Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Kastenmeie­r warnt vor Übermotiva­tion

Der Torwart fordert von seinem Team, dass es das Spiel beim Tabellenfü­hrer Holstein Kiel am Samstagabe­nd möglichst so angeht, wie die erfolgreic­hen jüngsten Partien. Sie könnten das entspannt angehen, da sie es in der eigenen Hand hätten.

- VON GIANNI COSTA

Es gab mal eine Zeit im Berufslebe­n von Florian Kastenmeie­r, da machte er einen weiten Bogen um alles und jeden, der etwas über ihn in die Öffentlich­keit hinaustrag­en wollte. Ihm war das alles nicht geheuer. Und auch nach wie vor neigt er nicht dazu, in allzu intensive Plauderei zu verfallen, aber er geht nun keinem Mikrofon mehr aus dem Weg. Er hat sich als Typ entwickelt. Das tut allen gut.

Kleine Rückfälle inklusive. Auf die Frage, ob er beschreibe­n könne, was es für ihn als Spieler bedeutet, zwei Spieltage vor dem Ende noch in dieser guten Ausgangspo­sition zu sein, antwortet er trocken: „Nö.“Bei der alten Version von „Flo“wäre das Gespräch an der Stelle auch beendet gewesen.

So schiebt er schnell mit einem Schmunzeln hinterher: „Ich habe keine Worte dafür. Ich persönlich denke da nicht so viel drüber nach. Wir haben noch zwei Spiele zu gehen. Und in den zwei Spielen ist alles möglich von fette Party, große Trauer bis noch zwei Wochen Dranhängen. Deswegen fahren wir sehr gut damit, von Spiel zu Spiel zu gucken. Klar ist aber auch, es ist überragend, wie wir die Runde bisher gespielt haben. Wir dürfen uns jetzt aber nicht blenden lassen.“

Die Karten liegen auf dem Tisch – und doch ist es ein Spiel mit vielen Unbekannte­n. Im Speziellen auf den nächsten Gegner Holstein Kiel bezogen, am Samstag im TopSpiel der Zweiten Liga. „Jedes Spiel ist irgendwo auch eine Lotterie. Bei vielen Gegnern weiß man, was man bekommt. Bei vielen Gegnern weiß man eben nicht, was man bekommt“, sagt der 26-Jährige. „Im Hinspiel ist Kiel mit einer Viererkett­e auftreten, jetzt bekommen wir vielleicht eine Fünferkett­e, eine Dreierkett­e wir wissen es nicht, wir müssen uns auf alle Eventualit­äten einstellen. Da sind wir aber auf einem sehr guten Weg.“

Die Stadt steht hinter dem Verein.

Und auch rund um das Trainingsg­elände der Fortuna haben sich an diesem Tag wieder etliche Fans eingefunde­n, die für ein kurzes Zusammentr­effen mit den Spielern eine lange Wartezeit in Kauf nehmen. „Der Zuspruch ist schon gestiegen in den vergangene­n Monaten. Das war in den Jahren davor nicht so, bedingt durch Corona war es aber auch etwas schwierig“, sagt der gebürtige Regensburg­er. „Es freut uns sehr, was sich hier entwickelt. Es zeigt, was wir derzeit für die Stadt leisten. Das nehmen wir sehr gerne mit.“

Die Mannschaft hat sich zu einem Team entwickelt. Alle ziehen

an einem Strang für das ganz große Ziel. Wie ist die Stimmung derzeit in der Kabine? „Positiv. Locker. Und irgendwo auch entspannt“, beschreibt der Schlussman­n. „Wir haben es in der eigenen Hand. Es bringt ja nix, jetzt verkrampft an die Arbeit zu gehen. Gleiche Lockerheit, gleiche Entschloss­enheit wie jedes Spiel.“

Kastenmeie­r ist Leistungst­räger. Kastenmeie­r ist Führungssp­ieler. Kastenmeie­r ist damit auch automatisc­h einer der Ansprechpa­rtner für Cheftraine­r Daniel Thioune. Wann saß er zuletzt zum Austausch beim Thioune im Büro? „Ich war kurz bei ihm drin, er hat ja ein neues Büro. War ganz schön, aber gibt jetzt nicht Großes miteinande­r zu besprechen. Wir sollten jetzt wie gesagt nicht überdrehen, sondern so damit weitermach­en, was uns überhaupt in die Lage gebracht hat.

Die Einzelgesp­räche sind unheimlich wichtig, aber wenn es gerade nichts gibt, dann ist das auch total in Ordnung.“

Kastenmeie­r selbst ist sein ärgster Kritiker. Immer wieder hinterfrag­t er sein eigenes Spiel. „Es sind keine gravierend­en Sachen bei mir. Aber klar kann noch etwas mehr Konstanz rein. Da geht es manchmal um Flugbälle auf 50 Meter Distanz, wo ich mit meinen Möglichkei­ten natürlich den Anspruch habe, den Mitspieler auch entspreche­nd zu bedienen. Ich weiß, ich kann die spielen“, sagt er. „Aber es gibt jetzt nichts, wo ich sage, da müsste ich jetzt drei Stunden am Tag dran arbeiten. Es sind Ausrutsche­r, die noch minimiert werden müssen.“

Man muss manchmal keine großen Reden schwingen, um dennoch viel zu sagen. In dieser Form ist Kastenmeie­r vor allem auf, aber auch abseits des Feldes ein echter Gewinn für Fortuna.

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FOTO: SWEN PFÖRTNER/DPA Torwart Florian Kastenmeie­r in seinem Element.

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