Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
GOTT UND DIE WELT Der geerdete Himmel
Was die Christenheit diese Woche gefeiert hat, ist ein Fest der Verbundenheit.
Himmelfahrt – das ist einer der christlichen Feiertage, deren Datierung von besonderem Charme ist: Mit seiner Bindung an einen Donnerstag ermöglicht er mit nur einem Brückentag einen frühsommerlichen Kurzurlaub. In meiner aktiven Lehrerinnenzeit habe auch ich mich daran erfreut. Probleme machte es mir allerdings, den Schülerinnen und Schülern die theologische Alltagsrelevanz des Feiertages zu verdeutlichen. Nicht nur weil wir inzwischen ohne ein Weltbild mit den Verortungen von Himmel = oben, Erde = mittig und Totenreich = unten leben und glauben. In der Bibel markiert die Himmelfahrt Jesu vordergründig einen Schlusspunkt: Da kommt ans Ende, dass Gottes Wort in dem Juden Jesus von Nazareth unmittelbar gehört und ergriffen werden konnte. Aber eben in den Grenzen von Zeit und Raum. Eine Gruppe von Männern und Frauen fand etwa drei Jahre lang in ihrer engen Gemeinschaft mit Jesus so zu neuem Gottvertrauen. Jesu Kreuzestod stellte das infrage. Doch Begegnungen mit dem Auferstandenen überzeugten sie von einer Liebe Gottes, die letztgültig stärker ist als alle Todesmächte dieser Welt. Dann, 40 Tage nach Ostern, zelebrierte Jesus seine Himmelfahrt als Ende seines begrenzten irdischen Lebens. Aber eben nicht als das Ende der unbegrenzten Weltzugewandtheit Gottes.
Deshalb feiert seit zwei Jahrtausenden die Christenheit, dass der Auferstandene und so auch Gott alle Tage „bis an der Welt Ende“mitten unter uns Menschen sind. Im Vertrauen darauf sehe ich unsere Welt untrennbar mit Gottes Himmel verbunden. Und der von Jesus geerdete Himmel qualifiziert meine Weltsicht durch eine widerständige Hoffnungsperspektive trotz und in allen Krisen. Hanns Dieter Hüsch, der theologische Poet vom Niederrhein, hat dafür ein wunderbares Bild gefunden: „Und Gott und Jesus und der Heilige Geist überziehen den ganzen Erdball und die Welt überhaupt mit Himmel. Sodass die Erde schließlich wie ein Stopfei im Strumpfe des Himmels steckt…“