Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Meerbusch unter Wasser
Durch die hohen Grundwasserstände bilden sich vermehrt Tümpel. Auch mehrere Keller sind bereits vollgelaufen. Die Stadt hält Maßnahmen zur Absenkung des Grundwassers aber weder für sinnvoll noch für umsetzbar.
Nach wie vor steht das Grundwasser hoch: Die starken Regenfälle der vergangenen Wochen und Monate haben die Pegel ansteigen lassen – und an immer mehr Stellen im Stadtgebiet wird dies deutlich. Auf Feldern und in Wäldern bilden sich neue Tümpel. An anderen Stellen wird das Wasser zum Problem, so sind bereits mehrere Keller vollgelaufen. Im Stadtrat hat die Fraktion von UWG/Freien Wählern daher nach Maßnahmen gefragt, wie man den Wasserständen begegnen könne.
Tatsächlich liegt der Wasserstand laut dem elektronischen wasserwirtschaftliche Verbundsystem (ELWAS) des Landes Nordrhein-Westfalen rund einen halben bis einen Meter über dem langjährigen Mittel. Dieses System erfasst die Grundwasserpegel seit den 1950er Jahren – und die Statistik zeigt, dass die aktuellen Stände zwar überdurchschnittlich, aber kein einzigartiges Phänomen sind. „Eine Gefährdung ist durch das Grundwasser nicht gegeben“, sagt Andreas Apsel, erster und technischer Beigeordneter der Stadt. Allerdings haben sich mehrere Bürger gemeldet, denen das Wasser in die Keller dringt. „In der Region sind die möglichen Wasserstände Teil des Grundgutachtens, welches bei jedem Bau erstellt werden muss. Bei den aktuellen Wasserständen kann ein Keller mit üblicher Tiefe rund 70 Zentimeter tief im Grundwasser stehen. „Wenn der Keller nicht ordnungsgemäß und fachgerecht abgedichtet ist, dringt zwangsläufig Wasser ein“, erklärt Andreas Apsel. Die „weiße Wanne“im Tiefbau ist geeignet, die Keller trocken zu halten. „Zeitweise hohe Grundwasserstände sind ein Risiko des Bauträgers
und in unserer Landschaft vorhersehbar“, sagt Apsel. Um Bürger zu unterstützen, stellt die Stadt auf ihrer Homepage die Broschüre „Wassersensibel planen und bauen“bereit. Allerdings halte sich die Zahl der Bürger, in deren Keller Wasser eindringe, aktuell in Grenzen. Daniela Glasmacher als Antragstellerin von der UWG vermutet jedoch, dass es eine Dunkelziffer gebe, bei denen die Betroffenen die Fälle nicht bekannt werden lassen, um den Wert ihrer Immobilie nicht zu mindern.
Die hohen Wasserstände sind jedoch durch die Stadt nicht beeinflussbar – ein flächendeckendes Abpumpen zur Absenkung wäre weder genehmigungsfähig, effizient noch ökologisch sinnvoll. Andreas Apsel weist darauf hin, dass auch das private Abpumpen von Grundwasser
nicht zum Ziel führt, denn das Wasser versickert auf oder unmittelbar am eigenen Grundstück und gelangt so wieder in den Boden.
Apsel erklärt auch, dass das Grundwasser wenig mit dem Oberflächenwasser zu tun habe, eine Renaturierung etwa von Bächen und Kanälen würde die Lage nicht ändern. Zudem sind die Grundwasserstände nicht lokal begrenzt, das Wasser bewegt sich unterirdisch teils in weiten Strömungen.
Darüber hinaus erinnert der Beigeordnete daran, dass in den vergangenen Jahren – und im Zuge des Klimawandels voraussichtlich auch in Zukunft – eher zu niedrige Grundwasserstände ein Problem waren und sein werden. Dies hat zum einen mit lang anhaltenden Sommerdürren zu tun, zum anderen
aber auch mit dem direkten menschlichen Einfluss: Über Jahrzehnte wurde das Grundwasser für den Braunkohle-Tagebau abgepumpt – und zwar in solchem Maße, dass auch in Meerbusch die Grundwasserpegel merklich zurückgingen, Gewässer trocken fielen und Eigenheimbesitzer mit Pumpen im Garten nacharbeiten mussten. Wie die Auswirkungen auf den Meerbuscher Wasserhaushalt ausfallen werden, wenn die Förderung der Braunkohle und damit auch die Entnahme von Grundwasser im Jahr 2030 eingestellt wird, ist noch nicht abzusehen.
Auch das Gesellschaftsleben in Meerbusch bekommt die Folgen des aktuellen Wasserstandes zu spüren. So konnte im April das traditionelle Kirschblütenfest nicht wie gewohnt
im Meerbadpark stattfinden, weil dessen Wiese zu nass war, und wurde stattdessen auf den befestigten Wegen drum herum abgehalten.
Anders als auf das Grundwasser kann sich die Stadt hingegen durchaus auf die Folgen des Wassers von oben einstellen. Zum Thema Starkregen hat Meerbusch ein umfängliches Handlungskonzept vorgelegt. Unter www.meerbusch. de finden Bürger Informationen und Verhaltensempfehlungen sowie eine Checkliste mit Vorsorgetipps. Außerdem wurden „Starkregen-Gefahrenkarten“erstellt, die anhand errechneter Szenarien exakt Auskunft geben, welche Niederschlagsmengen wo zu Überflutungen führen können. Als risikobehafteter Bereich wird hier unter anderem das Baugebiet Kalverdonk in Osterath angegeben, wo aktuell eine neue Siedlung geplant wird. Die Analyse hat ergeben, dass einige der überplanten Flächen bei Starkregen unter Wasser stehen würden. Bei der Päsentation des Starkregenmanagements hatte die Stadt davon gesprochen, dass in Zukunft wasserbewusst gebaut werden müsse. Dies soll daher auch bei der Planung von Kalverdonk berücksichtigt werden.