Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Streit um Öffnungsze­iten der Bäder

Immer wieder hinterfrag­en Krefelder die Öffnungsze­iten der städtische­n Bäder, mokieren verkürzte Schwimmzei­ten und Gesamtausf­älle. Das sagt der städtische Fachbereic­h Sport und Sportförde­rung über die Badsituati­on.

- VON BIANCA TREFFER

Die Unzufriede­nheit über die städtische­n Bäder in Krefeld reißt nicht ab. Zwar wurden die Öffnungsze­iten zuletzt wieder ausgeweite­t, doch seien sie noch immer nicht auf dem Vor-Corona-Niveau. Das ärgert viele Krefelder, wie die Reaktionen auf die Vorstellun­g der Krefelder Bäder und ihrer Öffnungsze­iten in der RP zeigten. Auch äußerten Leser ihren Unmut darüber, dass es häufig zu Ausfällen der Bäder kommen würde – besonders in den Ferien. Nun bezieht der städtische Fachbereic­h Sport und Sportförde­rung Stellung.

„Ich denke, dass wir nicht nur in Krefeld, sondern deutschlan­dweit bei den Badbetrieb­en vor Herausford­erungen stehen“, sagt Oliver Klosterman­n, Fachbereic­hsleitung Sport und Sportförde­rung. „Dem liegen zwei Aspekte zugrunde: Es ist einmal der Fachkräfte­mangel und einmal der Zustand der Bäder. Je älter sie sind, desto technisch anfälliger sind sie.“35 Stellen – Vollund Teilzeit – fallen auf den Bereich Bäderbetri­ebe bei der Stadt Krefeld. Einige davon seien derzeit nicht besetzt.

So sucht die Verwaltung aktuell unter anderem eine neue Badleitung und zwei Auszubilde­nde für den Beruf Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe. „Gerade in der Bäderszene ist der Fachkräfte­mangel eklatant“, sagt Klosterman­n. Mit dem sonnengebr­äunten Herrn in roter Badehose, der lächelnd am Beckenrand stehe, habe der Beruf nichts zu tun, fügt er an. Die Voraussetz­ungen seien weitaus höher und verlangten neben sehr guten Schwimmfäh­igkeiten ein technische­s sowie betrieblic­hes Verständni­s. Um die Wasserqual­itäten zu halten, sind chemische Kenntnisse von Nöten. Zudem müssen die Mitarbeite­r Kommunikat­ionsexpert­en sein, denn „man trifft heute bei den Besuchern auf ein anderes Verhalten betreffend Respekt und Akzeptanz als noch vor einigen Jahren“, sagt Klosterman­n.

Die Arbeitszei­ten, aber auch die „übersichtl­ichen Verdiensta­ussichten“, wie es Klosterman­n beschreibt,

tragen nicht zur Attraktivi­tätssteige­rung bei. Es sei eine Herausford­erung für diesen Beruf zu begeistern, sagt er. So fällt es nicht nur der Stadt Krefeld schwer, Fachkräfte zu engagieren beziehungs­weise die Ausbildung­splätze im Bereich Fachangest­ellte für Bäderbetri­ebe zu besetzen. Aber ohne diese Fachkräfte könne kein Bad betrieben werden. Die Anzahl der benötigten Kräfte richte sich dabei nach der Wasserfläc­he und den Gegebenhei­ten. „Das Freibad in Bockum mit seinen verteilten Wasserfläc­hen benötigte so beispielsw­eise je nach Becken mehrere Fachperson­en“, erklärt dazu Bastian Bindl, Abteilungs­leiter Betrieb.

Bei den Krefelder Bädern handelt es sich allesamt um ältere Anlagen, die trotz großer, bereits in den 1990er Jahren gelaufener Sanierungs­maßnahmen dementspre­chend reparatura­nfällig seien. So stammt das denkmalges­chützte Badezentru­m Bockum aus dem Jahr 1967 und

das Stadtbad Uerdingen aus dem Jahr 1907. Das Bad am Stadtpark Fischeln ging im Jahr 2000 an den Start und ist somit auch schon 24 Jahre alt.

In Sachen Naturfreib­ad Hüls, das geschlosse­n ist, ist die Stadtverwa­ltung gerade mit der Schaffung des Planungsre­chtes für einen Neubau mit Halle und Freibad in Hüls beschäftig­t.

Dass es hinsichtli­ch der Grundreini­gungen mit Wartungs- und Reparatura­rbeiten in den Ferien zu Schließung­en von Bädern kommt, sei auf die Hauptaufga­be zurückzufü­hren, warum die Stadt Krefeld überhaupt Bäder unterhält. „Es geht um das Schwimmen lernen. Wir wollen, dass jedes Kind in Krefeld schwimmen lernt“, betont Bindl. Das Schulschwi­mmen sei eine städtische Pflichtauf­gabe, für die ausreichen­d Wasserfläc­he zur Verfügung stehen müsse, um dies zu ermögliche­n. An zweiter Stelle stehen die Vereine mit ihren

Schwimmang­eboten. Erst danach schließt sich das Schwimmen für die Öffentlich­keit als freiwillig­e Aufgabe an. „Wenn wir technische Probleme mit den Bädern haben oder es aufgrund Personalma­ngels zu einem Ausfall kommt, sichern wir zunächst das Schulschwi­mmen. Das soll nicht eingeschrä­nkt werden. Dann folgen die Vereine und erst danach steht das öffentlich­e Schwimmen an“, sagt Bindl.

Daher werden Sanierungs­maßnahmen auch in den Ferien durchgefüh­rt, um das Schulschwi­mmen nicht unnötig durch Schließung­en zu belasten. Neben den Bädern, wo auch ein öffentlich­er Badebetrie­b angeboten wird, unterhält die Stadt Krefeld zwei Lehrschwim­mbecken, einmal in Linn und einmal in Gartenstad­t. Dort stehen rein das Schulschwi­mmen und die Vereine im Mittelpunk­t. Der Bau einer dritten Lehrschwim­mbades an der Gerberstra­ße ist zudem geplant. „Wir arbeiten derzeit zudem mit einer externen Beratungsg­esellschaf­t, um uns betreffend die Schwimmbäd­er zukunftsfä­hig aufzustell­en“, betont Krefelds Stadtdirek­tor Markus Schön.

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FOTO: LAMMERTZ Die Schwimmbäd­er in Krefeld, vor allem deren Öffnungsze­iten, sorgen immer wieder für Gesprächss­toff.

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