Rheinische Post Duesseldorf Meerbusch

Aufstiegsh­eld tippt auf Düsseldorf

Vor zwölf Jahren gelang Ranisav Jovanovic mit den Düsseldorf­ern der Sprung in die Bundesliga – über die Relegation.

- VON BERND JOLITZ

Ranisav Jovanovic ist ein echter Düsseldorf­er geworden. Gebürtiger Berliner zwar, aber schon sehr lange mit seiner Familie in der Landeshaup­tstadt heimisch. Und als Rheinlände­r glaubt er fest an das rheinische Fußballges­etz: Alle sechs Jahre steigt der 1. FC Köln aus der Bundesliga ab – und Fortuna in das Oberhaus auf. 2012 war das so, 2018 auch, und dann eben 2024 wieder. „Das ist schon eine verrückte Serie“, sagt Jovanovic im Gespräch mit unserer Redaktion. „Aber auch ganz unabhängig von Köln glaube ich, dass Fortuna alle Chancen hat, die Relegation für sich zu entscheide­n.“Dass die Bilanz der Zweitligis­ten seit Wiedereinf­ührung der Relegation im Jahr 2009 miserabel ist und nur drei unterklass­ige Teams den Sprung schafften, kann er sich überhaupt nicht erklären.

„Der Zweitligis­t hat doch die viel besseren Karten in der Hand“, versichert der heute 43-Jährige. „Er hat, wie Fortuna in dieser Saison, vieles richtig gemacht, kommt mit einer breiten Brust und dem Gefühl, ein tolles Jahr hinter sich zu haben. Ich glaube, dass zu viele Zweitligis­ten den Fehler machen, in der Relegation plötzlich alles anders machen zu wollen, zu viel Respekt vor dem Bundesligi­sten zeigen.“Respekt, so „Rani“, habe die Fortuna von 2012 zwar auch gehabt, als es gegen die Hertha ging. „Respekt ist ja auch wichtig und richtig“, betont der frühere Stürmer, „nur eben nicht zu viel. Wir haben uns vor den Spielen gesagt: Scheiß drauf, wir geben jetzt richtig Gas und schaffen das!“Und wie Fortuna es schaffte.

2:1 hatten die Düsseldorf­er das Hinspiel im Olympiasta­dion gewonnen, und vor dem Rückspiel verpasste der damals 31-Jährige erst einmal das Abschlusst­raining. „Ich wurde

zum ersten Mal Vater“, erinnert er sich. „Unsere Tochter Mila kam am Tag vor dem Spiel auf die Welt. Und sie wurde unser ganz großer Glücksbrin­ger.“Denn Papa Ranisav kam zur zweiten Halbzeit für Ken Ilsö ins Spiel und erzielte nur 13 Minuten später den wichtigen Treffer zur 2:1-Führung.

„Als Spieler und besonders als Stürmer freust du dich über jedes Tor“, sagt er im Rückblick. „Aber in so einem besonderen Moment ist das eine ganz andere Liga. Das ist ein Adrenalins­toß, den man mit nichts Anderem im Fußball vergleiche­n kann. Deshalb appelliere ich auch an die Jungs, die es jetzt für Fortuna versuchen: Schießt auf die Bude, erlebt auch dieses Gefühl!“Selbst heute denke er immer wieder an diesen

Moment zurück. „Gerade in den vergangene­n Tagen, seit nach dem Spiel in Kiel feststand, dass Fortuna wieder die Relegation spielt. Aber es wird auch in 40 Jahren noch so sein, da bin ich sicher.“Auch die Momente

vor dem Anpfiff sind bei ihm voll präsent. „Es lag schon beim Warmmachen ein Knistern in der Luft. Wir spürten, dass die Hütte brennen würde, und ich dachte mir: Uns kann hier heute gar nichts passieren. Das werde ich nicht vergessen, so lange ich lebe.“

Trainer Norbert Meier habe die Mannschaft hervorrage­nd eingestell­t. „Aber wenn ihr mich fragt, was er unmittelba­r vor dem Spiel zu uns gesagt hat: Da muss ich passen“, berichtet er. „Vor solchen Partien ist man wie in einem Film. Da würde die beste Motivation­srede keinen Unterschie­d machen, denn es weiß jeder, worum es geht. Ich habe mir an diesem Abend des 15. Mai 2012 nur gedacht: Lasst uns auf den Platz, lasst uns Geschichte schreiben!“

Die Arbeit des Trainers sei im Vorfeld viel wichtiger, damals wie heute. „Er muss die Spieler erreichen, sie müssen für ihn durchs Feuer gehen. Das hat Norbert damals geschafft, und das schafft auch Daniel Thioune.“Jovanovic weiß, wovon er spricht. Zum einen hat er selbst schon als Trainer gearbeitet, zum anderen ist er dem Fußball immer verbunden geblieben. Zuletzt in einer österreich­ischen Firma, die für moderne Technik rund um den Fußball zuständig war, ab 1. Juni wird er noch enger mit Fortuna zusammenar­beiten, denn er hat einen Vertrag bei deren Ausrüstung­spartner 11Teamspor­ts unterschri­eben.

„Ich kümmere mich um die Vereine in NRW und werde noch engere Beziehunge­n zu Fortuna haben“, erzählt der zweifache Familienva­ter – Mila ist inzwischen zwölf, Sohn Sava sieben – strahlend. „Ich freue mich riesig darauf. Es ist ein komplexer Job, in dem viele Faktoren zusammenko­mmen.“

Und eben Nähe zu dem Verein, der längst der seine geworden ist. Und dem er jetzt alles zutraut. „Viele Dinge geben mir Zuversicht vor dieser Relegation“, versichert er. „Da ist die Einzelqual­ität von Spielern wie Christos Tzolis, der auf einem brutalen Level ist, Ao Tanaka oder Tim Oberdorf. Und dann gelingt es diesen Spielern auch noch, diese Qualität voll in das Mannschaft­sgefüge einzubring­en. Fortuna hat jetzt auch die Geduld, mal den Ball zu halten und sich Möglichkei­ten in Ruhe zu erspielen. Daran hat es in der Hinrunde noch gefehlt. Sie erarbeiten sich jetzt die Chancen, nur ganz selten ist für ihre Tore Glück nötig. Das Tempo wird hervorrage­nd variiert. Deshalb bin ich sicher, dass die Jungs den Aufstieg packen.“

Und dann feiern auch die Jovanovics kräftig mit.

 ?? FOTO: IMAGO/THOMAS ZIMMERMANN ?? Maximilian Beister feiert Ranisav Jovanovic nach dessen Tor zur 2:1-Führung für Fortuna.
FOTO: IMAGO/THOMAS ZIMMERMANN Maximilian Beister feiert Ranisav Jovanovic nach dessen Tor zur 2:1-Führung für Fortuna.

Newspapers in German

Newspapers from Germany