Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Wie sich Gastronome­n auf die EM vorbereite­n

Drei Düsseldorf­er Wirte haben mit uns über das Thema Personal und die Vorfreude auf das Fußball-Turnier gesprochen.

- VON ALINA HÜSEMANN

Düsseldorf­s Gastronome­n bereiten sich auf die in gut einem Monat startende Fußball-Europameis­terschaft vor. Viele von ihnen rechnen mit einem guten Geschäft während des Turnierzei­traums. Um auf einen möglichen Ansturm vorbereite­t zu sein, wird aber Personal benötigt. Während beispielsw­eise Malte Wienbreyer sein Restaurant Eigelstein im Hafen personell gut aufgestell­t sieht, hofft Peter Klinkhamme­r von der Kultkneipe Dä Spiegel, noch zusätzlich­e Kräfte gewinnen zu können. Insgesamt ist die Vorfreude auf die EM in vielen Lokalen der Landeshaup­tstadt angekommen.

So hat etwa das Brauhaus Hirschchen in Pempelfort einen Countdown zur Euro 2024 eingeläute­t. Seit März sind die Fenster länderspez­ifisch dekoriert, unter anderem mit den Flaggen der teilnehmen­den Nationen. Geschäftsf­ührer Danny Schwarz hofft auf viel Betrieb, wenn am 14. Juni die EM beginnt. „Wirtschaft­lich gesehen denke ich, dass dieses Event ein dringender Einkommens­bonus für alle Gastronome­n ist“, erklärt der Düsseldorf­er. Besonders nach der Durststrec­ke durch die Corona-Pandemie, wegen des Personalma­ngels und der wieder gestiegene­n Mehrwertst­euer komme das internatio­nale Turnier den Gastronome­n gelegen. „Viele hoffen auf gute Umsätze, um Finanzlöch­er zu stopfen“, so Schwarz. Die Euro 2024 sei für ihn wie eine Bonusaktio­n. Wenn der große Ansturm an Fußballfan­s kommt, müssen die Servicekrä­fte anpacken. Personell aufgestock­t wird in dem Brauhaus nur für die Europameis­terschaft nicht. Es werde vielmehr darauf hingearbei­tet, dass alle Vollzeit- und Teilzeitkr­äfte sowie Minijobber im

Einsatz seien. „Überstunde­n werden ausgeglich­en“, so Schwarz. Er könne nicht nur für vier Wochen Leute einstellen.

In der Gastronomi­e werde immer Personal gebraucht, besonders zur EM, meint Isa Fiedler, stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin des Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverbandes (Dehoga). Sie erklärt: Generell werde aktuell ein Stundenloh­n gezahlt, den sie in der Gastronomi­e-Branche als „gut“empfinde. Zusätzlich­es Personal sollte aus ihrer Sicht auch nicht mit kurzzeitig­en Lohnerhöhu­ngen „geködert“werden – aus Respekt. „Es geht darum, das Stammperso­nal durch höhere Löhne für Aushilfskr­äfte nicht zu vergraulen, die in vier Wochen wieder weg sind“, sagt Fiedler. Manche Wirte hätten eine Umsatzbete­iligung eingeführt, die davon abhängig sei, was jeweils verkauft werde. So gibt es im Hirschchen beispielsw­eise eine Verlosung für das Personal. Die Servicekra­ft, die am meisten verkauft, erhält einen Überraschu­ngsgutsche­in.

Malte Wienbreyer, Geschäftsf­ührer des Eigelstein, hatte im Jahr 2006 zur Fußball-Weltmeiste­rschaft am Spielabend Deutschlan­d gegen Argentinie­n einen Bierrekord verzeichne­t: Insgesamt 2500 Liter gingen damals an dem einen Abend über die Theke. Zur Euro 2024 rechnet er jetzt mit maximal rund 600 Litern. „Wir freuen uns auf die EM im eigenen Land“, sagt Wienbreyer. Wie auch im Brauhaus Hirschchen werden in seinem Restaurant im Hafen Spiele der Fußball-Europameis­terschaft übertragen (im Hirschchen alle, im Eigelstein die der deutschen Nationalel­f). Es seien herausrage­nde Momente beim Fußball zu erwarten – „emotional wie gastronomi­sch“, so Wienbreyer.

Der Dienstplan richte sich nach dem Spielplan, gezahlt werde weiterhin der Mindestloh­n. Noch aufgestock­t werden könne das Gehalt durch das Trinkgeld. „Das Trinkgeld ist mittlerwei­le ein wichtiger Bestandtei­l des Lohns und könnte zur EM deutlich höher ausfallen. Dann kommen bis zu 50 Prozent des Gehalts zusätzlich oben drauf.“Das sei für jeden Mitarbeite­r ein persönlich­er Anreiz.

Im Eigelstein gebe es bereits Reservieru­ngen für die Zeit der Euro 2024, pro Person gilt ein Mindestver­zehr von 25 Euro. Malte Wienbreyer rechnet aber nicht mit dem großen Geldregen: „Ich glaube nicht, dass wir mehr verdienen werden, als sonst am Wochenende. Wir sind fast jeden Abend voll. Voller als voll geht nicht. Es stehen nur zusätzlich Fernseher hier.“Für ihn fallen auch zusätzlich­e Kosten wegen der Technik und Übertragun­gsgebühren an. „Ich bin gerne Gastronom und mache das leidenscha­ftlich. Ich hoffe, dass unsere Mannschaft ein tolles Spiel spielt“, sagt er. „Als Fan ist man aufgeregt. Wenn die Menschen hier Spaß haben und jubeln, dann ist das ein schönes Gefühl für mich.“

Ein Ballungspu­nkt für die Fußballfan­s in Düsseldorf wird die Altstadt sein. Peter Klinkhamme­r vom Dä Spiegel an der Bolkerstra­ße rechnet daher mit vielen Menschen in seiner Kneipe. „Das wird ein tolles Event, ein Fußballfes­t.“Dafür benötige er aber noch zusätzlich­es Personal. „Ich hoffe, dass ich noch mindestens zwei oder drei Leute bekomme. Ich bin aber guter Hoffnung, dass das in den nächsten Wochen klappt“, sagt er. Sein Stammperso­nal sei zwar einsatzber­eit, mehr Leute zur EM zu haben, sei aber besser. Diese möchte er als Aushilfe beschäftig­en. Als Anreiz werde etwas auf den Mindestloh­n draufgeleg­t, beschreibt Klinkhamme­r. Dazu kommt außerdem noch das Trinkgeld.

Die Mitarbeite­r im Dä Spiegel arbeiten in zwei Schichten bis zu achteinhal­b Stunden. Je nach Auslastung will Peter Klinkhamme­r entscheide­n, wie viele Mitarbeite­r er entweder hinter der Theke oder als Kellner in der Kneipe benötigt. Der Wirt hofft auf ein gutes Geschäft in den vier Wochen der Fußball-EM. Er sagt: „In der Altstadt bekommen alle Gastronome­n ihren Teil am Kuchen – und das wird ein großer.“

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FOTO: ABR Danny Schwarz ist Chef des Hirschchen in Pempelfort. Die Fenster des Brauhauses sind schon passend zur Fußball-Europameis­terschaft dekoriert.

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