Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Spektakuläre Rettungsübung am Konverterbau
In einem dramatischen Szenario haben Feuerwehr, Johanniter und die Sicherheitsteams auf einen Einsatz auf der Großbaustelle geprobt.
Zum Glück war das Szenario nur eine Übung: Auf der Baustelle des Konverters bei Osterath ist ein Mann in einen drei Meter tiefen Kabelschacht gestürzt. Dabei hat sich ein freistehendes Moniereisen durch seinen Bauch gebohrt. Im Ernstfall wäre eine solche Situation lebensbedrohlich, an diesem Tag jedoch lediglich eine Übung für das Sicherheitspersonal der Großbaustelle und die Rettungskräfte von Feuerwehr und Johannitern aus Meerbusch.
Der Mann in der Grube ist Walter Knoß, Manager für den Bereich Umweltschutz, Gesundheitsschutz und Arbeitssicherheit auf der Konverterbaustelle. „Wir von der Bauleitung sind angehalten, regelmäßig unser Rettungskonzept zu überprüfen. Das geht am besten durch eine Notfallübung“, sagt Knoß. Art und Umfang ist dabei allerdings nicht vorgegeben – das aufwändige Szenario, in dem auch die örtlichen Sicherheitskräfte eingebunden sind, geht deutlich über die Anforderungen hinaus. Allerdings sind solche fingierten Einsätze für alle Beteiligten eine gute Übung, findet Luca Dyckers, Mitglied und Sprecher der Meerbuscher Feuerwehr, der selbst bei der Übung dabei war.
Walter Knoß ist in seiner Heimat selbst bei der Feuerwehr aktiv und hat daher während seines Einsatzes in Meerbusch schnell Kontakte geknüpft, ist auch in den örtlichen Löschzug eingetreten. Aus dieser Verbindung entstand die Idee, eine große, gemeinsame Trainingseinheit auf die Beine zu stellen. Dabei wichtig: Die Mitglieder von Feuerwehr und Johannitern wussten zwar, dass es eine Übung geben wird, kannten das Szenario aber im Vorfeld nicht. Für die Sicherheitsmitarbeiter auf der Baustelle, die an diesem Tag wegen schlechten Wetters still stand, kam der Einsatz vollständig überraschend.
„Für uns war es natürlich eine Gelegenheit, die man nicht so oft bekommt, auf einer so großen Baustelle zu arbeiten“, sagt Luca Dyckers. Für die Kollegen sei es besonders wertvoll, auch dort die Arbeits- und Ortsverhältnisse zu kennen und im Ernstfall Erfahrung zu haben. Zumal das Szenario, welches von den Einsatzkräften durchgespielt wurde, durchaus vorkommen könnte.
„Wir hatten es hier mit einem Sturz und einer Pfählungsverletzung zu tun, also mit einem Objekt, dass den Körper des Opfers durchspießt hat“, sagt Dyckers. Um diese Verletzung zu simulieren, wurde Knoß als Opfer mit Spezialeffekten
versehen, die tatsächlich sehr realistisch wirkten. „In einem solchen Fall ist es wichtig, den Gegenstand nicht aus der Wunde zu entfernen. Das gilt übrigens auch etwa für ein Küchenmesser im Fuß“, sagt Feuerwehrmann Dyckers. Der Patient müsse möglichst ruhig ins Krankenhaus gebracht werden, dann habe man selbst bei einem so großen Moniereisen im Bauch recht gute Chancen, die Verletzung zu überstehen, abhängig davon, welche Gefäße und Organe getroffen wurden.
„In diesem Fall wurde der Einsatz natürlich dadurch erschwert, dass der Patient vorher aus einer Baugrube
gerettet werden musste“, sagt Dyckers. Diese stand zudem wegen des vorher niedergegangenen Regens rund 40 Zentimeter tief unter Wasser. Als die Rettungskräfte von Feuerwehr und Johannitern eintrafen, hatten die Mitarbeiter der Baustelle bereits Erste Hilfe geleistet.
„Wir haben die Situation dann gelöst, indem wir auf unsere Ausrüstung zurückgegriffen haben“, erklärt der Feuerwehrmann. Rettungsteams stiegen in die Grube und legten den Patienten nach weiterer Versorgung vorsichtig auf eine sogenannte Schleifkorbtrage, die zur Ausrüstung der Feuerwehrwagen und auch der Baustellensicherheit gehört. Danach wurde diese am Korb der Drehleiter befestigt und von dem Feuerwehrfahrzeug, mit welchem normalerweise hohe Stockwerke erreicht werden können, aus der drei Meter tiefen Grube gehoben.
„In einem solchen Fall blendet man schnell aus, dass es sich nur um eine Übung handelt“, sagt der Feuerwehrmann. Auch bei siumulierten Verletzungen achten die Retter darauf, dass jeder Handgriff sitzt. „Man steht vor einem Problem, das gelöst werden muss, und kommt automatisch in den Fluss“, beschreibt Dyckers die Gefühle während einer solchen Aktion.
Grundsätzlich sollte in einem solchen Fall das Unfallopfer binnen einer Stunde im Krankenhaus sein. „Auf der Anfahrt zur Übung haben wir natürlich keine Sonderrechte wahrgenommen, haben also 15 bis 20 anstatt mit Blaulicht zehn Minuten gebraucht“, erklärt Dyckers. Die Übung selbst hat 40 Minuten gedauert. „Mit etwas gutem Willen hätten wir den Zeitrahmen in einer echten Notlage also einhalten können“, so das Fazit.
Wahrscheinlich hätte man in einem solchen Fall einen Hubschrauber gerufen, um den Patienten ins Krankenhaus zu bringen. „Auch, damit er nicht mit der Stange im Bauch im Rettungswagen über die unebenen Baustraßen fahren muss“, fügt der Feuerwehrmann hinzu. Die Entscheidung, ob ein Rettungshubschrauber angefordert wird, treffen entweder die Leitstelle oder der Notfallsanitäter vor Ort.
Das Fazit der Aktion fällt durchweg positiv aus. Alle Beteiligten konnten wertvolle Erkenntnisse gewinnen. „Besonders stach bei dieser Übung die adäquate Erstversorgung durch betriebliche Ersthelfer sowie die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten heraus“, so Dyckers zufrieden. Auch Walter Knoß freut sich über den Erfolg der Übung und spricht von „einem Beweis für die reibungslose Zusammenarbeit“.