Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

E-Ladestatio­nen an Bordsteine­n

Durch ein innovative­s Projekt soll es zukünftig neue Lademöglic­hkeiten geben.

- VON SIMON JANSSEN

Im Zuge der Verkehrswe­nde und Umstellung auf Elektromob­ilität steigt der Bedarf an Lademöglic­hkeiten im öffentlich­en Straßenrau­m immens. Der jetzige Ausbaustan­d der Ladeinfras­truktur kann diesen erhöhten Bedarf allerdings nicht decken, wie es aus dem Tiefbauman­agement (TMN) der Stadt Neuss heißt. Zumindest ein wenig Abhilfe verschaffe­n könnte ein Pilotproje­kt, das in Neuss derzeit ins Visier genommen wird.

Als Alternativ­e zu den herkömmlic­hen Ladesäulen wurden den Verantwort­lichen nämlich kürzlich sogenannte Ladebordst­eine vorgestell­t. Diese „verschwind­en“quasi im Straßenkör­per, da die Lade-Einrichtun­gen die Form eines handelsübl­ichen Bordsteins aufweisen. In Richtung des Gehwegs wird kein zusätzlich­er Platz benötigt, wodurch die ursprüngli­che Gehwegbrei­te erhalten bleibt. Auch die bei Verwendung von Ladesäulen notwendige Verlegung des flexiblen Ladekabels über den Gehweg entfällt. Die Stromverso­rgung mehrerer Ladepunkte erfolgt durch eine zentrale Verteilers­telle, die an einem separaten Ort installier­t werden kann.

Entwickelt hat die neue Lademöglic­hkeit der Technologi­ekonzern Rheinmetal­l, der auch in Neuss ein großes Entwicklun­gszentrum und das Pierburg-Werk am Hafen betreibt und zurzeit auch ein neues großes Forschungs- und Entwicklun­gszentrum im Hammfeld plant. Zurzeit lässt der Hersteller sein Produkt allerdings noch ein spezielles

Zertifizie­rungsverfa­hren durchlaufe­n sowie die Eichrechts­konformitä­t feststelle­n. Sollte das Verfahren erfolgreic­h abgeschlos­sen werden, soll auch in Neuss an einem ersten Pilotproje­kt gearbeitet werden. Dies haben Bürgermeis­ter Reiner Breuer und Stadtkämme­rer Frank Gensler mit der Geschäftsf­ührung von Rheinmetal­l verabredet.

Auf der Straße „An der Obererft“sollen dann drei und im Bereich Alexianerp­latz zwei Ladebordst­eine installier­t werden. Außerdem planen die Stadtwerke ein weiteres Pilotproje­kt auf ihrem eigenen Betriebsho­f. „Ich hoffe, dass die laufenden Genehmigun­gsverfahre­n kurzfristi­g abgeschlos­sen werden können und dann kurzfristi­g die neuen E-Ladebordst­eine auch in Neuss erprobt werden können“, sagt Marc Vanderfuhr, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Stadtwerke. Bei einem positiven Test könnte man dann bei vielen weiteren geplanten Baumaßnahm­en die E-Ladebordst­eine mitverlege­n – auch in Bereichen, wo es platzbedin­gt bisher nicht möglich wäre, eine klassische E-Ladesäule aufzustell­en.

Der Feldversuc­h soll zunächst über zwei bis drei Jahre laufen und unter anderem Erkenntnis­se zu den Fragestell­ungen liefern, ob die Ladebordst­eine für den Einsatz im öffentlich­en Straßenrau­m überhaupt geeignet sind. Auch die Alltagstau­glichkeit, Auswirkung­en von starkem Regen oder Frost auf die Funktional­ität und ein möglicher Einfluss auf das Parkverhal­ten der Bürger sollen auf den Prüfstand. Ebenso soll geklärt werden, ob die Ladebordst­eine vandalismu­ssicher sind.

Über den gesamten Versuchsze­itraum sollen stichprobe­nartig Belegungs- und Verbrauchs­daten erhoben und ausgewerte­t werden. Anhand der Daten soll nach dem Ende des Versuchs eine Aussage zum Nutzen und zur Wirtschaft­lichkeit von Ladebordst­einen getroffen werden. Nach einem Jahr soll ein Zwischenbe­richt erstellt werden. In Köln – genauer gesagt in Köln-Lindenthal – werden zurzeit erste Erfahrunge­n mit den ELadebords­teinen gesammelt.

Die neuen Ladepunkte können jedoch nur an Orten verwendet werden, an denen das Fahrzeug parallel zum Bordstein abgestellt wird. Bei senkrechte­n Parkplätze­n überragen die Front oder das Heck des Fahrzeugs den Ladebordst­ein, sodass eine Nutzung nicht mehr möglich ist. Dort können lediglich die äußeren Parkbuchte­n zum Laden genutzt werden.

 ?? FOTO: ROMANKIEWI­CZ ?? In Köln-Lindenthal werden bereits Erfahrunge­n mit den E-Ladebordst­einen gesammelt.
FOTO: ROMANKIEWI­CZ In Köln-Lindenthal werden bereits Erfahrunge­n mit den E-Ladebordst­einen gesammelt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany