Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Krankheit bedroht Hasen und Menschen
Die Tularämie, auch Hasenpest genannt, wurde in Meerbusch nachgewiesen. Diese Bakterieninfektion kann auch für Menschen gefährlich werden und wird auf verschiedenen Wegen übertragen.
Die bereits bundes- und landesweit aufgetretene Krankheit Tularämie, auch Hasenpest genannt, hat auch den Rhein-Kreis Neuss erreicht. „In den vergangenen Wochen sind sechs Hasen daran verendet, vorwiegend auf dem Gebiet der Städte Meerbusch und Korschenbroich“, meldet das Veterinärund Lebensmittelüberwachungsamt. Doch die Hasenpest ist nicht nur für Meister Lampe eine Gefahr: Das Bakterium Francisella tularensis, dass die Krankheit überträgt, kann eine Vielzahl von Wirten befallen – darunter auch den Menschen, für den die Krankheit sogar lebensbedrohlich werden kann.
Übertragen werden kann die Krankheit über direkten Kontakt mit erkrankten Tieren, aber auch über den Verzehr von nicht ausreichend erhitztem Fleisch sowie über Stauboder Tröpfcheninfektion. Der Erreger kann nämlich auch im Wasser oder in feuchter Erde überdauern.
Besonders hoch ist die Ansteckungsgefahr beim Umgang mit dem Fleisch erkrankter Tiere, hier kann bereits das Einatmen des aus dem Fell entweichenden Staubs zur Infektion führen. Allerdings kann die Tularämie auch über kontaminiertes Wasser oder den Stich betroffener Insekten wie Zecken oder Mücken auf den Menschen überspringen. Eine solche Krankheit, die vom Tier auf den Menschen übergeht, wird als Zoonose bezeichnet. Infektionen mit dieser Krankheit sind meldepflichtig. Allerdings kommt in Deutschland nur eine weniger gefährliche Unterart des Bakteriums vor. Dennoch raten die Gesundheitsbehörden zur Vorsicht.
Eine Infektion beim Menschen äußert sich zumeist durch Symptome wie Schwellung der Lymphknoten an der Eintrittsstelle oder nach drei bis zehn Tagen durch eine fieberhafte Infektion mit allgemeinen
Symptomen. Bei einer rechtzeitigen und richtigen Diagnose kann die Hasenpest in der Regel mit Antibiotika gut bekämpft werden und heilt problemlos, unbehandelt kann sie hingegen sogar lebensbedrohlich werden. Über die verschiedenen Verläufe und Unterarten hinweg würden ohne Behandlung rund ein Drittel der Infektionen tödlich verlaufen.
Eine Ansteckung des Menschen mit Tularämie ist trotz des Vorkommens in den Feldhasenpopulationen in Deutschland und inzwischen auch in Meerbusch jedoch selten, wenn auch mit steigender Tendenz. Wurden im Jahr 2013 insgesamt 22 Tularämie-Fälle beim Menschen in Deutschland gemeldet, so ist die Zahl im Jahr 2023 auf 100 angestiegen.
Im Rhein-Kreis Neuss gab es in den Jahren 2017 und 2020 jeweils einen Fall von Tularämie beim Menschen. Vor allem Jäger, Landwirte, Metzger oder Tierärzte sind wegen des häufigen Kontaktes zu möglichen Wirtstieren von der Erkrankung betroffen.
Nicht nur durch Hasen kann die Krankheit übertragen werden, Francisella tularensis befällt verschiedene Säugetiere, zumeist Nager, aber auch Vögel, Insekten und Amphibien, und verbreitet sich innerhalb der Populationen über mit Kot oder Urin infiziertes Wasser. Feldhasen sind für diese Krankheit besonders anfällig und zeigen auffällige Symptome, daher der Trivialname Hasenpest für die Tularämie. Infizierte Tiere sind oft
abgemagert, bewegen sich schwankend und wirken struppig, aufgrund der Entkräftung fliehen sie teilsweise nicht vor Menschen, was ein Ansteckungsrisiko bedeutet. Erkrankte Wildtiere sterben zumeist innerhalb von einem bis vier Tagen. Das größte Risiko geht jedoch von Hasen aus, die noch keine Symptome der Infektion zeigen. Jäger sollten in den Infektionsgebieten daher bei Kontakt mit den Tieren Atemmaske und Einmalhandschuhe tragen. Da der Erreger widerstandsfähig gegen Kälte und Feuchtigkeit ist, kann er auch in tiefgekühltem Wildfleisch noch nach bis zu vier Wochen aktiv sein und eine Ansteckung auslösen. Deswegen sollte Hasenfleisch vor dem Verzehr dringend gut durchgegart werden – mindestens zehn
Minuten bei über 60 Grad – um die eventuellen Erreger sicher abzutöten. Beim Aufenthalt in der Natur ist – nicht nur, aber auch wegen der Übertragungsgefahr der Hasenpest – ein effizienter Zeckenschutz ratsam. Lange Hosen und Hosenbeine in den Socken können verhindern, dass die Blutsauger sich eine Stelle für den Biss suchen, zudem gibt es Abwehrstoffe.
Deshalb ist dringend angeraten, von optisch oder im Verhalten auffälligen Feldhasen oder Kadavern Abstand zu halten und den zuständigen Jäger oder das Veterinäramt zu verständigen. Diese können das Tier sachgerecht mit Mundschutz und Handschuhen bergen. Auch Hunde können sich mit der Krankheit anstecken. „Auch Hundebesitzer sollten aufpassen und in den Gebieten, in denen Tularämie-Fälle aufgetreten sind, ihre Tiere an der Leine halten“, heißt es in einer Mitteilung des Rhein-Kreis Neuss. Bei allgemeinen Krankheitsanzeichen des Hundes wie Müdigkeit, Fressunlust, Abgeschlagenheit oder Fieber sollte eine Tierarztpraxis aufgesucht werden. Diese sollte auf den – auch vermeintlichen – Kontakt mit verendeten Feldhasen hinwiesen werden. Alle handelsüblichen, gegen Bakterien wirksamen Desinfektionsmittel sind anwendbar.
Zahlen und Fakten zum Auftreten der Tularämie bei Feldhasen und anderem Wild in NordrheinWestfalen finden sich im jeweiligen Fallwildbericht der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung in Bonn. Die aktuelle Versionen stehen auf der Internetseite des Landesamts für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz unter www. lanuv.nrw.de. zum Download bereit. Informationen hält auch das Friedrich-Löffler-Institut bereit unter www.fli.de. Über die Entwicklung der Infektion beim Menschen informiert das Robert-Koch-Institut: www.rki.de.