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Düsseldorf muss Industriestandort bleiben
Der Bundesvorsitzende der Jungen Union will in Düsseldorf für den Bundestag kandidieren.
DÜSSELDORF Am 29. Juni entscheidet die CDU, wer für sie in den beiden Düsseldorfer Wahlkreisen bei der Bundestagswahl 2025 antreten wird. Für den Süd-Wahlkreis hat bisher nur einer seinen Hut in den Ring geworfen – und der ist kein Unbekannter, aber auf der Düsseldorfer Politbühne noch sehr neu. Johannes Winkel ist Bundesvorsitzender der Jungen Union und lebt seit 2023 in der Landeshauptstadt. Sein Ortsverband Friedrichstadt hat ihn kürzlich einstimmig für die Kandidatur nominiert. Ein Gespräch über sein Ankommen in Düsseldorf – und die wichtigsten Themen seiner Politik.
Der Bundesvorsitz der Jungen Union ist ein Ehrenamt. Mit einer Kandidatur für den Bundestag wollen Sie die Politik zum Beruf machen. Der logische nächste Schritt? JOHANNES WINKEL Es wäre ein nächster Schritt nach einem langen Prozess. In meiner Familie ist niemand Mitglied einer Partei. Ich habe vor 14 Jahren einen Ortsverband der Jungen Union reaktiviert, um etwas zu gestalten – aus einer intrinsischen Motivation für politische Inhalte. Nach vielen Wahlkämpfen, die ich in den letzten Jahren gemeinsam mit und für CDU-Kandidaten bestritten habe, möchte ich nun selbst den Schritt in ein politisches Mandat gehen.
Woher kam die Entscheidung, das in Düsseldorf zu tun?
WINKEL Das war eine Entscheidung, die vor allem mit dem Privaten und dem Beruflichen zu tun hatte. Meine Frau arbeitet in einer Düsseldorfer Kanzlei, und auch ich habe viele Verbindungen in die Stadt. Meine Schwester lebt schon lange hier und schon nach meinem ersten Staatsexamen habe ich hier in einer Kanzlei gearbeitet. Später war ich als Vorsitzender der JU NRW fast wöchentlich in der Landeshauptstadt. Mittlerweile arbeite ich als Volljurist in einem Unternehmen in Düsseldorf. Im letzten Jahr haben wir hier geheiratet, wir fühlen uns in Düsseldorf einfach sehr wohl.
Wie schwierig war es denn, hier in Düsseldorf in der CDU anzukommen?
WINKEL Das hat sehr gut funktioniert, da ich viele Mitglieder der Jungen Union Düsseldorf seit Jahren kenne. Aber auch in der CDU kannte ich den Kreisvorsitzenden Thomas Jarzombek, da wir gemeinsam im Bundesvorstand sitzen. Mit Peter Blumenrath war ich gemeinsam Bezirksvorsitzender der Jungen Union, auch Angela Erwin, Marco Schmitz und Olaf Lehne kannte ich bereits aus der Zusammenarbeit in der CDU NRW.
Es findet vielleicht auch nicht jeder in der Partei gut, wenn ein frisch Zugezogener auf die Kandidatur für einen so begehrten Posten zielt...
WINKEL Das kann ich nicht ausschließen. Jedenfalls habe ich von Beginn an mit offenen Karten gespielt und dafür auch sehr gutes
Feedback bekommen.
Wie stark unterscheidet sich der hiesige Ortsverband von Ihrem vorherigen in Kreuztal?
WINKEL Auf kommunaler Ebene sind die Themen natürlich an einigen Stellen unterschiedlich. Wohnungsnot und steigende Mieten beispielsweise sind in einer Großstadt wie Düsseldorf ein größeres Problem als im ländlichen Raum. Zwischen dem Rheinland und Westfalen mag es dann auch noch Unterschiede geben (lacht). Ich fühle mich hier jedenfalls sehr wohl und es macht große Freude, vor Ort mit anzupacken.
Die Protagonisten der CDU in Düsseldorf wie Thomas Jarzombek oder OB Stephan Keller würden Beobachter insgesamt wohl eher einem progressiven Lager zuordnen; Sie dagegen gelten als konservativ. Wie passt das?
WINKEL Ich bin davon überzeugt, dass die Menschen keine klassischen Rechts-Links-Debatten mehr haben wollen. Sie wünschen sich pragmatische Politik und weniger Ideologie – und so halte ich es auch. Die Arbeit von Thomas Jarzombek schätze ich sehr, da ich ihn als Politiker kennengelernt habe, der sich tief in die Themen einarbeitet. Und mit Stephan Keller haben wir einen exzellenten Oberbürgermeister, mit dem ich schon 2020 auf dem Carlsplatz zusammen Wahlkampf
gemacht habe.
Im Düsseldorfer Rathaus gibt es ja auch eine schwarz-grüne Kooperation – bekanntlich nicht Ihre Wunsch-Zusammenarbeit... WINKEL Eine Kooperation, keine Koalition, ja. Was auf kommunaler Ebene funktioniert, muss aber kein Vorbild für die Bundesebene sein. Hier werden schlichtweg andere Themen debattiert und ich erlebe die Grünen auf Bundesebene als ideologisch sehr aufgeladen. Eine Koalition mit den Grünen auf Bundesebene kann ich mir deshalb nicht vorstellen.
Eines Ihrer zentralen Themen, das sicher auch im Wahlkampf eine Rolle spielen wird, ist die Migrationsdebatte. Welche Bedeutung hat das Thema in Düsseldorf?
WINKEL Ich finde es schade, dass „Zuwanderung“in Deutschland so einen schlechten Ruf bekommen hat. Das liegt daran, dass die Politik in den letzten Jahren so ein Chaos angerichtet hat. Meiner Meinung nach machen wir es in Deutschland genau falsch herum: Wir sind sehr restriktiv bei der Zuwanderung in den Arbeitsmarkt, für die wir hohe Hürden aufstellen. Auf der anderen Seite haben wir überhaupt keine Voraussetzungen bei der Zuwanderung in unsere Sozialsysteme. Ich bin deshalb für eine Kehrtwende in der Migrationspolitik. Leider hat die Ampel dazu nicht die Kraft, also wird es die nächste Bundesregierung machen müssen. Das Asylrecht müssen wir dergestalt ändern, dass die Prüfung des Antrags in einem Drittstaat und nicht mehr in Deutschland stattfindet. Man muss den Menschen die Wahrheit sagen: Offene Grenzen und ein offener Sozialstaat – diese Kombination kann auf Dauer nicht gut gehen.
Wie sehen Sie Düsseldorf von dem Migrationsthema betroffen? Es werden ja gerade eine Reihe neuer Unterkünfte geplant.
WINKEL Düsseldorf steht in diesem Kontext vor den gleichen Problemen wie viele andere Städte, denn auch hier ist man an den Kapazitätsgrenzen. Bei diesem Thema ist auf kommunaler Ebene das Parteibuch auch viel weniger entscheidend. Auch SPD-Oberbürgermeister, sogar Grünen-Landräte fordern grundlegende Änderungen.
Sie haben in der Vergangenheit auch die Gefahren von Parallelgesellschaften thematisiert und sogar Migrationsquoten für Schulen gefordert. Sehen Sie die auch in Düsseldorf?
WINKEL Wir haben natürlich auch hier Stadtteile mit einer sehr hohen Quote von Menschen mit Migrationshintergrund. Aber für alle Großstädte gilt, dass die Menschen in Umfeldern leben, die sich teilweise sehr stark voneinander unterscheiden, obwohl sie nur wenige Kilometer Luftlinie voneinander entfernt liegen. Es darf aber für die Startchancen im Leben nicht darauf ankommen, in welchem Stadtteil man zufällig geboren wird. Die wichtigste Aufgabe der Politik ist es, allen Kindern mit guter Bildung gute Startchancen zu geben.
Starke Unterschiede gibt auch innerhalb Ihres Wahlkreises, zu dem Ihr Wohnstadtteil Carlstadt ebenso gehört wie Garath. Wie wollen Sie mit Ihrer Politik die Interessen der Menschen unter einen Hut bekommen?
WINKEL Düsseldorf ist als Großstadt natürlich eine sehr diverse Stadt mit einer Menge unterschiedlicher Themen. Für die CDU wird es wichtig, sich breit aufzustellen und nicht nur das bürgerliche Klientel anzusprechen, sondern sich insbesondere um die Arbeiter zu kümmern. Viele Menschen, die hart arbeiten, sind von der SPD enttäuscht, die sich mittlerweile mehr für linke Lifestylethemen als für hart arbeitende Leistungsträger interessiert. Vielleicht hilft mir dabei, dass ich nicht aus einer typisch bürgerlichen Familie komme und ehrenamtlich in der Kolpingjugend gearbeitet habe, noch bevor ich in eine Partei eingetreten bin. Ich habe ein sehr klares und realistisches Bild davon, wie sehr sich der Alltag in manchen Stadtteilen unterscheidet und wie unterschiedlich die Probleme sind.
Welches sind denn Ihre lokalen Themen für den Wahlkampf? WINKEL Es gibt viele Themen, aber in erster Linie wird es darum gehen, wie wir unsere Wirtschaft wieder ans Laufen bekommen. Auch Düsseldorf muss Industriestandort bleiben. Natürlich ist die Stadt auch für Berater und Kanzleien bekannt, aber das kann nicht alles sein. Ich arbeite selbst in der Industrie und kenne daher die Sorgen und Nöte vieler Unternehmen, von viel zu hohen Energiekosten bis hin zu überbordender Bürokratie.
Apropos Industrie: Das alte Nirosta-Gelände ist noch immer nicht bebaut, obwohl dort dringend benötigter Wohnraum entstehen könnte. Was ist da Ihr Ansatz? WINKEL Klar ist, dass wir freistehende Flächen in Düsseldorf vernünftig nutzen müssen. Darüber hinaus will ich aber der kommunalen Ebene nicht vorgreifen.
In Ihrem Wahlkreis war zuletzt Sylvia Pantel für die CDU angetreten, die nun in der Werteunion ist. Welche Relevanz hat das für Sie? WINKEL Ich habe mit Frau Pantel nicht zusammengearbeitet, sie war ja auch nicht mehr im Bundestag, als ich nach Düsseldorf gezogen bin. Meine Kandidatur wäre für die CDU im Düsseldorfer Süden natürlich auch ein Neuanfang.
Sie war allerdings ein bekanntes Gesicht im Wahlkreis, während Sie noch neu und beim Wähler eher unbekannt sind. Ist das ein Nachteil für Sie?
WINKEL Innerhalb der CDU habe ich in vielen Gesprächen in den letzten Monaten viel positive Rückmeldung und Unterstützung erhalten. Für die Bekanntheit hilft natürlich auch das Amt des JU-Vorsitzes zu einem gewissen Grad. Klar ist, dass ich die Zeit sehr gut nutzen möchte, mit möglichst vielen Menschen in Düsseldorf ins Gespräch zu kommen, um zuzuhören und meine Ideen vorzustellen.
Bisher hat kein anderer Interessent seinen Hut für die BundestagsKandidatur in den Ring geworfen. Erleichtert Sie das?
WINKEL Ich konzentriere mich auf das, was ich beeinflussen kann. Auf Grund der großen Unterstützung meines Ortsverbandes Friedrichstadt und des Kreisverbandes der Jungen Union, die mich nominiert haben, gehe ich mit Demut, aber auch Selbstbewusstsein in den Prozess bis zur Aufstellung am 29. Juni.