Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch
Ein Traumtor und Freibier zum Abschied
Die Fans ehren und feiern Marco Reus in seinem letzten Heimspiel für Borussia Dortmund.
(sid) Nach einem denkwürdigen Abschied mit Freibier und großen Gefühlen ließ es Marco Reus noch einmal richtig krachen. Feuerwerk brannte auf der Gartenparty, zu der er seine Teamkollegen von Borussia Dortmund am Samstagabend eingeladen hatte – silberne Fontänen formten ein „MR 11“, gefeiert und gelacht wurde bis in den frühen Morgen.
Als der Rauch sich aufgelöst hatte, zogen langsam die Vorboten des Champions-League-Finals gegen Real Madrid herauf. Am 1. Juni in Wembley will Marco Reus, der niemals Deutscher Meister wurde, mit dem BVB stattdessen in der Königsklasse triumphieren: Danach setzt er seine Karriere anderswo fort.
In den USA wird über seine Zukunft bereits kräftig spekuliert. Wer den 35-Jährigen für die Major League Soccer verpflichten will, muss gemäß Liga-Bestimmungen das Erstzugriffsrecht beim Charlotte FC auslösen. Los Angeles Galaxy und St. Louis City sollen stark interessiert sein, auch Inter Miami könnte ins Spiel kommen. Entscheiden wird Reus – nach dem Finale von Wembley.
Die letzten Momente in seinem alten Wohnzimmer hatte er in vollen Zügen ausgekostet. Während das Dortmunder Urgestein auf seine Ehrenrunde ging, freuten sich die Fans schon über ein Geschenk von ihrer Nummer elf: „Danke für alles! Das Abschiedsbier geht auf mich, euer Marco“, stand auf Zetteln am Ausschank. „Ich bin unfassbar dankbar für die Liebe, die mir die Leute in den letzten Jahren entgegengebracht haben. Ich hoffe, dass ich ein bisschen was zurückgeben konnte“, sagte Reus nach seinem 294. Bundesliga-Spiel für den BVB: „Ich hatte mir vorgenommen, das zu genießen.“Der Rahmen sei „rundum perfekt“gewesen.
Beim 4:0 gegen Darmstadt 98 glänzte Reus mit einem traumhaften Freistoßtor, einem Assist und vielen weiteren gelungenen Aktionen ein allerletztes Mal in der Heimat seines Herzensvereins. Die atemberaubende Choreografie vor Spielbeginn sowie die donnernden Sprechchöre sorgten auch neben dem Platz für einen mehr als würdevollen Abschied einer Vereinsikone. „Es war
Marcos Bühne“, schwärmte Trainer Edin Terzic: „Alles hat gepasst.“
Und nun: London ruft, für ein letztes Hurra. „Die Jungs und ich werden in zwei Wochen alles geben, damit wir dieses Ding gewinnen!“, sagte Reus. In nur 90 Minuten sei „alles möglich. Wir werden es versuchen.“Der BVB habe jetzt „die Möglichkeit, etwas für die Ewigkeit zu schaffen“, betonte Terzic, der das verlorene Finale 2013 gegen Bayern München noch als Fan auf der Tribüne verfolgt hatte: „Jetzt werden wir den kompletten Fokus darauf richten, mit jedem Atemzug, mit jeder Entscheidung, die wir treffen, alles dafür zu geben, dass wir am 1. Juni in absoluter Topform sind und unser bestes Saisonspiel in Wembley zeigen.“
Der Abgang mit dem Henkelpott wäre ohne Zweifel das größtmögliche Ende für Reus in Dortmund, einen Vorgeschmack der dann zu erwartenden Szenen bot bereits das Spiel gegen Darmstadt. „Es war sein letzter Akt hier“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl: „Aber es wird noch einer folgen.“