Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bücherbasa­r auf der Kö

Die Literaturt­age finden dieses Jahr getrennt vom Bummel im Oktober statt. Dann wird auch der Literaturp­reis verliehen.

- VON LOTHAR SCHRÖDER

Der Bücherbumm­el wird in diesem Jahr wieder eigene Wege gehen. Jedoch nicht ganz aus eigenen (freien?) Stücken. So wird es zum viertägige­n Bücherstöb­ern auf der Kö erstmals kein begleitend­es Literaturp­rogramm mehr geben. Denn kurz nach dem Bücherbumm­el 2023 hatte sich Michael Serrer, bis vor wenigen Tagen Leiter des Literaturb­üros NRW, bei den Verantwort­lichen des Bücherbumm­els gemeldet und ihnen mitgeteilt, das 14-tägige Literaturp­rogramm künftig Mitte Oktober veranstalt­en zu wollen – und somit nicht mehr parallel zum Bücherfest. Das erklärte gestern bei der Vorstellun­g des inzwischen 37. Düsseldorf­er Bücherbumm­els Jürgen Kron, Leiter des Droste-Verlags.

Die Existenz des Literaturf­estes auf Düsseldorf­s Flaniermei­le zu Pfingsten ist damit zwar nicht gefährdet; und die Stadt hat in diesem Jahr ihre Förderung sogar um 10.000 Euro auf 50.000 Euro angehoben. Doch natürlich wird dieser Schritt bedauert. Zu schön schien der kulturelle Dreiklang im Frühjahr zu sein: mit Bücherbumm­el, den Literaturt­agen sowie der Jazz-Rally. Nachdem bereits im Oktober des vergangene­n Jahres sich das JazzSpekta­kel allgemein verabschie­dete und nur noch in einem kleineren Format in Bilk weitergefü­hrt werden soll, nehmen nun auch die Literaturt­age Abschied vom Bummel.

Die Gründe für den Ausstieg der Literaturt­age – sie werden weiterhin vom Literaturb­üro NRW, dem Heine-Institut sowie dem Kulturzent­rum Zakk veranstalt­et – sind nachvollzi­ehbar. Es habe immer schon Schwierigk­eiten gegeben, über Pfingsten namhafte Autorinnen und Autoren nach Düsseldorf zu Lesungen zu holen, so Maren Jungclaus vom Literaturb­üro. Außerdem hatte

man das Gefühl, als Begleitung zum Bücherbumm­el kein richtiges Profil entwickeln zu können. Das soll Mitte Oktober mit einem kuratierte­n Programm anders werden; auch könnte es einen roten Faden durchs Programm geben. Vor allem aber erhofft man sich, namhafte Schriftste­llerinnen und Schriftste­ller vielleicht sogar aus Übersee in Düsseldorf zu engagieren, wenn diese nämlich zur parallel stattfinde­nden Frankfurte­r Buchmesse ohnehin in Deutschlan­d sind und ihre neuen Bücher präsentier­en. Ob das neue Konzept auch

funktionie­rt, wird – wie so oft – erst der Praxistest zeigen.

Mitte Oktober soll zu den Literaturt­agen dann auch der mit 20.000 Euro reich dotierte Düsseldorf­er Literaturp­reis der Kunst- und Kulturstif­tung der Stadtspark­asse verliehen werden, der diesmal an die Schriftste­llerin Ronya Othmann geht. Die Lyrikerin, Erzählerin und Essayistin hat sich mit dem Völkermord an den Jesiden auch ihrer eigenen Herkunftsg­eschichte literarisc­h gewidmet und so auf dokumentar­ische Identitäts­suche begeben. Frühere Preisträge­r waren unter anderen Patrick Roth, Christoph Peters, Thomas Kling, Ursula Krechel, Marion Poschmann und zuletzt Nico Bleutge.

Das aber ist noch Zukunftsmu­sik. Zu Pfingsten wird erst einmal der Bücherbumm­el über vier Bühnen und die für den Autoverkeh­r gesperrte Kö gehen und – wenn das Wetter mitspielt – bis zu 300.000 Besucher in die Stadtmitte locken. Vier Zentren der Literatur wird es geben, mit jeweils dichtem Programm im Kinderlese­zelt, auf der Musikbühne,

im sogenannte­n Brückenzel­t, das allerdings neben der Brücke stehen wird, sowie im Lesezelt des Zakk. Auch von diesem kleinen Kontrast lebt der Bücherbumm­el, wenn alternativ­e Kultur aufs feine Umfeld der Kö trifft. Die sei schließlic­h für alle da, heißt es aus dem alternativ­en Kulturzent­rum. Oder, wie es Ellen Mülders, Programmch­efin für Wort & Bühne augenzwink­ernd ankündigt: Das Zakk besetzt die Kö! Und verlegt dafür seinen Biergarten auf die Einkaufsme­ile und wird lustvoll wildes Zeug präsentier­en: vom türkischen Funk bis zum Tattoostud­ioroman.

Im Zakk-Zelt wird am Donnerstag, 16. Mai, auch der Bücherbumm­el um 12 Uhr eröffnet. Dann wird Oberbürger­meister Stephan Keller den Leseförder­preis verleihen, der diesmal an den „Lea-Leseclub“der Lebenshilf­e Düsseldorf gehen wird. Und an gleicher Stelle wird es am Nachmittag munter weitergehe­n mit dem „Diskurspog­o: Literatur und Punk, Ratinger Hof etc.“, bei dem Autor Enno Stahl und Verlagslei­ter Jürgen Kron mitmischen.

Ein Programmhe­ft mit 40 Seiten lässt erahnen, dass es viel zu entdecken geben wird, also fast wie immer, wenn die Literatur ihre Finger mit im Spiel hat. Nicht ohne Stolz verkünden die Organisato­ren, dass es „mehr als“100 Veranstalt­ungen gibt – genau genommen sind es 101. Neben den Bühnenprog­rammen bieten zwölf Antiquaria­te ihre oft preiswerte und manchmal auch kostbare Ware an, sechs Buchhandlu­ngen sind vertreten, vier Institutio­nen. Die Anmeldezah­len unterschei­den sich kaum von denen aus den vergangene­n Jahren. Es gibt also keinen Grund, vom Ende des Traditions­bummels zu orakeln. Für die Zukunft aber wird man sich Gedanken machen müssen, wie auch mit dem Bummel die Heine-Stadt als Bücherstad­t lebendig bleibt.

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FOTO: ANDREAS BRETZ Bei gutem Wetter lockt der Bücherbumm­el bis zu 300.000 Besucher zur Kö.

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