Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Infotafel für den Emil-Nolde-Weg ist beschlossen
Eine Tafel samt QR-Code soll über das Leben, Wirken und Denken des rassistischen Künstlers Emil Nolde aufklären. Eine Umbenennung wurde aber abgelehnt.
(dsch) Lange hat es gedauert, aber nun ist es beschlossen: Die Informationstafel am Osterather Emil-Nolde-Weg wird kommen, und der Text, der über das Leben, Wirken und die moderne historische Betrachtung des umstrittenen Künstlers aufklären soll, steht fest. Das hat der Meerbuscher Hauptausschuss am Donnerstag einstimmig beschlossen, nachdem das Thema im Sommer 2022 aufgekommen war.
Emil Nolde war ein bedeutender Vertreter des deutschen Expressionismus. Von den Nazis wurde er als „entarteter Künstler“bezeichnet, nach dem Zweiten Weltkrieg als „nicht belastet“eingestuft. Neue Forschung hingegen zeigt deutlich, dass Nolde eine andere Geisteshaltung hatte, sein Denken stark rassistisch und antisemitisch geprägt war.
Nach Nolde benannt ist eine kleine Seitenstraße in Osterath, inmitten eines nach Künstlern benannten Viertels. Angeregt, Noldes Namen aus der Gesellschaft von Kunstschaffenden wie Max Ernst oder Paul Klee zu streichen, hatte damals die Grünen-Fraktion. Allerdings hatte sich die Politik schließlich entschlossen, stattdessen eine Hinweistafel anzubringen, auch auf Anraten des Stadtarchivars Michael Regenbrecht. „Dunklen Kapiteln der Vergangenheit stellt man sich nicht, indem man ihre Spuren tilgt, sondern, indem man sie aufarbeitet“, so dieser in einem Gutachten.
Die Infotafel, die nun hergestellt und angebracht werden soll, soll damit auch zur Aufklärung über Nolde und seine Rolle im Nationalsozialismus beitragen. Damit, so die
Mehrheitsmeinung in der Meerbuscher Politik, werde mehr für das Geschichtsverständnis erreicht, als wenn man den Namen spurlos tilgen würde.
Ein weiteres Argument für die Infotafel gegenüber der Umbenennung war auch, dass man den Anwohnern des Emil-Nolde-Weges Kosten und Mühen ersparen wollte, die eine Änderung der Dokumente mit sich bringen würde. Eine erste Version des Infotextes wurde im Februar auf Drängen vor allem der SPD-Fraktion abgelehnt, die überarbeitete Version nun beschlossen.
Die Tafel wird einen kurzen Text enthalten, der Emil Nolde als „Rassist, Antisemit und überzeugten Nationalsozialisten“darstellt und der auf die Änderung der Einschätzung dieser Person in der neueren Geschichtsforschung hinweist. Außerdem wird an der Tafel ein QR-Code angebracht, der mit dem Smartphone gescannt werden kann. Dieser führt dann auf eine Internetseite, auf der weitere ausführliche Informationen zum „Expressionisten, Aquarellisten und Nationalsozialisten“Emil Nolde zusammengefasst sind und das Spannungsfeld zwischen bedeutender Kunst und menschenfeindlicher Weltsicht beleuchtet wird.