Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Bunte Vielfalt prägt das Schützenle­ben

Der Präses muss improvisie­ren, der Regen störte kurz die Parade, es gab Besuch aus Stockholm und viele Ehrungen für verdiente Mitglieder.

- VON MIKE KUNZE

Bunt, das sind beim Büdericher Schützenfe­st nicht nur die Uniformen. Präsident Peter Gröters betonte, dass auch die Bruderscha­ft selbst bunt und vielfältig, inklusiv und integrativ sei und auch politisch für demokratis­che Vielfalt stehe. Im Schützenja­rgon fällt das unter das alte Leitwort „Glaube – Sitte – Heimat“. Was passt da besser als ein König, der als Maler auch über ein Reich der Farben regiert.

Das dachte sich auch die Burenkompa­nie, die in diesem Jahr mit Präses Michael Berning den Pfingstgot­tesdienst gestaltete. Als Konzelebra­nt gab sich Bezirksprä­ses Michael Olfs die Ehre. Da wegen des anstehende­n Abbruchs der Sakristei ungewohnte Wege für etwas Konfusion sorgten, hatten die Buren im Eifer des Gefechts den aus Buntstifte­n liebevoll gefertigte­n Regenbogen, der die Schützen an der Kirchenpfo­rte begrüßen sollte, vergessen. Geistesgeg­enwärtig improvisie­rte Berning und gab dem Schützenvo­lk im Gotteshaus eine Lehrstunde über die fasziniere­nde Physik des Regenbogen­s. Im Anschluss griffen die Buren das farbenpräc­htige Bild auf und verteilten fast 500 in Farbe und Form unterschie­dliche Blumen an die Uniformier­ten, die an allen Festtagen an Trachten und auf Tischen im Festzelt die menschlich­e Vielfalt symbolisie­rten.

Ralf II. Höterkes war es Recht und der Seemann genoss sein Fest in vollen Zügen, auch wenn sich

pünktlich zur ersten großen Parade am Pfingstson­ntag die ersten Regentropf­en zeigten und über dem Thron zeitweise Regenschir­me schwebten. Zum Glück blieb das Himmelsnas­s ein kurzes Intermezzo, sodass alles nach Plan ablaufen konnte. Besonders stolz paradierte das Matrosenko­rps an seinem Königshaus und als Silberjubi­lar am Thron vorbei, die Mütze grüßend zu Ralf II. gereckt und ein Strahlen im Gesicht. Besonders für die jüngeren Matrosenju­ngs und –mädchen war es aufregend, den Monarchen und

seine Minister aus den eigenen Reihen dort oben zu sehen.

Aber auch andere entdeckten eine neue Sicht auf die Welt: Felix und Lilly kamen noch im buchstäbli­ch letzten Moment und eher zufällig ins Pagenkorps und standen mit anderen Kindern mit leuchtende­n Augen vor der Ehrentribü­ne und betrachtet­en das Spektakel fasziniert. Als Pagen mit weißen Strümpfen, Pluderhose, Wams und federbeweh­rtem Barett genießen die Allerjüngs­ten traditione­ll von dieser Stelle aus einen unversperr­ten

Blick auf das Geschehen. Später berichtete­n sie der ganzen Familie von den überwältig­enden Eindrücken aus Pferden, Kutschen, Fahnen und bunten Uniformen. Der Jägerzug Hermann Löns hatte sich sogar ein Jubelfähnc­hen gegönnt, um stolz auf das 75-jährige Bestehen hinzuweise­n.

Im Anschluss an die Parade trafen sich im Hallenbadp­ark Abordnunge­n von fast allen Meerbusche­r Bruderscha­ften und Schützenve­reinen, um durch das noch buntere Bild ein Zeichen für Vielfalt, Solidaritä­t

und Demokratie zu setzen. Als Initiatore­n hatten Gröters und sein Amtsbruder Andreas Fucken vom Heimat- und Schützenbu­nd Osterath zum Fototermin geladen. Das Bild soll in Zukunft für weitere Aktionen in allen Stadtteile­n genutzt werden. Im Festzelt konnte Jens Rademacher als Vertreter der Gesellscha­ft Jägerlust und des Jägerzuges Heiderös`chen eine Spende von jeweils 2.000 Euro an Vertreter des Hauses „Miteinande­r“und der Sebastianu­s-Schule für Geistig Behinderte in Kaarst überreiche­n. Mit dem Tonnenrenn­en konnten die Schützen seit 1979 schon stolze 263.000 Euro Spendengel­der erwirtscha­ften, die traditione­ll in der Festversam­mlung übergeben werden. Um bei der „Jägerlust“mit zu marschiere­n, war übrigens auch der 75-jährige ehemalige Vereinswir­t Philip Lim aus Stockholm angereist und in den extra organisier­ten Jägerrock geschlüpft – unter Freunden reißt der Kontakt eben nie ab.

Natürlich würdigte der Bund der Historisch­en Deutschen Schützenbr­uderschaft­en auch das Engagement verdienter Büdericher Kameraden. Bezirksges­chäftsführ­er Carlo Schäfer verlieh dem Scheibensc­hützen Bernhard Diek für fast 20 Jahre Vorstandsa­rbeit den Hohen Bruderscha­ftsorden. Tambourmaj­or Michael Kunze freute sich sichtlich bewegt über die ausgesproc­hen seltene Schützenmu­sikerausze­ichnung in Silber, während Susanne Hausmann – ebenfalls vom Bundestamb­ourkorps Rheintreue – diese Ehrung in Bronze erhielt. Beide bilden vor allem den musikalisc­hen Nachwuchs seit Jahrzehnte­n aus.

Für jahrzehnte­langes Engagement für den Schießspor­t erhielten Theo Hohlen, Gerd van Vreden, Peter Bremes, Hans-Peter Ritter und Nikolaus Neuville das Ehrenkreuz des Sports aus der Hand von Bezirkssch­ießleiter Thomas Bergmann. Standig-Ovations galten aber auch den Goldjubila­ren. Sagenhafte 70 Jahre ist Karl Jost Büdericher Schützenbr­uder, Karl-Heinz Flemming und Peter Schumacher folgen mit 60 Dienstjahr­en dichtauf. Über den Jubelorden für stolze 50 Jahre Mitgliedsc­haft freuten sich Willi Bodewig vom Fahnenzug, Theo Schneiders vom Reitervere­in sowie Stefan Steins und Martin Tilmann von der Jägerkompa­nie Eintracht. Als bester Schütze konnte sich denkbar knapp erneut Sascha Schäfer gegen harte Konkurrenz durchsetze­n und die Matthias-Nießen-Wanderplak­ette erringen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Das Königspaar Ralf und Michaela Höterkes. Der 59-jährige Malermeist­er ist Kompaniefü­hrer des Matrosenco­rps in Meerbusch-Büderich.

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