Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Postbank als schwarzes Schaf der Branche

- VON ANTJE HÖNING

Die Zahlungsge­wohnheiten verändern sich rasant: Viele nutzen Online-Banking, haben auf ein Online-Konto umgestellt oder zahlen gleich über Anbieter wie Paypal. Selbst Bargeld, das die Deutschen so lieben, ist auf dem Rückzug. Was in Skandinavi­en schon lange Alltag ist, setzt sich langsam durch: Auch Kleinstbet­räge beim Bäcker oder an der Parkuhr zahlen viele inzwischen per Karte. Daher ist es nur folgericht­ig, dass Banken und Sparkassen sich anpassen und ihr teures Filialnetz ausdünnen. Doch angesichts der drastische­n Kürzungen drängt sich der Verdacht auf, dass die Branche es übertreibt und viele Kunden im Regen stehen lässt. Denn neben den hippen Kunden, die per Smartwatch zahlen, gibt es auch noch viele ältere Kunden, die lieber in die Filiale mit Mitarbeite­rn gehen oder wenigstens zum Geldautoma­ten um die Ecke. Doch die Wege werden immer weiter, und zu allem Überfluss bauen Banken aus Sicherheit­sgründen auch noch Automaten ab. Banken und Sparkassen müssen aufpassen, dass sie gerade die Kunden nicht verprellen, die noch artig hohe Gebühren für klassische Girokonten zahlen. Sparkassen sind zum Netzerhalt schon per Versorgung­sauftrag verpflicht­et.

Zum schwarzen Schaf der Branche aber hat sich die Postbank entwickelt. Die Übertragun­g des Kundengesc­häfts auf die Computersy­steme der Deutschen Bank im vergangene­n Jahr war ein Desaster: Kunden konnten zeitweise nicht auf Konten zugreifen, Baufinanzi­erungen verzögerte­n sich. Bis die Finanzaufs­icht einen Sonderbeau­ftragten schickt, wie bei der Postbank geschehen, muss viel passieren. Man habe bei der Postbank noch Arbeit vor sich, räumt Christian Sewing, Chef des Mutterkonz­erns Deutsche Bank, nun ein. Wohl wahr. Der Kahlschlag bei Postbank-Filialen bis 2026 dürfte das Image weiter verschlech­tern. Die Kunden werden ihre Schlüsse ziehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany