Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Fortuna sichert Rang drei auf der Couch
Es geht um den direkten Aufstieg, wenn am Samstag die Störche auf Düsseldorf treffen. Die Relegation ist durch die HSV-Pleite vom Freitagabend fix. Daniel Thiounes Team spielt auch für einen verletzten Kollegen.
Es war längst nicht immer Topspiel drin, wo die Fernsehsender Sky und Sport1 es draufgeschrieben hatten. Diesmal jedoch treffen am Samstagabend zum Topspiel der Zweiten Liga wirklich zwei Mannschaften aufeinander, die dieses Prädikat rechtfertigen: Spitzenreiter Holstein Kiel und der Tabellendritte Fortuna Düsseldorf. Es geht um nicht weniger als den direkten Aufstieg in die Bundesliga, denn die fünf Punkte, die die Kieler zwei Spieltage vor Saisonende Vorsprung auf die Rheinländer haben, täuschen ein wenig über die wahre Situation hinweg.
Bis Freitagabend durfte man noch annehmen, dass Fortuna an der Förde vor allem den Relegationsplatz gegenüber dem nur vier Punkte hinter ihr liegenden Hamburger SV absichern wollte. Doch weil die Hanseaten ihre Partie beim SC Paderborn 0:1 verloren und somit jede Chance auf Rang drei verspielten, können die Fortunen nun den Fokus ganz dem Kampf um den direkten Aufstieg widmen.
„Der Unterschied zwischen Kiel und uns“, so Chefcoach Daniel Thioune, „ist der: Ich muss nicht darüber nachdenken, ob ich am Samstag nach dem Spiel eine Party feiern möchte oder nicht. Wir haben letztlich überhaupt nichts zu verlieren.“
Heißt letztlich: Der Druck liegt bei der KSV Holstein. Jeder der Kieler Fans erwartet mindestens einen Punkt, der dem Heimteam den Sprung in die Bundesliga sichern würde. Und diese Erwartungshaltung kann schnell für einen bleiernen Rucksack sorgen, wenn Fortuna die Partie lange offenhält oder gar in Führung geht.
Zur ganzen Wahrheit nämlich gehört, dass die Düsseldorfer am letzten Spieltag zu Hause gegen den 1.
FC Magdeburg kicken, während Kiel zu Hannover 96 muss. Die heimstarken Niedersachsen werden sich kaum vor sicher mehr als 50.000 Zuschauern mit einer Heimniederlage in die Sommerpause verabschieden wollen. Und sollte Fortuna in Kiel und gegen Magdeburg gewinnen, wäre Holstein bereits bei einem Remis in Hannover überholt. Viel Spekulation, gewiss – aber genau diese Spekulationen, so denken nicht wenige in Düsseldorf, werden auch
die Holstein-Spieler am Samstag in ihren Köpfen haben.
Kein Wunder also, dass Thioune im Vorfeld vor allem auf Entspannung seines Teams setzt. „Für uns geht es ausschließlich darum, dieses Spiel zu gewinnen, und das will ich jede Woche“, sagt der 49-Jährige mit einer Gelassenheit, als schreibe er gerade die Einkaufsliste für seinen freien Vormittag. „Wir sind völlig klar in unseren Köpfen. Wir sind mit unfassbar viel Anlauf gekommen,
sind auf einer fantastischen Reise. Alles, was jetzt noch kommt, ist eine Zugabe auf das Tollste, was ich in meinen knapp zweieinhalb Jahren bei Fortuna bisher erlebt habe.“
Einen ordentlichen Schuss Zusatzmotivation verschafft Thiounes Teams die schwere Verletzung, die sich U21-Nationalverteidiger Jamil Siebert im Mittwochtraining zugezogen hat. Sehnenabriss im rechten Oberschenkel, vier bis fünf Monate Pause. „Unser Auftrag ist klar“, sagt der Trainer. „Wir müssen ein bisschen was tun für Jamil, damit er nächste Woche mit einem guten Gefühl auf dem OP-Tisch liegt.“Und im Idealfall, damit Siebert – was Thioune unausgesprochen lässt – nach auskurierter Verletzung als Bundesligaspieler wieder einsteigt.
Alle übrigen Mitglieder des Kaders haben sich fitgemeldet, konnten das Abschlusstraining komplett durchziehen. „Volle Kapelle“, sagt Thioune schmunzelnd. „Uns fehlt ja auch noch ein Auswärtssieg in einem Abend-Topspiel.“Da kommt doch der Auftritt in Kiel eigentlich wie gerufen. Damit die KSV Holstein ihre sicherlich schon gedruckten Aufstiegs-T-Shirts auch ja mit nach Hannover nehmen muss.