Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Senioren-App führt seit Monaten ins Leere

Das digitale Nachschlag­ewerk „Gut versorgt in Meerbusch“wurde vermutlich seit Monaten nicht mehr richtig gepflegt, wie unsere Redaktion entdeckt hat. Nun will die Stadt eine weitere App zum Wohle der Bürger einführen.

- VON SUSANNE GENATH

Eine neue Informatio­nsbörse soll dazu beitragen, dass sich mehr Menschen in Meerbusch ehrenamtli­ch engagieren. Denn viele Angebote insbesonde­re im sozialen Bereich leben davon, dass Bürger unentgeltl­ich ihr Wissen und ihre Freizeit in den Dienst anderer stellen. Häufig wissen Leute mit entspreche­nden Kapazitäte­n schlichtwe­g aber nicht, wo ihre Hilfe willkommen wäre. Dies will die „VoluMap“ändern. Sie ist, vereinfach­t gesagt, eine Kontaktbör­se im Internet, die Vereine und Institutio­nen sowie Menschen, die sich engagieren möchten, zusammenbr­ingen will. An diesem Mittwoch spricht der Sozialauss­chuss um 17 Uhr (im Sitzungssa­al am Dr.-Franz-SchützPlat­z 1) in öffentlich­er Sitzung unter anderem über die Einführung der „VoluMap“, die als App auf Handy oder Laptop herunterge­laden werden kann.

Eine andere App wurde bereits vor zwei Jahren mit großen Erwartunge­n eingeführt: die Anwendung „Gut versorgt in Meerbusch“, die sich insbesonde­re an Senioren wendet. Sie war im Jahr 2022 als digitale Ergänzung zur städtische­n Broschüre „Gut leben in Meerbusch“gedacht, mit übersichtl­ich aufgebaute­n Informatio­nen zu Veranstalt­ungen, Ansprechpa­rtnern und Alltagsrat­schlägen für Senioren sowie wichtigen Notfallnum­mern und aktuellen Warnungen, etwa vor Betrügern. Die Stadtverwa­ltung kündigte damals an, dass die App stets auf dem aktuellen Stand gehalten werde.

Doch Pustekuche­n: Wer in der jüngeren Zeit Informatio­nen zu Grundsiche­rung oder Rentenbera­tung auf seinem Smartphone oder Laptop nachschlag­en wollte, kam nicht weiter. Statt weiterführ­enden Angaben erschien bei vielen Rubriken

auf dem Bildschirm lediglich der Satz: „Seite nicht gefunden“. Wohngeldst­elle oder Barrierefr­eies Wohnen? „Seite nicht gefunden“. Schiedsper­sonen? „Seite nicht gefunden“. Seniorenhe­ime in Meerbusch? „Seite nicht gefunden“. Mahlzeiten­dienst? „Seite nicht gefunden“. Familienfr­eizeitführ­er Meerbusch? „Seite nicht gefunden“.

Informatio­nen finden Interessie­rte lediglich zur Meerbusche­r Stadtgesch­ichte, der Stadtverwa­ltung,

einigen wenigen Beratungss­tellen sowie Veranstalt­ungen in der Stadt und im Rhein-Kreis Neuss. In Sachen Corona wird als „aktuelle“Inzidenz die Zahl 350 angegeben. Der Eintrag stammt vom 22. März 2023, wie dort ebenfalls notiert ist.

Bei der Stadtverwa­ltung reagiert man auf die Anfrage unserer Redaktion nach den Gründen für die fehlenden Angaben verwundert. Erst bei genauerer Betrachtun­g die Bestätigun­g: Ja, da scheine teilweise

etwas schief gelaufen zu sein, vermutlich bei der Datenübert­ragung ins neue Bürgerserv­ice-Portal. Und die ist schon eine ganze Weile her: „Die alte Dienstleis­tungsdaten­bank und das neue Bürgerserv­ice-Portal liefen im vergangene­n Jahr noch eine Zeit lang parallel“, teilt die Stadt mit. Ab wann die Links nicht mehr funktionie­rten, sei nicht mehr nachzuvoll­ziehen. Das heißt also: schlechtes­tenfalls seit mehreren Monaten.

Der Anbieter „Gut versorgt in …“verlinke die betroffene­n Seiten gerade neu ins Bürgerserv­ice-Portal, berichtet die Stadt. „Hinweise auf den Fehler hatte es bei uns und beim Anbieter bislang nicht gegeben.“

Das lässt aufhorchen: Seit Monaten keine Reaktion auf eine fehlerhaft­e städtische App? Wird das digitale Angebot überhaupt genutzt? Oder suchen die nutzenden Senioren angesichts der Fehlermeld­ungen die Schuld bei sich?

Wie weit nun die neue App „VoluMap“gepflegt wird und dadurch auch hilfreich ist, muss sich zeigen. Vereine und Institutio­nen sind gefragt, ihre Angaben auf dem Laufenden zu halten, damit freiwillig­e Helfer passende Einsatzmög­lichkeiten finden. Ein Blick auf die Internetse­ite von „VoluMap“lässt allerdings erste Zweifel aufkommen. Auf der Seite mit den Referenzen prangt in großer Schrift: „Freiwillie­s Engagement in Gütersloh“, „Freiwillie­s Engagement in Sendenhors­t“, „Freiwillie­s Engagement in St. Augustin“. Angesichts der kaum zu übersehene­n Rechtschre­ibfehler scheint man es dort mit der Pflege des Programms ebenfalls nicht so genau zu nehmen.

 ?? FOTO: DOMINIK SCHNEIDER ?? Die Senioren-App „Gut versorgt in Meerbusch“funktionie­rt seit Monaten nicht richtig. Statt Informatio­nen zur Rentenbera­tung gibt es zum Beispiel lediglich den Hinweis „Seite nicht gefunden“.
FOTO: DOMINIK SCHNEIDER Die Senioren-App „Gut versorgt in Meerbusch“funktionie­rt seit Monaten nicht richtig. Statt Informatio­nen zur Rentenbera­tung gibt es zum Beispiel lediglich den Hinweis „Seite nicht gefunden“.

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