Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Aufzug in Hochhaus monatelang defekt
Seit Januar war in einem Gebäude mit 35 Wohnungen in der ehemaligen Böhler-Siedlung der Lift ausgefallen. Beschwerden beim Vermieter, der GWH Wohnungsgesellschaft, blieben lange erfolglos.
Am Badener Weg stand in den vergangenen Wochen das Leben teilweise still. Im Haus Nummer 26 war der Aufzug ausgefallen, und zwar seit dem 29. Januar. Die Mieter mussten fortan zu Fuß die Treppen hochgehen, die bis in den siebten Stock reichen. Wer konnte, musste seine Taschen und Einkäufe auf dem Arm hochschleppen. Oder war auf die Hilfe von anderen angewiesen.
Das Gebäude gehört zur ehemaligen Böhler-Siedlung im Süden von Büderich. Hinweise und Beschwerden der betroffenen Bürger bei dem heutigen Eigentümer, der GWH Wohnungsgesellschaft Hessen, brachten jedoch nichts. „Ihre hiesige Vertretung ist offenbar nicht Willens und in der Lage, das Problem kurzfristig zu lösen“, konstatierte Lutz Ullrich in einem Brief an Stefan Bürger, dem Vorsitzenden der GWH-Geschäftsführung in Frankfurt, am 16. April. Das Schreiben liegt unserer Redaktion vor. Darin legte der Meerbuscher Architekt und Bausachverständige, der mit einer Familie aus dem betroffenen Hochhaus in näherem Kontakt steht, dar, was das für die Mieter des Wohngebäudes bedeutete. Die Lage sei für sie durch den defekten Aufzug „mittlerweile unerträglich geworden“.
35 Wohnungen befänden sich in dem Gebäude, einige Mieter hätten eine körperliche Behinderung und daher besonders unter dem ausgefallenen Fahrstuhl zu leiden. „Eine der Bewohnerinnen hat die Wohnung wegen des defekten Aufzugs lange nicht verlassen können.“Es folgte ein eindringlicher Appell an den Hauseigentümer: „Sehr geehrter Herr Bürger, die Mieter des Hauses sind verzweifelt und wenden sich aus diesem Grunde an Sie mit der Bitte, sich der Angelegenheit anzunehmen und sich für eine Lösung des Problems einzusetzen.“
Die Mieter warteten ab. Doch nichts geschah – über Monate. Etliche
weitere Bewohner wandten sich laut Ullrich an den Vermieter GWH. Lediglich einer erhielt schließlich eine mündliche Auskunft: Der Einbau eines defekten Ersatzteils müsse noch vom TÜV abgenommen werden. Es blieb also beim Treppensteigen.
Langjährige Mieter der Böhler-Siedlung sind durchaus Kummer gewohnt. In den 1950er Jahren waren auf dem Gelände die ersten Häuser für Arbeiterfamilien der Böhler-Werke errichtet worden. Das jetzt betroffene Gebäude, das mit zwei weiteren markant verbunden ist, stammt von Anfang der 1970er-Jahre. 1996 verkaufte Böhler die Siedlung mit ihren 768 Wohnungen an den Gerling-Konzern. Doch der Versicherungskonzern ließ die Häuser so sehr verfallen, dass die Anwohner über starken Schimmelbefall in den Wohnungen klagten und schließlich etliche Wohnungen leer standen.
2006 erwarb Corpus Sireo, ein Konsortium der Sparkassen Düsseldorf, Köln, Bonn und Frankfurt, die
Siedlung im Rahmen eines größeren Pakets von Gerling und begann mit ersten Renovierungen. Zum 1. Januar 2012 wechselte die Siedlung mit ihren rund 2000 Bewohnern dann wieder den Besitzer und ging an die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH Hessen (GWH). Diese steckte nach eigenen Angaben mehr zehn Millionen Euro in die Sanierung der Gebäude und das Umfeld. Die Siedlung heißt nun „Rheineck“.
Die GWH Wohnungsgesellschaft ist eine Tochterfirma der GWH Immobilien Holding und gehört damit zur Landesbank Hessen-Thüringen Girozentrale (Helaba). Die Gruppe bewirtschaftet nach eigenen Angaben bundesweit rund 53.000 Wohnungen. In Büderich wirbt die GWH auf Plakaten mit dem Slogan: „Entspannt leben.“
Weil sich für die Bewohner am Badener Weg das Leben jedoch ganz und gar nicht entspannt darstellte und kein Ende in Aussicht war, wandte sich Lutz Ullrich schließlich an unsere Redaktion. Und wir fragten bei der GWH nach: Warum der Aufzug denn kaputt sei? Wie lange es noch dauere? Wie man die Bewohner unterstütze? Wie viele schon die Miete gekürzt hätten? Auch wir erhielten keine Antwort. Stattdessen aber bald die frohe Kunde von Ullrich: „Der Aufzug funktioniert wieder!“