Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
„Seelenhund“Bilbo bekommt Kollegen
Sechs weitere Mensch-Tier-Teams stehen in den Startlöchern, um ab Mai Seniorenheime in Meerbusch und Kaarst zu besuchen.
Seit mehr als zwei Jahren besucht Rauhaardackel Bilbo im Johanniter-Stift in Büderich Senioren. Die Resonanz des „Seelenhundes“, der die Seele vieler Frauen und Männer berührt, ist enorm. Etliche ältere Menschen in dem Haus fiebern mittlerweile dem wöchentlichen Treffen zur Kaffeezeit entgegen. Nun bekommt Bilbo Verstärkung. Laut Frauchen Elke Platen-Büchle stehen sechs zusätzliche Hund-Mensch-Teams bereit, um ab 1. Mai die Bewohner mit ihren Besuchen aufzuheitern. „Drei weitere Teams sind in der Warteschleife“, sagt die 67-Jährige, die als Schwester Elke in Meerbusch Senioren betreut und auch palliativ tätig ist.
Nicht jeder Vierbeiner kann als Besuchshund eingesetzt werden. Dafür ist Feingefühl nötig. „Bilbo geht nur zu Leuten, von denen er weiß, dass sie ihn mögen“, erklärt Platen-Büchle. „Er würde nicht zu jemandem gehen, der keine Hunde mag.“Mittlerweile kenne sich der Dackel im Haus bestens aus und wisse, bei wem er aufs Bett oder den Schoß darf und wo er sich besser nur auf dem Boden streicheln lasse.
Dieses Wissen müssten sich seine neuen „Kollegen“nun erst mal aneignen. Zum Team gehören seit neuestem Pudel Hannes, Terrier Maya, Labrador Tinka, Mischlingshund Kurko, der Rhodesian Richback Aja, King-Charles-Terrier Lucy und bald wohl auch Malteser Bella. Sie alle mussten einen Eignungstest machen und werden von Hundetrainerin Christina Krause geschult. Kurko ist mit rund 15 Jahren der älteste in der Truppe, Bilbo ist vier, aber schon von klein mit Schwester Elke unterwegs und daher den Umgang mit Senioren gewohnt. „Wenn wir bei den Johannitern hereinkommen, ist er sofort Gesprächsthema“, erzählt Platen-Büchle.
„Hallo Bilbo“, heiße es dann. Und:
„Guck mal, da ist der
Dackel“– „Nein, das ist der Bilbo!“Die Freude sei auf jeden Fall in der Regel groß.
Insgesamt 15 weitere Hundebesitzer (14 Frauen und ein Mann) aus Meerbusch und Umgebung hatten sich auf den Aufruf in der Zeitung gemeldet, um ebenfalls Heime zu besuchen. Ende März kam es zu einem ersten Treffen. Anschließend machten sich die Interessenten ein Bild von der Tätigkeit und begleiteten Bilbo und sein Frauchen.
„Da einige noch nie in einem Seniorenheim waren, war dieser Besuch sehr wichtig, um zu sehen, wie es im Seniorenheim zugeht und was ein
Hund da machen kann“, erzählt Platen-Büchle. „Und
Nach diesen Besuchen konnten sich die Hundehalter überlegen, ob ihr
Hund das auch kann.“Der ein oder andere musste verneinen und Abstand vom Einsatz nehmen. Trotzdem ist Platen-Büchle froh über das gezeigte Interesse.
Der Wesenstest für die neuen Vierbeiner sei dann für die dazugehörigen Frauchen – im Alter zwischen Ende 40 und über 70 - aufregender als für die Hunde. „Bei allem Stress gab es für die Beteiligten aber auch viel zu lachen. Am Ende haben es alle geschafft“, berichtet die 67-Jährige.
Dann folgte der erste Probebesuch von
Mensch und Tier. „Es war sehr schön zu sehen, wie liebevoll und empathisch alle an ihre Aufgabe gegangen sind. Hunde und Frauchen haben das super gemeistert!“
Am Ende gab es für die Hunde einen selbstgestrickten Loop-Schal in Johanniter-Rot. Denn bei dem Hilfsdienst ist das „Seelenhund“Projekt angesiedelt und wird von ihm mit Spenden unterstützt. „Wir haben nicht viele Kosten“, sagt Elke Platen-Büchle. „Aber die Hundetrainerin bekommt Honorar.“Und bei den Treffen wolle man den ehrenamtlich Engagierten gerne etwas zu trinken und eventuell zum Naschen anbieten.
Es werden auch noch weitere Mensch-Hund-Teams gesucht. Der zeitliche Aufwand halte sich für die Hundebesitzer in Grenzen, sagt Platen-Büchle. „Am Anfang muss man etwas Zeit einplanen für die Infotreffen und den Wesenstest, eventuell auch eine Hundeschulung. Aber dann ist es nicht mehr viel.“Etwa eine Stunde pro Woche sei für den Besuchsdienst zu veranschlagen, einmal im Monat gebe es ein freiwilliges Feedback-Gespräch,
zum Erfahrungsaustausch und um über Erlebtes zu reden.
„In einem Seniorenheim ist es ja nicht immer einfach und schön“, sagt die ausgebildete Fachschwester für Anästhesie und Intensivmedizin. Wenn man einen Menschen beispielsweise ein halbes Jahr begleite und dieser dann sterbe, sei das nicht leicht zu verarbeiten. Da helfe es zu wissen, dass für zahlreiche Senioren der Besuch von Bilbo und Co. das wöchentliche Highlight sei.
Durch die zusätzlichen Hunde können die Senioren im Büdericher Johanniter-Stift nun viermal die Woche tierischen Besuch bekommen und nicht mehr nur donnerstags. Wobei die neuen Vierbeiner jeweils einer der vier Wohngruppen zugeteilt werden. Bilbo dagegen ist weiter im gesamten Haus unterwegs. Im Kaarster Johanniter-Heim seien nun zwei Besuchstage vorgesehen: donnerstags und freitags. „Und die Malteser in Lank hätten auch gerne einen Seelenhund“, sagt PlatenBüchle.