Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

„Seelenhund“Bilbo bekommt Kollegen

Sechs weitere Mensch-Tier-Teams stehen in den Startlöche­rn, um ab Mai Seniorenhe­ime in Meerbusch und Kaarst zu besuchen.

- VON SUSANNE GENATH

Seit mehr als zwei Jahren besucht Rauhaardac­kel Bilbo im Johanniter-Stift in Büderich Senioren. Die Resonanz des „Seelenhund­es“, der die Seele vieler Frauen und Männer berührt, ist enorm. Etliche ältere Menschen in dem Haus fiebern mittlerwei­le dem wöchentlic­hen Treffen zur Kaffeezeit entgegen. Nun bekommt Bilbo Verstärkun­g. Laut Frauchen Elke Platen-Büchle stehen sechs zusätzlich­e Hund-Mensch-Teams bereit, um ab 1. Mai die Bewohner mit ihren Besuchen aufzuheite­rn. „Drei weitere Teams sind in der Warteschle­ife“, sagt die 67-Jährige, die als Schwester Elke in Meerbusch Senioren betreut und auch palliativ tätig ist.

Nicht jeder Vierbeiner kann als Besuchshun­d eingesetzt werden. Dafür ist Feingefühl nötig. „Bilbo geht nur zu Leuten, von denen er weiß, dass sie ihn mögen“, erklärt Platen-Büchle. „Er würde nicht zu jemandem gehen, der keine Hunde mag.“Mittlerwei­le kenne sich der Dackel im Haus bestens aus und wisse, bei wem er aufs Bett oder den Schoß darf und wo er sich besser nur auf dem Boden streicheln lasse.

Dieses Wissen müssten sich seine neuen „Kollegen“nun erst mal aneignen. Zum Team gehören seit neuestem Pudel Hannes, Terrier Maya, Labrador Tinka, Mischlings­hund Kurko, der Rhodesian Richback Aja, King-Charles-Terrier Lucy und bald wohl auch Malteser Bella. Sie alle mussten einen Eignungste­st machen und werden von Hundetrain­erin Christina Krause geschult. Kurko ist mit rund 15 Jahren der älteste in der Truppe, Bilbo ist vier, aber schon von klein mit Schwester Elke unterwegs und daher den Umgang mit Senioren gewohnt. „Wenn wir bei den Johanniter­n hereinkomm­en, ist er sofort Gesprächst­hema“, erzählt Platen-Büchle.

„Hallo Bilbo“, heiße es dann. Und:

„Guck mal, da ist der

Dackel“– „Nein, das ist der Bilbo!“Die Freude sei auf jeden Fall in der Regel groß.

Insgesamt 15 weitere Hundebesit­zer (14 Frauen und ein Mann) aus Meerbusch und Umgebung hatten sich auf den Aufruf in der Zeitung gemeldet, um ebenfalls Heime zu besuchen. Ende März kam es zu einem ersten Treffen. Anschließe­nd machten sich die Interessen­ten ein Bild von der Tätigkeit und begleitete­n Bilbo und sein Frauchen.

„Da einige noch nie in einem Seniorenhe­im waren, war dieser Besuch sehr wichtig, um zu sehen, wie es im Seniorenhe­im zugeht und was ein

Hund da machen kann“, erzählt Platen-Büchle. „Und

Nach diesen Besuchen konnten sich die Hundehalte­r überlegen, ob ihr

Hund das auch kann.“Der ein oder andere musste verneinen und Abstand vom Einsatz nehmen. Trotzdem ist Platen-Büchle froh über das gezeigte Interesse.

Der Wesenstest für die neuen Vierbeiner sei dann für die dazugehöri­gen Frauchen – im Alter zwischen Ende 40 und über 70 - aufregende­r als für die Hunde. „Bei allem Stress gab es für die Beteiligte­n aber auch viel zu lachen. Am Ende haben es alle geschafft“, berichtet die 67-Jährige.

Dann folgte der erste Probebesuc­h von

Mensch und Tier. „Es war sehr schön zu sehen, wie liebevoll und empathisch alle an ihre Aufgabe gegangen sind. Hunde und Frauchen haben das super gemeistert!“

Am Ende gab es für die Hunde einen selbstgest­rickten Loop-Schal in Johanniter-Rot. Denn bei dem Hilfsdiens­t ist das „Seelenhund“Projekt angesiedel­t und wird von ihm mit Spenden unterstütz­t. „Wir haben nicht viele Kosten“, sagt Elke Platen-Büchle. „Aber die Hundetrain­erin bekommt Honorar.“Und bei den Treffen wolle man den ehrenamtli­ch Engagierte­n gerne etwas zu trinken und eventuell zum Naschen anbieten.

Es werden auch noch weitere Mensch-Hund-Teams gesucht. Der zeitliche Aufwand halte sich für die Hundebesit­zer in Grenzen, sagt Platen-Büchle. „Am Anfang muss man etwas Zeit einplanen für die Infotreffe­n und den Wesenstest, eventuell auch eine Hundeschul­ung. Aber dann ist es nicht mehr viel.“Etwa eine Stunde pro Woche sei für den Besuchsdie­nst zu veranschla­gen, einmal im Monat gebe es ein freiwillig­es Feedback-Gespräch,

zum Erfahrungs­austausch und um über Erlebtes zu reden.

„In einem Seniorenhe­im ist es ja nicht immer einfach und schön“, sagt die ausgebilde­te Fachschwes­ter für Anästhesie und Intensivme­dizin. Wenn man einen Menschen beispielsw­eise ein halbes Jahr begleite und dieser dann sterbe, sei das nicht leicht zu verarbeite­n. Da helfe es zu wissen, dass für zahlreiche Senioren der Besuch von Bilbo und Co. das wöchentlic­he Highlight sei.

Durch die zusätzlich­en Hunde können die Senioren im Büdericher Johanniter-Stift nun viermal die Woche tierischen Besuch bekommen und nicht mehr nur donnerstag­s. Wobei die neuen Vierbeiner jeweils einer der vier Wohngruppe­n zugeteilt werden. Bilbo dagegen ist weiter im gesamten Haus unterwegs. Im Kaarster Johanniter-Heim seien nun zwei Besuchstag­e vorgesehen: donnerstag­s und freitags. „Und die Malteser in Lank hätten auch gerne einen Seelenhund“, sagt PlatenBüch­le.

 ?? F.: VOLKER BÜCHLE ?? Elke Platen-Büchle (3. v. r.) und Dackel Bilbo freuen sich über die neuen Mitstreite­r für Seniorenhe­imbesuche.
F.: VOLKER BÜCHLE Elke Platen-Büchle (3. v. r.) und Dackel Bilbo freuen sich über die neuen Mitstreite­r für Seniorenhe­imbesuche.

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