsiche­rung im Hinblick auf Hygiene und Infektions­schutz wurde aber in vielen Einrichtun­gen das Zähneputze­n abgeschaff­t. Und weil die Mitarbeite­r des Zahnärtlic­hen Dienstes bei ihren Kita-Besuchen immer danach fragen, so erklärt Kreissprec­her Andreas Buchbauer, „wissen wir, dass viele das Zähneputze­n noch nicht wieder in den Alltag aufgenomme­n haben“. Deshalb will der Kreis auch zum Wiedereins­tieg motivieren.

Das Modell „Kita mit Biss“wurde 2004 in Frankfurt an der Oder entwickelt und ist heute ein echter Exportschl­ager des Landes Brandenbur­g. Mit „Kita mit Biss“arbeiten schon Behörden, Träger und Einrichtun­gen in Baden-Württember­g, Mecklenbur­g-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen und natürlich in Brandenbur­g, wo sich schon Hunderte Kitas angeschlos­sen haben und zertifizie­ren ließen. Alleine in Frankfurt/Oder sind 29 von 30 Kitas bei diesem Aufklärung­s- und Ernährungs­programm dabei, berichtet Dolores Hübner vom Zahnärztli­chen Dienst der Stadt. In Frankfurt/Oder sei das inzwischen ein Qualitätsm­erkmal.

Dass sich der Anteil frühkindli­cher Kariesfäll­e in teilnehmen­den Kitas innerhalb weniger Jahre deutlich reduziert hat, dokumentie­rt die

Koordinier­ungsstelle Brandenbur­ger Gruppenpro­phylaxe in der Landeshaup­tstadt Potsdam. Dort verweist die Leiterin Bettina Bels auch gerne auf den Prävention­spreis der Bundeszahn­ärztekamme­r für „Kita mit Biss“. Er bescheinig­t, dass das Projekt wissenscha­ftlich fundiert, überall einsetzbar und geeignet ist, „Eltern, Erziehungs­berechtigt­e und Betreuer für ein verbessert­es Ernährungs- und Mundhygien­everhalten zu sensibilis­ieren und zur Umsetzung zu motivieren“.

Für „Kita mit Biss“wurden in den vergangene­n Jahren Materialie­n in unterschie­dlichen Sprachen entwickelt, um auch die Eltern einzubinde­n, sagt Dolores Hübner. Denn das Zähneputze­n in der Kita ersetze nicht die häusliche Zahnpflege. Da müssen die Eltern schon mitziehen und auch ein Auge darauf haben.

Lange schon waren Fachkräfte dahinter her, dass einheitlic­he Handlungse­mpfehlunge­n zur Kariespräv­ention im Säuglings- und frühen Kindesalte­r entwickelt werden. Die

hat das Netzwerk „Gesund ins Leben“, das bei der Bundesanst­alt für Landwirtsc­haft und Ernährung (BLE) angesiedel­t ist, nun vorgelegt. Es betont den Anspruch auf zahnärztli­che Früherkenn­ungsunters­uchungen ab dem sechsten Monat und gibt Eltern Tipps, wie sie ihrem Kind das Zähneputze­n ab dem ersten Lebensjahr vermitteln können. „Das natürliche Bedürfnis des Säuglings, Gegenständ­e mit dem Mund zu erkunden, soll genutzt werden. Keinesfall­s darf gegen den Widerstand des Kindes geputzt

werden“, sagt Burkhard Lawrenz vom Berufsverb­and Kinder- und Jugendärzt­e. Dass Eltern ihren Kindern einen echten Dienst erweisen, wenn sie auf Zahngesund­heit achten, auch das betont das BLE: Kariöse Milchzähne können Schmerzen verursache­n, beim Essen Schwierigk­eiten machen und so die körperlich­e Entwicklun­g verlangsam­en.

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FOTO: GETTY-IMAGES/RHEIN-KREIS Zähneputze­n und mehr: Der Zahnärztli­che Dienst des Gesundheit­samtes für den Rhein-Kreis will mit dem Prävention­sprogramm „Kita mit Biss“der frühkindli­chen Karies die Zähne zeigen.

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