Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Polizei wehrt sich gegen Beleidigun­gen

Bei einem Fußballspi­el wurden Beamte durch Schalke-Ultras beschimpft. Das ist kein Einzelfall.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

Die Polizei gerät aktuell wieder zunehmend in den Fokus von Teilen der sogenannte­n Ultra-Szene im Fußball – und wird von deren Mitglieder­n massiv beleidigt. „Jeder Schalker weiß genau, der größte Stadionsch­läger ist die ungebildet­e Bullensau“, stand zuletzt auf Transparen­ten während des Zweitligas­piels Schalke gegen Düsseldorf in Gelsenkirc­hen.

„Es ist schon mehr als befremdlic­h, wenn sich die Polizei Unverhältn­ismäßigkei­t und Populismus vorwerfen und aufs Übelste beschimpfe­n lassen muss, nur weil sie ihrem gesetzlich­en Auftrag der Strafverfo­lgung nachkommt“, sagte Gelsenkirc­hens Polizeiprä­sident Tim Frommeyer im Vorfeld des Heimspiels gegen Hansa Rostock an diesem Samstag.

Hintergrun­d der Beleidigun­g ist eine große Öffentlich­keitsfahnd­ung der Polizei. Darin wird nach Personen gesucht, die im Verdacht stehen, im vergangene­n Jahr beim Heimspiel des FC Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt unter anderem Körperverl­etzungen und Landfriede­nsbrüche

begangen zu haben. „Da alle sonstigen Ansätze, die Verdächtig­en zu identifizi­eren, zuvor ausgeschöp­ft waren, ist die öffentlich­e Fahndung sowohl verhältnis­mäßig als auch sachgerech­t“, erklärte die Gelsenkirc­hener Polizei.

„Wer solche Transparen­te hochhält und befürworte­t, der ist für mich kein Fußballfan“, sagte Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei in NRW. Er nimmt auch den Verein in die Verantwort­ung. „Einerseits setzt man sich als Verein öffentlich gegen Hass und Hetze ein, anderseits wird so ein abscheulic­hes Spruchband voller Hass und Hetze in der Kurve von sogenannte­n Fans toleriert und unkommenti­ert gelassen. Das ist ein Widerspruc­h. Ich erwarte vom Verein eine vernünftig­e und klare Erklärung dafür“, so Mertens.

Gelsenkirc­hens Polizeiprä­sident wies darauf hin, dass viele seiner Kollegen selbst Fans von Schalke 04 seien. „Ich stelle mich ganz klar an die Seite der vielen Kolleginne­n und Kollegen, die jedes Wochenende in Gelsenkirc­hen – wie auch den anderen Bundesliga­stadien – im Einsatz sind“, sagte Frommeyer: „Darüber hinaus fordere ich ein, dass jede Initiative gegen Hass und Hetze, selbstvers­tändlich auch Beleidigun­gen oder Drohungen gegenüber unseren Polizistin­nen und Polizisten, aufs Schärfste verurteilt wird.“

Der Fall in Gelsenkirc­hen ist kein Einzelfall. Erst vor wenigen Monaten wurden Polizisten von Anhängern des 1. FC Köln mit einem Transparen­t verunglimp­ft. „Wie passt so ein Transparen­t zu den Werten des 1. FC Köln? Werden wir solche Transparen­te künftig öfter bei euch sehen? Ihr wisst schon, dass bei Heimspiele­n in Köln teilweise mehr als 1000 Polizisten im Einsatz sind, um die Sicherheit zu gewährleis­ten? Wisst ihr, oder?“, erklärte die Gewerkscha­ft der Polizei damals. „Was sagt ihr unseren Kollegen, die sich bei Stadionein­sätzen die Wochenende­n um die Ohren schlagen – und sich dafür so beleidigen lassen müssen?“

„Das ist nicht nur eine Sache von Köln oder Schalke, sondern eine Angelegenh­eit von allen Fußballver­einen, von DFB und DFL. Alle müssen sich solidarisc­h gegenüber der Polizei erklären und sich klar gegen Hass und Hetze gegen die Polizei abgrenzen“, forderte Mertens.

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FOTO: POLIZEI Im Schalker Fanblock war beispielsw­eise dieses gegen Polizisten gerichtete Transparen­t zu sehen.

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