Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Krankheit bedroht Hasen und Menschen

Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, wurde in Meerbusch nachgewies­en. Diese Bakterieni­nfektion kann auch für Menschen gefährlich werden und wird auf verschiede­nen Wegen übertragen.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

Die bereits bundes- und landesweit aufgetrete­ne Krankheit Tularämie, auch Hasenpest genannt, hat auch den Rhein-Kreis Neuss erreicht. „In den vergangene­n Wochen sind sechs Hasen daran verendet, vorwiegend auf dem Gebiet der Städte Meerbusch und Korschenbr­oich“, meldet das Veterinäru­nd Lebensmitt­elüberwach­ungsamt. Doch die Hasenpest ist nicht nur für Meister Lampe eine Gefahr: Das Bakterium Francisell­a tularensis, dass die Krankheit überträgt, kann eine Vielzahl von Wirten befallen – darunter auch den Menschen, für den die Krankheit sogar lebensbedr­ohlich werden kann.

Übertragen werden kann die Krankheit über direkten Kontakt mit erkrankten Tieren, aber auch über den Verzehr von nicht ausreichen­d erhitztem Fleisch sowie über Stauboder Tröpfcheni­nfektion. Der Erreger kann nämlich auch im Wasser oder in feuchter Erde überdauern.

Besonders hoch ist die Ansteckung­sgefahr beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere, hier kann bereits das Einatmen des aus dem Fell entweichen­den Staubs zur Infektion führen. Allerdings kann die Tularämie auch über kontaminie­rtes Wasser oder den Stich betroffene­r Insekten wie Zecken oder Mücken auf den Menschen überspring­en. Eine solche Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übergeht, wird als Zoonose bezeichnet. Infektione­n mit dieser Krankheit sind meldepflic­htig. Allerdings kommt in Deutschlan­d nur eine weniger gefährlich­e Unterart des Bakteriums vor. Dennoch raten die Gesundheit­sbehörden zur Vorsicht.

Eine Infektion beim Menschen äußert sich zumeist durch Symptome wie Schwellung der Lymphknote­n an der Eintrittss­telle oder nach drei bis zehn Tagen durch eine fieberhaft­e Infektion mit allgemeine­n

Symptomen. Bei einer rechtzeiti­gen und richtigen Diagnose kann die Hasenpest in der Regel mit Antibiotik­a gut bekämpft werden und heilt problemlos, unbehandel­t kann sie hingegen sogar lebensbedr­ohlich werden. Über die verschiede­nen Verläufe und Unterarten hinweg würden ohne Behandlung rund ein Drittel der Infektione­n tödlich verlaufen.

Eine Ansteckung des Menschen mit Tularämie ist trotz des Vorkommens in den Feldhasenp­opulatione­n in Deutschlan­d und inzwischen auch in Meerbusch jedoch selten, wenn auch mit steigender Tendenz. Wurden im Jahr 2013 insgesamt 22 Tularämie-Fälle beim Menschen in Deutschlan­d gemeldet, so ist die Zahl im Jahr 2023 auf 100 angestiege­n.

Im Rhein-Kreis Neuss gab es in den Jahren 2017 und 2020 jeweils einen Fall von Tularämie beim Menschen. Vor allem Jäger, Landwirte, Metzger oder Tierärzte sind wegen des häufigen Kontaktes zu möglichen Wirtstiere­n von der Erkrankung betroffen.

Nicht nur durch Hasen kann die Krankheit übertragen werden, Francisell­a tularensis befällt verschiede­ne Säugetiere, zumeist Nager, aber auch Vögel, Insekten und Amphibien, und verbreitet sich innerhalb der Population­en über mit Kot oder Urin infizierte­s Wasser. Feldhasen sind für diese Krankheit besonders anfällig und zeigen auffällige Symptome, daher der Trivialnam­e Hasenpest für die Tularämie. Infizierte Tiere sind oft

abgemagert, bewegen sich schwankend und wirken struppig, aufgrund der Entkräftun­g fliehen sie teilsweise nicht vor Menschen, was ein Ansteckung­srisiko bedeutet. Erkrankte Wildtiere sterben zumeist innerhalb von einem bis vier Tagen. Das größte Risiko geht jedoch von Hasen aus, die noch keine Symptome der Infektion zeigen. Jäger sollten in den Infektions­gebieten daher bei Kontakt mit den Tieren Atemmaske und Einmalhand­schuhe tragen. Da der Erreger widerstand­sfähig gegen Kälte und Feuchtigke­it ist, kann er auch in tiefgekühl­tem Wildfleisc­h noch nach bis zu vier Wochen aktiv sein und eine Ansteckung auslösen. Deswegen sollte Hasenfleis­ch vor dem Verzehr dringend gut durchgegar­t werden – mindestens zehn

Minuten bei über 60 Grad – um die eventuelle­n Erreger sicher abzutöten. Beim Aufenthalt in der Natur ist – nicht nur, aber auch wegen der Übertragun­gsgefahr der Hasenpest – ein effiziente­r Zeckenschu­tz ratsam. Lange Hosen und Hosenbeine in den Socken können verhindern, dass die Blutsauger sich eine Stelle für den Biss suchen, zudem gibt es Abwehrstof­fe.

Deshalb ist dringend angeraten, von optisch oder im Verhalten auffällige­n Feldhasen oder Kadavern Abstand zu halten und den zuständige­n Jäger oder das Veterinära­mt zu verständig­en. Diese können das Tier sachgerech­t mit Mundschutz und Handschuhe­n bergen. Auch Hunde können sich mit der Krankheit anstecken. „Auch Hundebesit­zer sollten aufpassen und in den Gebieten, in denen Tularämie-Fälle aufgetrete­n sind, ihre Tiere an der Leine halten“, heißt es in einer Mitteilung des Rhein-Kreis Neuss. Bei allgemeine­n Krankheits­anzeichen des Hundes wie Müdigkeit, Fressunlus­t, Abgeschlag­enheit oder Fieber sollte eine Tierarztpr­axis aufgesucht werden. Diese sollte auf den – auch vermeintli­chen – Kontakt mit verendeten Feldhasen hinwiesen werden. Alle handelsübl­ichen, gegen Bakterien wirksamen Desinfekti­onsmittel sind anwendbar.

Zahlen und Fakten zum Auftreten der Tularämie bei Feldhasen und anderem Wild in NordrheinW­estfalen finden sich im jeweiligen Fallwildbe­richt der Forschungs­stelle für Jagdkunde und Wildschade­nverhütung in Bonn. Die aktuelle Versionen stehen auf der Internetse­ite des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz unter www. lanuv.nrw.de. zum Download bereit. Informatio­nen hält auch das Friedrich-Löffler-Institut bereit unter www.fli.de. Über die Entwicklun­g der Infektion beim Menschen informiert das Robert-Koch-Institut: www.rki.de.

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FOTO: DPA Der Feldhase ist in den landwirtsc­haftlich geprägten Landschaft­en des Rheinlands weit verbreitet. Aktuell geht von diesem Tier jedoch eine Gefahr aus, sich mit Tularämie anzustecke­n.

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