Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Theatermuseum verprellt seine Freunde
Die Beziehung zwischen Museumsleiter Sascha Förster und dem Vorstand des Freundeskreises ist belastet. Eine anzügliche Story auf Instagram könnte jetzt sogar zur Auflösung des Vereins führen.
Ein bisschen schräg darf und soll es im Theatermuseum zugehen, aber jetzt hängt der Haussegen richtig schief. Ursache ist das für manche Freunde des Hauses zuweilen fragwürdige Programm, das neben den Ausstellungen stattfindet. Als zumindest unglücklich empfunden wurde eine Aufführung zum Thema Menstruation an Karfreitag und Karsamstag vorigen Jahres. Eine lasziv-befremdliche Story auf Instagram im Dezember führt jetzt zum Eklat: Der Freundeskreis des Theatermuseums steht vor der Auflösung. Drei von vier Vorstandsmitgliedern legen ihr Amt nieder. In der außerordentlichen Mitgliederversammlung wird am kommenden Montag über die Zukunft entschieden. Museumsleiter Sascha Förster will sich für den Fortbestand des Vereins einsetzen.
Der interne Zwist kommt für das Theatermuseum zur Unzeit. Eigentlich ist das Haus in einer Erfolgsspur. Unter Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und der Ampel-Kooperation (2014 bis 2020) galt das Haus als Auslaufmodell. Nur noch ein Schaudepot im neuen Kulturstandort Kap 1 sollte von ihm bleiben. Das Hofgärtnerhaus im Hofgarten, in dem das Museum residiert, kam auf die Verkaufsliste. Mit OB Stephan Keller (CDU) und der neuen schwarz-grünen Ratsmehrheit änderte sich die Strategie. Auch Manfred Neuenhaus (FDP), Vorsitzender des Kulturausschusses und des Kuratoriums des Museums, kämpfte für den Erhalt.
Es fiel die Entscheidung, das Haus an seinem Ort zu belassen und die Leitung neu zu besetzen. Mit Sascha Förster wurde 2021 ein neuer Leiter gefunden, der fachlich versiert sowie kreativ ist und auf Menschen zugehen
kann. Zudem passt er zum von der Stadtspitze gewünschten Profil, das Haus für die diverse Stadtgesellschaft zu öffnen. Speziell die queere Community hat jetzt in dem Museum einen Ort gefunden. Förster erläutert dies auch bei Führungen und stellt sich als schwuler Mann vor. Auf Veranstaltungsseiten wird mit dem neuen Profil geworben. Danach sind die Ausstellungen als Räume konzipiert, in denen historische Objekte und eigene Erinnerungen aufeinander treffen. „Und abends wird das TMD zum bunten und queer-friendly Erlebnisort mit bester Aussicht in den Hofgarten.“
Viel frischer Wind. Das Theatermuseum nennt sind nun TMD (was
nicht schlimm ist, das Schauspielhaus nennt sich D’haus) und sitzt im Hofgarten-, nicht mehr im Hofgärtnerhaus. Gegen das „queer-friendly“haben die meisten Mitglieder des Freundeskreises nichts, sie möchten aber auch noch vorkommen und vor allem Kommunikation mit Förster. Die hat gelitten, wie Adelaide Dechow als Vorsitzende und ihre Stellvertreterin Ines Weller sagen. Auch auf E-Mails sei nicht geantwortet worden. Sie haben dafür auch Verständnis, weil Förster nun für zwei Jobs da ist: Archiv und Museumsleitung, früher die Aufgabe von zwei Personen.
Große Fragezeichen gab es jedoch bei der Veranstaltungsreihe mit dem
Performance-Künstler Thomas Bartling. Der lässt die Kochshow „alfredissimo!“von Alfred Biolek wieder aufleben. Im Konzept geht es um das Spannungsfeld der queeren Extreme. Während sich die ausgebildete Opernsängerin Weller mehr künstlerische Qualität gewünscht hätte, sagt Dechow: „Ich fand den Mann übergriffig.“Unterhaltungen mit Förster zu diesem Umgang mit Sexualität seien kaum möglich gewesen, er habe darauf verwiesen, dass schwule Sexualität nun mal so sei.
Die Instagram-Story vom Dezember zeigt Bartling in einem knallengen Catsuit, wie er sich halb auf den Flügel von Louise Dumont legt.
Ihm gegenüber ein Mann, der nur mit essbarer Unterwäsche bekleidet ist. Er trägt einen Tanga und einen BH aus Zuckerperlen. Dazu war von einem Kinderchor das Lied von der Weihnachtsbäckerei zu hören, in der es manche Leckerei und riesengroße Kleckerei gibt. „Diese Verknüpfung von Foto und Musik auf den Seiten des Theatermuseums fand ich sehr verstörend“, sagt Dechow, die selbst täglich mit Sexualität zu tun hat, weil sie Beraterin für natürliche Familienplanung ist.
Dechow legt nach mehr als zehn Jahren nun ihr Amt nieder, ebenso ihr Bruder Udo Löhr (Schriftführer) und Jan Müller-Schlösser (Schatzmeister). Weller will weitermachen, aber nicht den Vorsitz übernehmen.
Förster hält den umstrittenen Abend „für den herausforderndsten der Reihe“. Es sei darum gegangen, sich in der Szene zu positionieren, nun werde es wieder mehr herkömmliche Formate geben.